Julia Exklusiv 0227
Aufmerksamkeit war auf den Bungalow gerichtet.
Sehr gut.
Natürlich wäre es besser gewesen, wenn seine „Begleiterin“ ein billiges Flittchen gewesen wäre, aber sie war immerhin eine Frau. Das musste genügen.
Vielleicht war diese steife Lehrerinnenverkleidung ihre Masche, damit sie noch aufreizender wirkte, wenn sie sich auszog. Nikos betrachtete sie und stellte fest, dass die Verwandlung durchaus ihren Reiz haben könnte.
Zu schade, dass er keine Gelegenheit haben würde, sich davon zu überzeugen.
Er setzte sein bestes Macho-Lächeln auf. „Das wurde aber auch Zeit“, wies er sie zurecht, obwohl seine Züge nichts als freudige Erwartung ausdrückten.
Er gab der Dame keine Gelegenheit, etwas zu sagen. „Zeig mir, was unter deiner prüden Schale steckt, Süße“, verlangte er, zog sie an sich und küsste sie.
Aus den Augenwinkeln sah Nikos, dass sein Vater mit offenem Mund dastand und starr auf ihn und die Frau blickte. Aus der Nähe hätte man wahrscheinlich den Schnurrbart des alten Mannes zittern sehen können.
Nikos hätte laut jubeln mögen. Stattdessen presste er die Frau fester an sich und küsste sie stürmischer, da sie sich als viel aufregender erwies, als er erwartet hatte.
Im ersten Moment wirkte sie starr und widerstrebend, passend zu ihrem strengen Äußeren.
Doch dann veränderte sie sich kaum merklich. Das Eis schmolz. Sie seufzte erstaunt auf. Auch Nikos war verwundert, denn in ihrem Kuss lag echte Leidenschaft.
Dann biss sie zu.
Nikos schrie auf. Er wich zurück und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Er blutete. Die Frau hatte ihn gebissen!
„Was, zum Teufel …?“ Er sah sie wütend an. „Wenn Sie sich so verhalten, werden Sie bald arbeitslos sein, Süße.“
„Ich kann auf jeden Job verzichten, in dem ich so geküsst werde.“
„Verlangen Sie fürs Küssen einen Aufpreis?“, fragte Nikos ärgerlich. „Sie gehen mit mir ins Bett, küssen mich aber nicht?“
Sie errötete. „Ich würde nichts dergleichen tun! Was glauben Sie eigentlich …?“
„Ich glaube, dass Sie diese Bibliothekarinnen-Masche allmählich übertreiben.“ Sie würde alles verderben. Sein Vater würde niemals glauben, dass er, Nikos, sich hier mit einem Flittchen vergnügte, wenn das angeblich leichte Mädchen sich wie eine Nonne benahm.
Er konnte nur hoffen, dass sie sich nicht auch noch einbildete, für diesen Auftritt bezahlt zu werden.
„Bibliothekarinnen-Masche?“, fragte die Frau entsetzt.
„Es mag Männer geben, die das sexy finden, Süße, aber ich gehöre nicht dazu.“ Nikos warf einen Blick zum Pool. Inzwischen gab es etliche interessierte Zuschauer, darunter auch seinen Vater, der, wie vom Donner gerührt, dastand. Vielleicht war noch nicht alles verloren.
Nikos streckte die Hand aus und packte die Frau. „Komm!“
Sie versuchte, sich zu befreien, aber Nikos klemmte sich beide Krücken unter einen Arm und legte den anderen um die Frau. Sie wirkten so noch vertrauter miteinander, während er sie ins Haus zog.
Mit dem Gipsbein und der ausheilenden Prellung am Arm war Nikos gerade kräftig genug, die Frau festzuhalten. Er machte die Haustür zu, lehnte sich erschöpft dagegen und schloss die Augen.
Verdammt! Er verkraftete nicht einmal die geringste körperliche Anstrengung. In den letzten Wochen hatte er nicht viel mehr getan, als zu essen, zu schlafen und sich mit seinem Vater zu streiten. Zum Teufel! Nikos hasste diese Schwäche. Er bekam wieder Kopfschmerzen, wie immer, wenn er versuchte, sich länger auf irgendetwas zu konzentrieren.
„Was erlauben Sie sich eigentlich?“, fuhr die verführerische Nonne ihn an. „Öffnen Sie sofort die Tür! Ich will gehen. Auf der Stelle!“
„Nein!“
Sie blickte ihn fassungslos an. „Was soll das heißen?“
„Das kommt nicht infrage.“ Nikos atmete tief ein. „Ich habe Sie bestellt, Sie sind gekommen. Und Sie werden bleiben. Setzen Sie sich.“
Sie folgte seiner Aufforderung nicht, sondern wich einen Schritt zurück. Verdammt! Wenn sein Vater jetzt hereinkommen und nach dem Rechten sehen würde, wäre der Plan gescheitert. Die Dame war vollständig bekleidet und vom Fenster aus deutlich zu sehen.
„Hinsetzen, habe ich gesagt!“, herrschte Nikos sie an.
Sie schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Ich muss gehen. Offensichtlich habe ich mich in der Adresse geirrt.“
„Nein, Sie sind hier schon richtig. Entspannen Sie sich. Wie, zum Teufel, sind Sie an diesen Job geraten?“
Sie richtete sich auf und
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