Julia Exklusiv 0180
erhob sich von den Knien. „Das klingt ja, als wäre der dritte Weltkrieg ausgebrochen!“
Lois zuckte nur die Schultern und lauschte genau wie alle anderen irritiert dem Lärm, der von oben herunterdrang.
Plötzlich erschien auf dem obersten Treppenabsatz Martina mit vor Wut verzerrtem Gesicht.
Sie rannte nach unten in die Halle, blickte einen Moment lang wild um sich und rief: „Und ihr könnt euch ebenfalls alle zum Teufel scheren!“ Dann stürmte sie quer durch die Halle davon, wobei sie einen Strahler mit einem Fußtritt demolierte und einen Tontechniker höchst unsanft anrempelte, ehe sie in einen der Korridore verschwand.
Der Regisseur klatschte laut in die Hände, um das aufgeregte Geschnatter der Mannschaft zu übertönen. „Okay, ich denke, wir legen eine kurze Kaffeepause ein!“
„Hat diese Zicke jetzt völlig den Verstand verloren?“, fragte Neil. „Ich habe sie zwar schon immer für eine schreckliche Nervensäge gehalten, aber mir war nicht klar, dass sie reif für die Klapsmühle ist! Kein Wunder, dass ihr Exmann neuerdings mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter herumläuft.“ Er lachte. „Diese Giftschlange würde mir auch die gute Laune verderben!“
„Hm“, murmelte Lois, die sich ebenso wie die übrige Mannschaft fragte, worauf Martinas jäher Zornesausbruch zurückzuführen sei.
Der Kaffeewagen wurde hereingerollt, und nachdem man in Ruhe Kaffee getrunken und von Martina nichts weiter gehört oder gesehen hatte, nahmen alle erneut Aufstellung für die nächste Szene.
Doch irgendwie schien der Regisseur heute vom Pech verfolgt zu sein. Denn als er das Zeichen für „Aufnahme“ geben wollte, hörte man draußen einen Wagen vorfahren und mit quietschenden Reifen anhalten.
„Der hat mir gerade noch gefehlt!“, meinte der Regisseur und seufzte, als die Eingangstür geöffnet wurde und ein seltsam aussehender Mann die Halle betrat.
Einen Augenblick lang starrten alle wie gebannt auf den ungewöhnlich großen, dünnen Mann mit den langen grün gefärbten Zottelhaaren. Er trug eine enge schwarze Hose, ein weißes Hemd mit Stehkragen und darüber einen knielangen schwarzen Frack mit Schwalbenschwanz.
Mit dem tief in die Stirn gezogenen und mit einem schwarzen Chiffonschleier umwickelten Hut erinnerte er Lois an einen Sargträger aus viktorianischer Zeit. Neil, der neben ihr stand, starrte die sonderbare Gestalt mit offenem Mund an.
„Du meine Güte!“, rief er schließlich aufgeregt. „Es ist tatsächlich Joe Tucker. Was macht denn der hier?“
Ehe Lois antworten konnte, hatte sich bereits herumgesprochen, wer der ungewöhnliche Besucher war. Die Leute umringten den berühmten Popstar, beglückwünschten ihn zu seiner letzten CD und baten um ein Autogramm.
„Tja, so ist es, wenn man berühmt ist!“ Neil lachte und eilte zu den anderen.
Der Regisseur trat zu Lois und schüttelte ungläubig den Kopf. „Sind jetzt alle verrückt geworden? Der Kerl ist doch nur ein Sänger!“
„Aber er ist sehr erfolgreich und verdient mit jeder CD unzählige Millionen“, klärte Lois ihn lächelnd auf, während sie beobachtete, wie Martinas Lebensgefährte fröhlich auf Drehbücher und was immer man ihm sonst hinhielt seine Unterschrift kritzelte.
Während Lois noch überlegte, ob Robs Exfrau ihren Freund erwartet habe, kam diese auch schon wie eine Furie in die Halle gestürmt.
„Da bist du ja endlich“, kreischte sie und kämpfte sich mit den Ellbogen zu ihm durch. „Was hat dich denn so lange aufgehalten?“ Sie hängte sich bei ihm ein und zog ihn ungeduldig zur Treppe. Auf dem Weg nach oben überhäufte sie ihn mit Vorwürfen, und ihre schrille Stimme war bis in die hinterste Ecke der riesigen Halle zu vernehmen.
„Ich wünschte, jemand würde mir sagen, was heute hier los ist“, beschwerte sich der Regisseur. „Machen wir also einen weiteren Versuch, diese verdammte Szene in den Kasten zu bringen!“
Doch kaum hatten alle erneut Aufstellung genommen, kam Martina bereits wieder die Treppe herunter, im Schlepptau Joe Tucker, der zwei prall gefüllte Koffer trug.
„Ich will dieses verdammte Schloss nie wieder sehen!“, kreischte Martina mit sich überschlagender Stimme. Sie hielt Joe die Eingangstür auf und drehte sich dann nochmals zu der erstaunten Mannschaft um.
„Ich hasse und verachte euch alle!“, rief sie mit gellender Stimme. „Wie kann jemand nur mit einem solchen Flittchen arbeiten!“, fügte sie hinzu und deutete mit vor Wut bebenden Nasenflügeln
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