Julia Exklusiv 0180
und die Vase mit den Blumen vorsichtig abstellte. Dann blickte sie sich neugierig um. „Wow! Das sieht hier ja echt ätzend aus!“
„Da hast du recht!“, stimmte Lois ihr bedrückt zu, begann dann jedoch zu lächeln, da Emily völlig fasziniert auf die Straußenfedern starrte, die aus den Bettpfosten ragten.
„Ich bin erst vor einigen Tagen gekommen und war noch nie hier oben“, erklärte das Mädchen. „Manche Zimmer sind wirklich zum Fürchten. Eines ist ganz in einem düsteren Grün gehalten und hat schwere Samtvorhänge. Der reinste Horror!“ Ungeniert kletterte Emily auf das Bett und hopste auf der Matratze herum. „Ihnen hat man das Staatszimmer gegeben, weil Sie ein so berühmter Filmstar sind.“
„Berühmt oder nicht – mir wäre ein kleinerer Raum mit einem modernen Bad wesentlich lieber“, gestand Lois seufzend.
„Da geht es Ihnen wie Dad!“ Emily kicherte. „Er flippt immer völlig aus, wenn das warme Wasser nicht ausreicht. Und auch die Filmleute sind von den sanitären Anlagen nicht unbedingt begeistert. Na ja, in dem Flügel des Hauses, den wir bewohnen, funktioniert ja alles noch einigermaßen. Dad hat sicher nichts dagegen, wenn Sie unser Bad mitbenutzen.“
„Auf das freundliche Angebot komme ich gern zurück“, sagte Lois, während sie sich fragte, wie dieses geschwätzige und seltsam aussehende Schuldmädchen zu diesem Job gekommen war.
Und wer, um alles in der Welt, war Dad? Wahrscheinlich einer aus dem Filmteam, überlegte Lois. Vielleicht Peter Danvers, der englische Regisseur?
„Wow! Das ist ja echt stark!“, rief Emily begeistert, während sie auf dem Bett wie auf einem Trampolin herumsprang.
„Sei vorsichtig!“, warnte Lois, da das Bettgestell unter den heftigen Sprüngen gefährlich ächzte und knarrte. „Wieso bist du eigentlich nicht in der Schule? Soweit ich weiß, beginnen die Ferien erst im Juli.“
„Stimmt.“ Das Mädchen hatte zu hopsen aufgehört und lachte. „Ich hatte das Glück, für einige Wochen vom Unterricht suspendiert zu werden.“
„Suspendiert?“, wiederholte Lois, während sie in ihrer Handtasche nach den Kofferschlüsseln suchte. „Ist das bei euch in England etwas Schlimmes?“
„Na ja, meine Eltern waren darüber nicht gerade erfreut“, räumte Emily ein. „Andererseits hätte der Direktor unserer Schule wirklich keinen solchen Aufstand zu machen brauchen, weil ich einmal die Beherrschung verloren und unserer Klassenlehrerin ein Schimpfwort an den Kopf geworfen habe.“
„Nun …“, sagte Lois zögernd und versuchte, sich an ihre eigene Schulzeit zu erinnern. „Was du da getan hast, klingt nicht gerade nach einem Verbrechen. Aber irgendwie tut mir deine Lehrerin auch leid. Es ist bestimmt nicht einfach, Mädchen in deinem Alter zu unterrichten, die meistens nichts anderes im Kopf haben als Klamotten, Popmusik und Jungs. Wahrscheinlich war deine Lehrerin schon vorher genervt, und du hast ihr mit deiner Schimpftirade noch den Rest gegeben.“
Emily antwortete nicht sofort, sondern schien zu überlegen. „So gesehen haben Sie vermutlich recht“, gab sie schließlich zu. „Wie auch immer, mein Vater hat mich ganz schön zusammengestaucht, und Mom war ebenfalls ziemlich sauer.“
„Du hast es überstanden und wirst diesen Fehler nicht noch einmal machen, stimmt’s?“, meinte Lois mit einem aufmunternden Lächeln zu dem Mädchen, das auf einmal leicht geknickt wirkte. „Immerhin hättest du ohne die Suspendierung diesen Job nicht bekommen, der dir ja offenbar großen Spaß macht.“
„Oh ja, sehr!“ Emily strahlte. „Beim Film ist es noch viel interessanter und aufregender als in der Popmusikszene. Wenn ich älter bin, möchte ich auch gern ein Filmstar werden.“
„Das bedeutet harte Arbeit für wenig Ruhm“, gab Lois zu bedenken, die ihre Kofferschlüssel noch immer nicht gefunden hatte und nun ihre Jackentaschen nach ihnen durchsuchte.
„Meine Mutter meint, ich hätte mit meinem Aussehen sowieso keine Chance beim Film. Mom ist sehr schön“, fügte Emily erklärend hinzu. „Sie war früher Model. Ihr Foto war auf den Titelseiten teurer Zeitschriften abgebildet.“
„Wie schön für sie!“ Lois überlegte, wie sie das Mädchen loswerden konnte, ohne es zu verletzen. „Aber Aussehen ist nicht alles. Noch wichtiger ist das nötige Talent …“
„Hi, Dad!“ Emily sprang mit einem Satz vom Bett und lief auf den großen Mann zu, der im Türrahmen stand.
„Ich habe geklopft, aber Emily hat einen
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