Julia Exklusiv 0180
solchen Lärm gemacht, dass mich offenbar niemand gehört hat“, entschuldigte sich Rob und lächelte, als das junge Mädchen sich an ihn schmiegte und ihm einen Arm um die Taille legte. „Ich wollte mich nur überzeugen, dass Sie gut untergebracht sind und …“ Er verstummte jäh, nachdem er sich kurz umgesehen hatte. Seine Miene spiegelte das gleiche Entsetzen wider, das auch Lois beim Betreten dieses roten Albtraumzimmers erfasst hatte.
„Meine Güte, ich hatte ganz vergessen, was für ein grauenhafter Raum das ist!“, rief er und musterte mit Abscheu und Faszination zugleich das monströse Bett. „Niemand kann verlangen, dass Sie hier schlafen!“, meinte er, an Lois gewandt.
Sie hörte nicht, was er sagte, sondern stand wie versteinert da. Wieso war ihr nie in den Sinn gekommen, dass Rob verheiratet sein könnte? Und wenn sie sich nur einen Funken Verstand bewahrt hätte, wäre ihr klar gewesen, dass er höchstwahrscheinlich auch Kinder hatte.
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie Vater und Tochter vor sich hatte. Emilys Haar hatte nicht nur denselben dunklen Farbton wie Robs, sie hatte auch seine grauen Augen, seine Größe und schlanke Figur geerbt.
Lois wusste nicht, ob sie sich mehr über ihre eigene Dummheit ärgern sollte oder darüber, dass sie von Minute zu Minute tiefer in Bedrängnis geriet.
Dreh jetzt nur nicht durch, sondern bleib ganz ruhig, ermahnte sie sich. Besser, sie schwieg, statt die ohnehin schon verfahrene Situation noch durch ein unbedachtes Wort zu verschärfen. Wenn sie diesen neuerlichen Schock erst einmal verwunden hatte, konnte sie sich überlegen, wie es weitergehen sollte. Vielleicht war das alles ja doch nur ein böser Traum, aus dem sie im nächsten Moment erwachen würde.
„Tut mir leid, wenn Emily Ihnen mit ihrem Geschwätz auf die Nerven gefallen ist“, entschuldigte sich Rob und musterte mit zusammengezogenen Brauen Lois’ bleiches, von Erschöpfung gezeichnetes Gesicht.
Es war ihm unerklärlich, wie jemand es hatte wagen können, dieses schöne und zauberhafte Geschöpf in ein so grässliches Zimmer zu verbannen. Er würde dafür sorgen, dass dieser unverzeihliche Fehler schnellstens behoben wurde.
„Sicher wollen Sie sich nach der Fahrt ein wenig ausruhen“, fuhr er fort und nahm Emily am Arm. „Wir sehen Sie dann später beim Dinner.“
Lois war noch immer keiner Regung fähig und vermochte nur schwach zu nicken, als Vater und Tochter das Zimmer verließen und die Tür hinter ihnen leise ins Schloss fiel.
Möglicherweise war ihre Schwangerschaft daran schuld, aber sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so müde und zerschlagen gefühlt zu haben. Kaum glaubte sie, ein Problem in den Griff bekommen zu haben, tauchte schon das nächste auf. Soeben noch hatte ihr die Vorstellung eine Gänsehaut verursacht, die Nacht in diesem schrecklichen Bett zu verbringen. Nun war sie froh, sich dort ausruhen zu können, denn sie war einem seelischen und körperlichen Zusammenbruch nahe.
Wenig später streckte sie sich auf der dunkelroten Bettdecke aus und kuschelte sich in ihre leichte Kaschmirdecke, die sie zum Glück eingepackt hatte. Wie gut es tat, endlich zu liegen! Sie seufzte erleichtert auf und hoffte, schnell einzuschlafen.
Doch kurz vor dem Eindämmern ging es ihr jäh durch den Kopf, dass Emily unter anderem ihre Mutter erwähnt hatte. Stand ihr nun auch noch eine Begegnung mit Robs Frau bevor?
Zuerst Ross Whitney und nun Rob Ratcliffe. Wieso muss ich mich immer in verheiratete Männer verlieben? dachte Lois noch, ehe sie vom Schlaf übermannt wurde.
Langsam fuhr sich Lois mit der Bürste durch die roten Locken und zuckte zusammen, als sie sich im Spiegel sah. Dieses blasse, erschöpfte Gesicht, das ihr entgegenblickte, konnte unmöglich derselben Frau gehören, die sich heute Morgen voller Elan und Optimismus auf die Fahrt nach Ratcliffe Hall begeben hatte.
Allmählich entwickelte sich ihre Englandreise zu einem wahren Desaster. Einziger Lichtblick unter all den Tiefschlägen der letzten Stunden war die Tatsache, dass sie die kommenden sechs Wochen nicht in dem grauenvollen sogenannten Staatszimmer verbringen musste.
Sie hatte vorhin geglaubt, gerade eingeschlafen zu sein, da hatte Peggy sie schon wieder wachgerüttelt. Anscheinend hatte Rob sofort nach seinem kurzen Besuch in ihrem Zimmer den Aufnahmeleiter und den Regisseur verärgert in sein Büro zitiert.
„Sie müssen einen überwältigenden Eindruck auf Lord Ratcliffe gemacht haben“,
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