Julia Exklusiv 0180
vergangener Zeiten gekleideter Männer und Frauen. Der blanke dunkle Eichenboden machte das Zimmer auch nicht gerade gemütlicher, ganz zu schweigen von den dunkelroten Samtvorhängen an den Fenstern.
Lois konnte sich nicht erinnern, jemals einen so zutiefst deprimierenden Raum gesehen zu haben. Es fehlten nur noch Spinnweben an den Bettvorhängen, und ihr künftiges Domizil hätte sich perfekt als Kulisse für einen Horrorfilm geeignet.
Das angrenzende Badezimmer war keinen Deut besser und bestätigte ihre schlimmen Vorahnungen hinsichtlich mangelhafter sanitärer Anlagen. Zaghaft spähte sie durch die offene Tür, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie die vierbeinige Badewanne sah, in der vier erwachsene Männer spielend Platz gefunden hätten.
Sie trat näher und fragte sich verwundert, wofür die zweieinhalb Meter hohe runde Eisenstange in einer Ecke des Bades wohl gedacht war. Was auf den ersten Blick wie ein Folterinstrument aussah, erwies sich bei näherem Betrachten als vorsintflutliche Dusche mit altmodischen Porzellangriffen und einem schüsselgroßen Duschkopf.
„Das darf alles nicht wahr sein!“, murmelte Lois ungläubig und ging seufzend zurück ins Schlafzimmer. Der Gedanke, auch nur eine Nacht in diesem grässlichen Raum samt seinem aus grauer Vorzeit stammenden Badezimmer zu verbringen, war schon schlimm genug, aber es hier sechs Wochen aushalten zu müssen war einfach unvorstellbar.
Andererseits scheute sie jedoch vor einer Beschwerde zurück. Da Filmschauspielerinnen allgemein als besonders schwierig galten, war sie stets bemüht gewesen, sich nicht wie eine Primadonna aufzuführen. Nun aber befand sie sich in einer Zwickmühle, denn wenn sie sich weigerte, dieses unwirtliche Zimmer zu bewohnen, würde es künftig überall heißen, Lois Shelton sei eine Nervensäge und schwer zufriedenzustellen.
Was immer du tust, es wird falsch sein, sagte sie sich und stieß erneut einen tiefen Seufzer aus, denn die Quartiersfrage war noch ihr geringstes Problem. Viel mehr Sorgen bereitete ihr das völlig unerwartete Wiedersehen mit Rob.
Sie wusste nicht, wie sie mit dieser neuen Situation fertig werden sollte. Es war wirklich eine üble Laune des Schicksals, dass ausgerechnet der Mann, den sie am anderen Ende der Welt kennengelernt hatte, sich nun plötzlich als Adliger und Besitzer dieses heruntergekommenen alten Schlosses herausstellte.
Als sie sich vorhin inmitten des geschäftigen Treibens wie versteinert gegenübergestanden hatten, hatte Lois im ersten Schrecken gehofft, dass sich der Marmorboden unter ihren Füßen auftun oder Rob unversehens ein Blitzschlag treffen würde.
Aber leider hatte der Himmel kein Einsehen mit ihr gehabt. Ganz im Gegenteil. Rob hatte sich beneidenswert schnell von seinem Schock erholt und sich einen Spaß daraus gemacht, sie ein wenig zu ärgern.
„Ich fühle mich sehr geehrt, einen so berühmten Filmstar unter meinem bescheidenen Dach willkommen heißen zu dürfen“, sagte er höflich, doch in seinen grauen Augen funkelte unverhohlener Spott.
Er will mich wohl auf den Arm nehmen? dachte sie grimmig und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. Mochte das Schloss auch uralt und baufällig sein, es war gewiss alles andere als bescheiden.
„Sie haben einen sehr ausgefallenen Namen“, fuhr er lächelnd fort, ohne ihre Hand freizugeben. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Frau getroffen zu haben, die Lois hieß.“
„Nein?“ Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, aber gleichzeitig spürte sie sich auf fatale Weise sexuell von ihm angezogen, genau wie vor drei Monaten, als sie ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte.
„Handelt es sich vielleicht um die amerikanische Version der französischen Eloise?“, erkundigte er sich scheinheilig, und um seine Mundwinkel zuckte es, als er sah, wie sich ihre Wangen leicht röteten. „Jedenfalls ist es ein sehr hübscher Name. Finden Sie nicht auch?“
Lois antwortete mit einem Lachen, das in ihren Ohren merkwürdig hoch und schrill klang. „Nun, ich … darüber habe ich noch nie nachgedacht“, entgegnete sie nervös und drehte sich in ihrer Verzweiflung zu dem Aufnahmeleiter um: „Ich fühle mich nach der Fahrt ein wenig müde, Dave“, sagte sie, während sie unauffällig versuchte, ihre Hand Robs festem Griff zu entziehen. „Außerdem möchte ich mich vor dem Treffen mit der Mannschaft noch ein wenig frisch machen. Wäre es möglich, mir erst einmal mein Zimmer zu zeigen?“
„Aber
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