Julia Exklusiv 0227
Nacht nach. Dabei umspielte ein glückliches Lächeln ihre Lippen.
Sich mit Ryan zu lieben war immer etwas Besonderes gewesen, obwohl es in der letzten Zeit ein bisschen zur Gewohnheit geworden war. Aber in der vergangenen Nacht hat sich vieles verändert, ganz neue Perspektiven eröffnen sich uns, sagte sie sich und lächelte verträumt.
Wie Fremde, die zum ersten Mal zusammen waren, hatten sie sich geliebt und die intimsten Geheimnisse des anderen unermüdlich und wie in einem Rausch zu erforschen versucht. Mit ungestümem, kaum zu beherrschendem Verlangen hatten sie sich gegenseitig höchste Lust und höchstes Glück bereitet.
Manchmal hatte Kate es beinah erschreckend gefunden, wie leicht es ihr fiel, wild und leidenschaftlich auf Ryans Zärtlichkeiten zu reagieren und sein Verlangen zu steigern. Ryans hemmungsloses, beinah zügelloses Begehren hatte etwas Dunkles, Geheimnisvolles, und etwas in Kate, das bisher verborgen gewesen war, hatte sie dazu getrieben, ihm auf dieser Ebene zu begegnen.
Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Plötzlich öffnete sie die Augen und richtete sich auf. Ryan war nicht mehr da. Kate war so enttäuscht, dass es ihr selbst absurd vorkam.
Deutlich erinnerte sie sich, dass sie in seinen Armen eingeschlafen war. Ich kann doch sicher erwarten, dass er heute Morgen beim Aufwachen neben mir liegt, nicht zuletzt deshalb, weil wir beide völlig erschöpft waren, überlegte sie und erbebte beim Gedanken an die sinnlichen Gefühle. Sie hatte angenommen, er würde bis mittags schlafen.
Wo mochte er sein?
Sekundenlang lag sie ganz still und lauschte aufmerksam. Aus dem Badezimmer drangen keine Geräusche. Sie betrachtete Ryans zerwühltes Kopfkissen mit leichtem Unbehagen und fragte sich, ob das ganze beglückende, sinnliche Erlebnis nur ein Traum gewesen war.
Dann hörte sie seine Schritte unten im Flur und entspannte sich.
Natürlich machte er sich fertig für die Reise. Sie hatte ja mitbekommen, wie er am Telefon dem Veranstalter erklärte, er würde zum Lunch in Yorkshire sein. Deshalb hatte er keine andere Wahl gehabt und war früh aufgestanden.
Sie schlug die Decke zurück. Sie musste sich beeilen, wenn sie mit ihm fahren wollte. Und das hatte sie sich fest vorgenommen. Für einige Tage würde Louise ohne sie zurechtkommen. Vielleicht würde es Louise sogar von ihren Problemen ablenken.
Unter keinen Umständen lasse ich Ryan aus den Augen, jetzt nicht mehr, sagte Kate sich entschlossen.
Auf einmal merkte sie, dass sie immer noch die schwarzen Strümpfe anhatte. Bei Tageslicht wirkten sie viel zu frivol. Rasch zog sie sie aus, ehe sie sich in das Negligé hüllte und hinunterging.
Unten an der Treppe blieb sie stehen und betrachtete sich. Sie fühlte sich seltsam scheu und wünschte, Ryan würde zu ihr kommen und sie in den Arm schließen. Mit seinen Zärtlichkeiten sollte er ihr beweisen, dass sie nicht geträumt hatte, sondern dass das herrliche Erlebnis Wirklichkeit gewesen war.
Seine Lederreisetasche stand fertig gepackt mitten im Flur, und die Tür zu seinem Arbeitszimmer war angelehnt.
Ruhig durchquerte Kate den Flur und blickte in den Raum. Ryan stand am Schreibtisch und schob irgendwelche Unterlagen in den Aktenkoffer. Als die Tür leise quietschte, drehte er sich um und sah Kate stirnrunzelnd an.
„Habe ich dich gestört? Tut mir leid. Ich wollte dich schlafen lassen.“ Seine Stimme klang irgendwie unpersönlich.
So habe ich mir die Begrüßung bestimmt nicht vorgestellt, dachte Kate enttäuscht. Dennoch zauberte sie ein Lächeln auf die Lippen.
„Ich habe etwas ganz anderes vor“, erwiderte sie betont freundlich und blickte auf die Uhr. „Wie viel Zeit habe ich noch, Louise Bescheid zu sagen und einige Sachen einzupacken?“
Ryan schloss den Aktenkoffer. Dann fragte er ruhig: „Warum das denn?“
„Weil ich mich entschlossen habe, dich zu begleiten.“ Sie lachte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich mir unbedingt Yorkshire für unsere zweiten Flitterwochen ausgesucht hätte, aber ich werde das Beste daraus machen.“
Sie unterbrach sich und suchte auf seinem Gesicht vergeblich nach Anzeichen der Freude oder Zustimmung. „Was hast du? Gefällt es dir nicht, dass ich mitfahren will?“
„Doch, natürlich“, antwortete er gleichgültig. „Aber es ist leider nicht möglich.“ Er deutete ein Lächeln an. „Vielleicht ein andermal.“
Es war ein herrlicher, sonniger Morgen, doch Kate fror plötzlich und
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