Julia Exklusiv 0227
„Warum hast du dann Señor Eiga die Hazienda verkauft?“
„Das habe ich gar nicht getan, wie ich dir schon die ganze Zeit zu erklären versuche. Nachdem du verkündet hattest, du wolltest mit dem Erbe deines Vaters nichts zu tun haben, habe ich Señor Eiga vorgeschlagen, seine Hazienda zu kaufen. Er war unter der Bedingung einverstanden, dass er bis zum Lebensende dort wohnen bleiben kann. Bei dem Rechtsanwaltstermin ging es um den Kaufvertrag und nicht darum, die Hazienda deines Vaters zu verkaufen, wie du sogleich angenommen hast.“ Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Vor Ablauf der Frist von sechs Monaten konnte und wollte ich den Kauf nicht abschließen, denn ich bin in erster Linie Geschäftsmann. Es ging mir darum, aus den beiden Gütern einen einzigen riesigen Betrieb zu machen. In dieser Hinsicht war ich mit deinem Vater einer Meinung. Sanchez wird den gesamten Besitz verwalten und hoffentlich beachtliche Gewinne erzielen.“
Julia kam sich ziemlich dumm vor, weil sie geglaubt hatte, Randolfo hätte die Hazienda an Señor Eiga verkauft. Ohne nachzudenken, stieß sie hervor: „Jetzt verstehe ich alles. Als ich plötzlich erschienen bin, warst du misstrauisch und hast befürchtet, ich würde darauf bestehen, dich zu heiraten und dann die Hazienda an einen Dritten verkaufen. Deshalb hast du dir das Vorkaufsrecht gesichert.“ Sie sah ihn ruhig an. „Ich finde es richtig, was du gemacht hast, und ich bin sehr froh, dass Sanchez und Donna mit ihrem Kind auf der Hazienda bleiben können. Sie gehören dorthin – im Gegensatz zu mir. Aber trotzdem verstehe ich immer noch nicht, warum du mir nicht wenigstens kurz vor meinem Rückflug am Flughafen noch die Wahrheit gesagt hast.“
„Mir war klar, dass du diese Frage stellen würdest. Ich war zornig. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Ich bin nicht stolz darauf, wie ich mich dir gegenüber in der einen Woche verhalten habe. Ehrlich gesagt, ich hatte nie die Absicht, dich zu heiraten. Ich will überhaupt nicht heiraten. Wozu auch?“ Er zuckte die Schultern. „Aber ich war wütend, weil du auf meine Anrufe nicht reagiert hast. Und ich war überzeugt, du seist herzlos und geldgierig. Bei deiner Ankunft in Chile hast du kühl, weltgewandt und entschlossen gewirkt und dich nur für Geld interessiert. Das hat mich in meiner schlechten Meinung von dir bestätigt. Deshalb habe ich mich entschlossen, mitzuspielen und dafür zu sorgen, dass du möglichst wenig bekommst. Es tut mir wirklich leid.“ Er verzog die Lippen. „Natürlich kam es mir wie eine Ironie des Lebens vor, als du dich glattweg geweigert hast, mich zu heiraten, ehe ich überhaupt etwas dazu sagen konnte.“
Julias Freude darüber, dass Sanchez ihr Onkel war, war schlagartig verschwunden. Ihr schauderte. Nicht das, was Randolfo gesagt hatte, sondern das, was er nicht ausgesprochen hatte, machte sie traurig: Er hatte mit ihr immer wieder geschlafen, obwohl er sie verachtet und ihr misstraut hatte.
Wie auch immer er sein Verhalten erklärte, die Wahrheit war, er hatte nur Sex mit ihr haben wollen. Warum überrascht mich das eigentlich? fragte sie sich auf einmal. Schon ehe sie sich auf die Affäre eingelassen hatte, hatte sie gewusst, dass Randolfo nichts für sie empfand. Sie straffte die Schultern und ging zurück zum Wagen.
Randolfo holte sie ein und packte sie am Arm. „Julia, verzeih mir.“
Sie blieb stehen. Er bat um Verzeihung? Das musste das erste Mal für ihn sein. „Sicher“, erwiderte sie leise und sah ihn an. Aus seinem Blick las sie Bedauern und noch etwas, was sie nicht definieren konnte. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Unvermittelt wandte Julia sich ab, um nicht wieder auf seinen verführerischen Blick hereinzufallen.
„Danke für deine Erklärung. Aber das ist alles Schnee von gestern. Ich möchte nach Hause, denn es war ein anstrengender Tag.“ Insgeheim gratulierte sie sich zu der Bemerkung.
Randolfo fluchte leise, offenbar war er zornig. Hastig wich sie zurück. Was hatte sie falsch gemacht?
„Ah ja, du hattest einen anstrengenden Tag. Ist das alles? Mehr fällt dir dazu nicht ein?“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Was meinst du, wie ich mich jetzt fühle?“ Er umfasste ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. „Warum hast du es mir nicht erzählt?“, fragte er.
„Wovon redest du?“, fuhr sie ihn an.
„Von Liz, deiner Mutter. Wie Pat, Peter Hattons Cousine, erzählt hat, hatte deine
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