Julia Exklusiv 0180
war. „Was willst du?“, fragte Sabina kurz angebunden.
„Ich möchte mit dir reden.“
Am liebsten hätte sie ihn über die Sprechanlage abgefertigt. Dann konnte sie notfalls das Gespräch nach Belieben unterbrechen und beenden.
Aber sie hatte sich seinetwegen schon zu oft zur Närrin gemacht und beschämend verhalten. Jetzt ist Schluss, mit allem, dachte Sabina. Aber wenn der Schuft da unten vor ihrer Tür noch sozusagen ein Nachspiel an die lächerliche Komödie anhängen wollte, musste sie das mit Anstand über die Bühne bringen. Yorke nicht hereinzulassen wäre kindisch und albern.
Sie betätigte den Türöffner und wartete. Bald darauf klingelte es an der Wohnungstür.
Sabinas Augen funkelten angriffslustig, und sie bebte am ganzen Körper – ob vor Wut, Unbehagen oder weil sie den gewissenlosen Schuft Yorke Mackinnon trotz allem liebte, wusste sie selbst nicht.
Da sie ihrer Stimme nicht traute, öffnete Sabina wortlos und ging ins Wohnzimmer voraus. Yorke warf energisch die Wohnungstür zu. Es klang, als wäre er zum Äußersten entschlossen.
Das verunsicherte Sabina. Zugleich fand sie ihr Gefühl lächerlich. Yorke war schließlich der Schuldige, nicht sie. Sie riss sich zusammen und drehte sich zu Yorke um, der ihr ins Wohnzimmer gefolgt war. Er wirkte tatsächlich entschlossen, und seine dunkelblauen Augen glitzerten. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein?
„Na gut, rede, wenn es unbedingt sein muss“, forderte sie ihn unfreundlich auf und hob widerspenstig das Kinn. Er sollte gleich wissen, dass er sich die Mühe eigentlich sparen könnte.
„Bist du aus irgendeinem Grund wütend auf mich?“, fragte Yorke unbeeindruckt.
Sabina schluckte trocken und rang um Beherrschung. „Ich lasse mich nun mal nicht gern an der Nase herumführen“, erwiderte sie und ermahnte sich, um Himmels willen ruhig und würdevoll zu bleiben.
„An der Nase?“, wiederholte er.
Mühsam hielt sie sich zurück, um ihm nicht gegen das Schienbein zu treten. „Ich bin an weiteren Lügen nicht interessiert“, sagte sie wütend. „Eigentlich will ich überhaupt nicht hören, was du zu sagen hast.“
Warum hatte sie ihn dann überhaupt in die Wohnung gelassen? Das war eigentlich nicht logisch, gestand Sabina sich ein.
„Yorke, du hast endlich bekommen, was du seit Wochen haben wolltest, und von daher …“
„Nein, das habe ich nicht“, unterbrach er sie.
„Was? Hast du ihn nicht gefunden?“ Der Ring konnte doch nicht verloren gegangen sein? „Ich habe ihn doch …“
„Den Ring habe ich gefunden“, warf Yorke ein. „Aber das ist nicht, was ich wirklich möchte.“
„Dann hast du mich ganz schön getäuscht“, erwiderte sie heftig. Aber trotz aller momentanen Abneigung gegen Yorke war Sabina neugierig geworden. Allerdings würde sie ihn nicht fragen, was er meinte. Oh nein. „Mich hättest du auch haben können, also kann es das nicht sein“, fügte sie hinzu.
„Du wirst ja rot“, bemerkte Yorke freundlich.
„Ach, fahr zur Hölle!“, rief sie und wandte ihm den Rücken zu.
„Ich habe das Gefühl, ich bin schon beinah dort“, erwiderte Yorke.
„Wieso? Nein, sag es mir nicht, es interessiert mich nicht“, behauptete Sabina scharf und drehte sich wieder zu ihm um. Er stand nun dicht vor ihr. Rasch trat sie einen Schritt zurück. Sie versuchte ja, ruhig und gefasst zu bleiben, aber es gelang ihr einfach nicht.
„Das habe ich befürchtet“, sagte Yorke bedrückt.
Das brachte sie noch mehr durcheinander. Sie hätte nie erwartet, dass Yorke jemals Befürchtungen hegte. Wollte er etwa behaupten, er hätte befürchtet, sie interessiere sich nicht für …
Ja, wofür eigentlich nicht? Ach, werd doch endlich erwachsen, ermahnte Sabina sich. Yorke war raffiniert, er trieb nur ein verwirrendes Spiel mit ihr. Sie wusste nicht, worauf er hinauswollte. Aber sollte sie sich das widerspruchslos gefallen lassen? Nein.
„Ich nehme an, dein schlechtes Gewissen hat dich nicht schlafen lassen. Oder was verschafft mir die Ehre deines Besuchs zu dieser frühen Stunde?“, fragte Sabina sarkastisch.
„Es stimmt, dass ich in letzter Zeit nicht gut geschlafen habe“, gab Yorke zu.
Willkommen im Klub, dachte Sabina ironisch. „Bei den vielen Problemen, die dich belasten, wundert mich das gar nicht“, sagte sie schadenfroh.
Er schaute sie nachdenklich an und gleich wieder weg. Wahrscheinlich überlegte er, ob er zustimmen sollte oder nicht. Dann fiel sein Blick auf den Couchtisch, auf dem der
Weitere Kostenlose Bücher