Julia Exklusiv 0180
Briefumschlag mit der brasilianischen Marke lag. Yorke sah rasch hoch. Dass er nun Bescheid wusste, war klar.
„Du hast also von Natalie gehört?“, fragte er, obwohl er die Antwort darauf ja kannte.
„Ja, und du von deinem Cousin“, erwiderte Sabina zornerfüllt.
Yorke wollte etwas sagen, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Der Unterschied ist allerdings, dass ich Natalies Brief erst heute bekommen habe und du den von Rod schon vor einigen Wochen.“
„Ja, das gebe ich zu“, erwiderte Yorke und betrachtete ihre geröteten Wangen und ihre funkelnden braunen Augen.
„Wie großmütig von dir“, rief Sabina. „Würdest du jetzt bitte gehen? Ich habe heute einiges vor – allerdings nicht mit dir.“
„Wir müssen miteinander reden, Sabina.“
„Entschuldige, wenn ich dich korrigiere. Du möchtest mit mir reden. Ich bin daran, wie schon gesagt, nicht interessiert.“
Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Yorke möge bei ihr bleiben – und zwar für immer –, und dem, er solle verschwinden, solange sie noch die Kraft besaß, ihm zu widerstehen.
Schweigend sahen sie einander finster an.
Dann fragte Sabina unwillkürlich: „Worüber willst du denn reden? Es gibt …“
„Sehr vieles, was ich dir sagen möchte“, unterbrach Yorke sie. „Wollen wir uns nicht setzen und in aller Ruhe und so vernünftig, wie wir können, darüber diskutieren …“
Nun unterbrach sie ihn. „Darüber, dass du schon vor einer Ewigkeit gewusst hast, dass Natalie …“ Sabina konnte nicht weitersprechen.
Warum hatte er gesagt „so vernünftig, wie wir können“? Dass er sie für unvernünftig hielt, war ja nichts Neues. Aber hieß das „wir“, dass er seiner eigenen Vernunft momentan nicht traute? Das wäre ja etwas ganz Neues. Eigentlich glaubte Sabina es nicht, aber es verunsicherte sie doch.
„Na ja“, sagte sie schließlich zögernd und fand plötzlich die Idee, sich zu setzen, gar nicht übel. Sie setzte sich auf den einen Sessel und bot den anderen Yorke an. „Mach es dir aber nicht zu bequem“, warnte sie ihn.
Seine Lippen zuckten, und ein seltsames Prickeln überlief Sabina.
„Also, was stand denn nun in Rods Brief?“, fragte sie kühl, um sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
„Ich habe ihn mitgebracht“, erklärte Yorke, zog daraufhin einige beschriebene Seiten aus seiner Jackentasche und hielt sie Sabina hin.
Ungnädig nahm sie den Brief entgegen. „Als Nächstes behauptest du noch, du hättest ihn extra mitgebracht, um ihn mir zu zeigen“, meinte sie bissig.
„Genau deshalb“, bestätigte Yorke.
„Das ist dir aber ein bisschen spät eingefallen, oder? Den Ring hast du ja ohnehin.“
„Ja, ich hätte dir den Brief eher zeigen sollen“, gab Yorke zu. „Aber es ist doch noch nicht zu spät, um offen über alles zu reden.“
„Eher zeigen!“, wiederholte Sabina. „Du hast leicht reden. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, deine Eltern könnten sich mit meinen in Verbindung setzen.“
„Ach nein, ich wusste, dass sie das nicht tun“, erwiderte er seelenruhig. „Mein Vater ist momentan zu beschäftigt, um Golf zu spielen, und meine Mutter hätte niemals deine angerufen, ohne mir das vorher zu sagen.“
„Schön, dass du dir da so sicher bist. Ich wünschte nur, du hättest mir dieselbe Sicherheit vermittelt“, fuhr Sabina ihn an. „Ich bin in Mulberry House doch extra zu dir ins Schlafzimmer gegangen, um dich zu bitten, deinen Eltern die Wahrheit über die sogenannte Verlobung zu gestehen. Ich sagte dir, ich könne meine Eltern nicht anlügen und …“
„Und ich wollte dir die ganze Wahrheit sagen“, unterbrach Yorke sie sanft. „Aber dann haben wir uns geküsst, und danach konnte ich eine Zeit lang nicht mehr klar denken.“
Sabina erinnerte sich daran, wie schön es gewesen war, von ihm umarmt und geküsst zu werden. Damals hatte sie an nichts anderes denken können. War es Yorke ebenso ergangen? Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Nein, Yorke war ein Mann von Welt und hatte sicher schon Dutzende Frauen geküsst. Außerdem behielt er doch immer die Kontrolle über sich. Dass er in irgendeiner Situation nicht klar denken konnte, fand Sabina unvorstellbar.
„Um auf den Brief zurückzukommen“, sagte sie und versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. „An dem Tag, als wir uns bei deiner Großmutter zufällig trafen, wusstest du doch schon, dass wir unsere „Verlobung“ sofort beenden könnten, oder? Du wusstest, dass du mir nur den
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