Julia Exklusiv 0180
hinzu: „Der Film spielt zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Damals gab es noch keine Mähmaschinen, sondern das Gras wurde in harter Kleinarbeit per Hand mit der Sense gemäht. Ich habe gehört, dass der Regisseur bei einigen Szenen mähende Bauern im Hintergrund haben möchte, damit alles noch echter aussieht.“
„Kaum zu glauben, dass ein so riesiges Gebäude von nur einer Familie bewohnt wird“, sagte Lois, als der Wagen vor dem mit Säulen geschmückten Haupteingang hielt.
„Sehr gut scheint es ihr dabei nicht zu gehen“, mutmaßte Peggy, während sie ihre Papiere und Schnellhefter zusammenpackte. „Wahrscheinlich ist der Besitzer verarmt wie so manch anderer Landadlige. Dave hat mir nämlich erzählt, dass Lord Ratcliffe außerordentlich froh war, an uns vermieten zu können. Verständlich, denn die Filmgesellschaft bezahlt ihm ein kleines Vermögen.“ Der Fahrer öffnete ihr die Wagentür, und sie stieg aus.
„Sieht aus, als könnte er jeden Penny gebrauchen, der ihm in die Finger kommt“, sagte Lois, die ebenfalls den Wagen verlassen hatte. Mit zusammengezogenen Brauen musterte sie die von tiefen Rissen durchzogenen Stufen der breiten, gewundenen Freitreppe, die zum Hauptportal führte.
Die beiden Frauen folgten dem Fahrer, der ihre Koffer trug, ins Haus. In der saalgroßen Eingangshalle wimmelte es von Schauspielern und Komparsen, viele von ihnen bereits im Kostüm. Lois blickte sich suchend um, doch da hatte Dave Green sie bereits entdeckt.
„Es ist wunderbar, dich zu sehen, Darling“, rief er und bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Du siehst fantastisch aus!“ Man sah ihm an, wie erleichtert er war, dass sie in engen Jeans und T-Shirt unverändert schlank wirkte.
„Wie läuft es?“, erkundigte sie sich und ließ den Blick zur stuckverzierten Decke schweifen.
„Im Moment alles noch nach Plan. Unser allseits geschätzter Regisseur Peter probt gerade einige Szenen im Wintergarten. Aber er freut sich schon, dich heute Abend beim Dinner zu sehen.“ Dave nahm sie am Arm. „Pass auf, dass du über kein Kabel stolperst“, warnte er sie und fragte dann lächelnd: „Was macht morgens die Übelkeit?“
„Nicht so laut!“, mahnte sie leise. „Ist dir nicht klar, dass Sol nur nach einem Grund sucht, den Film platzen zu lassen? Verschon mich also künftig mit derartigen Bemerkungen.“
„Tut mir leid. Du hast natürlich recht.“ Beim Gedanken an Sol Weisers Drohung verschwand Daves Lächeln jäh. „Oh, dort ist unser Gastgeber, Lord Ratcliffe“, wechselte er schnell das Thema und zeigte auf einen großen Mann, der am anderen Ende der Halle mit dem Rücken zu ihnen stand.
„Wie ist er denn so?“
„Absolut göttlich! Die weiblichen Teammitglieder sind allesamt in unseren edlen Lord verknallt. Und dir wird es nicht anders gehen!“
„Ha, ha!“ Daves Collegejargon ging Lois manchmal gehörig auf die Nerven. Dabei war er im Grunde genommen ein netter Kerl, seit Jahren glücklich verheiratet und stolzer Vater von zwei Kindern.
„Nein, ehrlich, das ist kein Scherz!“, beteuerte er und zog sie mit sich. „Ich sage es ungern, aber neben Lord Ratcliffe macht unser männlicher Hauptdarsteller keine sehr gute Figur.“
„Ach komm!“, widersprach Lois. „Neil Gray sieht doch nun wirklich nicht schlecht aus. Und er ist ein verdammt guter Schauspieler.“
Dave zuckte die Schultern. „Nichts gegen Neil. Aber er hat nicht halb so viel Charisma und Sex-Appeal wie unser Lord.“
„Tatsächlich?“ Lois rümpfte verächtlich die Nase, kam jedoch nicht mehr dazu, etwas zu sagen, da ein älterer Kollege sie mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. Es handelte sich um einen bekannten Charakterschauspieler, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Noch während sie sich mit ihm unterhielt, zupfte Dave sie ungeduldig am Arm. „Komm jetzt, Lois“, mahnte er und zog sie mit sich zu dem dunkelhaarigen Mann, der neben einer Marmorsäule stand. „Ich möchte dir gern unseren Gastgeber vorstellen.“
„Zum Teufel, Dave, du hättest mich wenigstens noch ein paar Sätze mit Bart reden lassen können“, beschwerte sie sich.
Dave Green ging auf ihren Protest nicht ein. „Lord Ratcliffe“, sagte er zu dem dunkelhaarigen Mann, der sich langsam zu ihnen umdrehte. „Soweit ich weiß, hatten Sie noch nicht das Vergnügen, unsere berühmte Hauptdarstellerin Miss Lois Shelton kennenzulernen.“
Wer von beiden ein verblüffteres Gesicht machte, war schwer zu beurteilen. Von
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