Julia Exklusiv 0227
geschrien. Wieder hatte man sie hereingelegt.
Der Zusatz im Testament ihres Vaters war für Randolfo unwichtig gewesen. Er hatte nie beabsichtigt, sie zu heiraten. Als er sie angerufen und ihr mitgeteilt hatte, er sei Testamentsvollstrecker, hatte er sich wahrscheinlich gefreut zu erfahren, dass sie nichts erben wollte. Und als sie dann praktisch im letzten Moment doch noch aufgetaucht war, musste er entsetzt gewesen sein.
Offenbar hatte er mit dem Einverständnis seiner Stiefmutter Ester den Verkauf an Señor Eiga schon vorbereitet gehabt. Julia war es seltsam vorgekommen, dass er sich von ihr vertraglich das Vorkaufsrecht ihres Anteils gesichert hatte. Sie hatte sich jedoch nichts dabei gedacht. Jetzt begriff sie, weshalb er darauf bestanden hatte. Als rücksichtsloser und geschickter Geschäftsmann hatte er sich in jeder Hinsicht abgesichert. Er hatte den Ehrenmann gespielt, während er nur ihre Unterschrift unter dem Vertrag hatte haben wollen.
Er hatte sogar zugelassen, dass sie sich vor ihm demütigte und ihn um Geld bat. Der Betrag war für ihn so unbedeutend, dass er wahrscheinlich insgeheim über sie gelacht hatte. Vermutlich hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, mit ihr zu schlafen. Und sie hatte gehofft, es könnte mehr daraus werden. Sie hatte ihm sogar die Wahrheit über die gelöste Verlobung erzählt und geglaubt, sie könnten anfangen, sich gegenseitig zu vertrauen. Wie naiv und dumm war sie doch gewesen!
Nein, ich werde nicht das Opfer irgendeines Mannes sein, ganz besonders nicht Randolfo Carduccis, sagte sie sich plötzlich und sah sich um. Das Herz war ihr schwer. Nichts hatte sich geändert, und es würde sich auch nichts ändern. Die Männer hier waren Chauvinisten. Ihre Mutter hatte recht gehabt. Es war wirklich das Beste, jede Verbindung mit der Familie Diez und deren Freunden abzubrechen.
Julias einziger Trost war, dass sie Randolfos Vorschlag, aus Gründen der Vernunft zu heiraten, abgelehnt hatte, nicht nur einmal, sondern zweimal. Es wäre eine unerträgliche Demütigung gewesen, wenn sie darauf eingegangen wäre. Sie wusste noch nicht, wie sie ihm jetzt gegenübertreten sollte. Am liebsten würde sie ihm die Augen auskratzen.
„Wo waren Sie?“, fragte Donna wenig später, als Julia in die Küche kam. „Señor Randolfo hat Sie schon gesucht.“
„Ich habe mich von Polly verabschiedet. Ich sehe Randolfo sowieso beim Essen.“
„Okay.“ Donna lächelte. „Wir werden Polly gut versorgen. In einer halben Stunde ist das Essen fertig. Sie haben noch Zeit, sich umzuziehen.“
Eine halbe Stunde später gesellte sie sich zu Randolfo ins Esszimmer. Sie hatte sich so etwas wie einen Panzer zugelegt und viel Make-up benutzt. Das gelockte kastanienbraune Haar fiel ihr über den Rücken, und einige Strähnen umrahmten kunstvoll ihr schönes Gesicht.
Das kurze schwarze Seidenkleid mit den Spaghettiträgern schmiegte sich verführerisch um ihre vollen Brüste, die schmale Taille und die wohlgerundeten Hüften. Sie hatte dieses Kleid noch nie getragen, weil sie der Meinung war, es sei zu kurz und sie zeige darin zu viel nackte Haut. Erst in letzter Minute hatte sie sich entschlossen, es mitzunehmen.
„Julia.“ Randolfo wollte gerade einen Schluck Whisky trinken und hielt mitten in der Bewegung inne.
„Donna hat gesagt, du hättest mich gesucht.“ Sie ging auf ihn zu. „Hoffentlich war es nichts Wichtiges.“ Sie nahm sich zusammen, um nicht zynisch zu klingen. Vielleicht hatte er ja noch einen Funken Anstand und erzählte ihr, dass Señor Eiga die Hazienda kaufen würde. Sie hätte jedoch wetten können, dass Randolfo es nicht erwähnte, und wurde nicht enttäuscht.
„Nein, das war es nicht.“ Er schüttelte den Kopf.
Sie hatte sich gut gewappnet. Alle Gefühle hatte sie verdrängt und empfand nichts anderes als kalte Wut. Nicht einmal Randolfos Anblick – in dem weißen Dinnerjackett und der schwarzen Hose sah er ungemein attraktiv aus – konnte daran etwas ändern.
Sie lächelte. „Würdest du mir bitte ein Glas Champagner einschenken?“
„Du siehst umwerfend gut aus, Julia. Ich wage kaum, dich zu küssen.“
„Dann tu es auch nicht, jedenfalls nicht vor dem Essen.“
Er schob ihr den Stuhl zurecht, und sie setzte sich. Dann nahm er am Kopfende des Tisches Platz. Sie lächelte, als er ihr den Champagner einschenkte. Und sie hörte auch während des Essens nicht auf zu lächeln, obwohl sie kaum merkte, was sie eigentlich aß.
Sie plauderten über verschiedene
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