Julia Exklusiv 0227
„Aber ich muss jetzt aufstehen und packen.“
„Ja, ich weiß.“ Randolfo richtete sich auf und ließ sie allein.
Zwei Stunden später verließ Julia mit ihm das Haus. Sie hatte sich gerade von Donna verabschiedet, als er hereingekommen war, und sie hatte ihn kühl, aber korrekt behandelt. Er hatte sich, wie sie wusste, mit Señor Eiga und dem Rechtsanwalt getroffen. Nur mühsam gelang es Julia, ihn anzusehen. Zweifellos spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Doch er war viel zu höflich, um sie in Gegenwart von Donna darauf anzusprechen. Ich werde ihm im Auto meine Meinung sagen, nahm sie sich vor.
Zu ihrer Überraschung saß jedoch Sanchez am Steuer des Wagens.
„Wo ist der Chauffeur?“, fragte sie Randolfo, nachdem er sich neben sie auf den Rücksitz gesetzt hatte.
Er blickte sie verblüfft an. „Ist es wichtig, wer uns fährt?“
Sie ärgerte sich über seine ironisch klingende Stimme und warf ihm einen feindseligen Blick zu. „Nein, natürlich nicht.“
„Warum bist du dann so zornig?“
„Musst du immer so sarkastisch sein?“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Es tut mir leid, dass du den Eindruck hast, ich sei sarkastisch. Sanchez muss in Santiago etwas erledigen. So können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie man so sagt.“ Er lächelte sie charmant und liebevoll an. Prompt kribbelte ihr die Haut, und sie wünschte, sie würde nicht so heftig auf diesen Mann reagieren.
„Ah ja“, erwiderte sie nur und wandte sich ab. Er sollte nicht merken, was in ihr vorging. Vor Sanchez wollte sie keine Auseinandersetzung mit Randolfo riskieren.
Bald wäre sie wieder zu Hause. War es falsch, dass sie das Geld angenommen hatte, das sie für die Therapie ihrer Mutter brauchte? Und war es überhaupt wichtig, dass Randolfo sie getäuscht und die Hazienda verkauft hatte? Er hatte sie, wenn man es genau nahm, ausbezahlt, damit er die Sache rasch abwickeln konnte. Wahrscheinlich hatte er ihr sogar einen Gefallen getan. Ihr verstorbener Vater hätte ihr kein Geld gegeben, wie sie sich ehrlicherweise eingestand.
Sie hatte alles erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Jetzt hatte sie nur noch den einen Wunsch, wieder in England zu sein und nie wieder nach Chile zurückzukehren. Randolfo war ein verlogener Kerl. Sie musste versuchen, die Liebesaffäre, die letztlich nur eine Sexaffäre gewesen war, zu vergessen. Da ich ihn sowieso nie wieder sehen werde, hat es auch keinen Sinn mehr, ihm meine Meinung zu sagen, überlegte sie und beschloss zu schweigen.
Einige Stunden später standen sie in der VIP-Lounge der Abflughalle. Randolfo legte Julia den Arm um die Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.
„Ich weiß, was dich beunruhigt, Julia. Du bist mir den ganzen Vormittag vorgekommen wie die Katze auf dem heißen Blechdach. Es war eine sehr emotionale Woche und sicher nicht leicht für dich.“ Er streichelte ihr die Wange. „Aber glaub mir, es wird alles gut.“ Sein Lächeln wirkte triumphierend. „Sobald ich aus Japan zurück bin, rufe ich dich an. Dann können wir da weitermachen, wo wir jetzt aufhören müssen.“
Du liebe Zeit, was hat er für ein übersteigertes Selbstbewusstsein, dachte sie. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie konnte sich plötzlich nicht mehr beherrschen. „Du kannst mich anrufen, sooft du willst. Aber auf meine Reaktion kannst du warten, bis du schwarz wirst“, fuhr sie ihn an. Als er ihr den Arm um die Taille legte, stieß sie ihn mit beiden Händen zornig weg.
„Was ist los mit dir?“, fragte er verblüfft.
„Nichts“, erwiderte sie hitzig. „Du bist ein verlogener Kerl. Glaubst du, ich wüsste nicht, weshalb du dir das Vorkaufsrecht hast garantieren lassen? Bildest du dir ein, ich wüsste nicht, dass du mit Señor Eiga den Kaufvertrag für die Hazienda schon vorbereitet hattest? Für wie dumm hältst du mich?“
Randolfo versteifte sich und löste sich von ihr. „Ich habe dich nie für dumm gehalten.“ Er sah sie spöttisch an. „Wie hast du von dem angeblichen Verkauf erfahren?“
„Von dir selbst und Señor Eiga“, erklärte sie. „Du brauchst nichts abzustreiten.“
Er betrachtete ihr blasses Gesicht. „Das habe ich auch gar nicht vor“, sagte er hart. „Es ist gut, zu wissen, was du wirklich von mir hältst. Dann brauche ich keine Zeit mehr zu verschwenden.“
Sekundenlang schien sich Enttäuschung in seinem Gesicht zu spiegeln. Dann wies er auf die Anzeigetafel. „Du solltest einchecken, sonst verpasst du noch dein
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