Julia Exklusiv 0227
vor dem schlechten Einfluss des älteren zu bewahren.
Er hatte Nikos zwar nie befohlen, sich von Alexander fernzuhalten, aber das war auch nicht nötig gewesen.
Der alte Mann war noch nie mit seinem Ältesten zufrieden gewesen.
Nikos hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, seinem Vater gefallen zu wollen. Es machte viel mehr Spaß, ihm ein Dorn im Auge zu sein. Allerdings nur, wenn er das Haus verlassen konnte, sobald die Situation unerträglich wurde.
Nach dem Autounfall war Nikos dazu nicht mehr in der Lage gewesen. Neben dem gebrochenen Bein hatte er sich eine Kopfverletzung zugezogen, die mit Medikamenten behandelt werden musste. Nikos durfte nicht selbst Auto fahren, bis die Behandlung abgeschlossen war, und Stavros erlaubte nicht, dass ihm jemand half.
„Du willst mich hier einsperren!“, hatte Nikos seinem Vater vorgeworfen.
„Nein, ich kümmere mich um dich“, erwiderte Stavros. „Außerdem hast du ja keine dringenden Verpflichtungen, oder? Wie zum Beispiel eine Arbeit.“ Er lächelte zynisch.
Nikos antwortete nicht. Es hatte keinen Sinn. Stavros hatte ihn schon längst als Taugenichts abgestempelt. Nikos tat nichts lieber, als seinem Vater immer wieder Beweise für dieses Urteil zu liefern.
„Es wird Zeit, dass du zur Ruhe kommst“, fuhr Stavros leise fort. „Du wirst hier bleiben, bis du wieder völlig gesund bist.“
Sein Vater ließ sich nicht erweichen, und Nikos konnte niemanden dazu überreden, gegen Stavros’ Anweisungen zu handeln. Er war in diesem Haus gefangen, mit seinem Vater und dessen Vorstellungen davon, wie er, Nikos, sein Leben zu führen hatte.
Darauf hatte Stavros nur gewartet. Direkt vor dem Unfall hatten er und Nikos sich darüber gestritten.
Stavros war zum Bungalow gekommen und hatte Nikos’ Unterlagen über den Konzern mitgebracht. „Mach dich mit deinem Erbe vertraut“, hatte er verlangt.
„Ich weiß alles darüber“, erwiderte Nikos verbittert und legte die Papiere weg.
„Ich bringe dich zur Räson, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“, sagte Stavros und blickte seinen Sohn zornig an.
„Das möchte ich sehen.“
„Tatsächlich“, sagte Stavros ruhig. „Gut. Du kannst dich darauf verlassen.“ Er drehte sich um und schloss die Tür leise hinter sich.
Nikos hatte die Drohung ignoriert und war sehr erfreut darüber, dass sein Vater ihn in den letzten fünf Tagen kaum beachtet hatte. Es war wohl nicht mehr damit zu rechnen, dass Stavros das Vorhaben, „ihn zur Räson zu bringen“, in die Tat umsetzte.
Nikos blickte die Frau an, die so gefasst auf der Couch saß. Sie sah wirklich wie ein Kindermädchen aus. Oder wie eine Nonne.
Armer Alex.
Sie hat bestimmt erstklassige Referenzen, dachte Nikos. Sein Vater würde keine Frau in die Nähe seines geliebten Alex lassen, die nicht mindestens über die Qualitäten einer Mary Poppins verfügte.
„Es tut mir leid“, sagte Nikos, ohne es ernst zu meinen. Er lächelte noch immer.
„Das ist nicht lustig. Ich muss an meinen Ruf denken.“
„Na, der ist jetzt mit Sicherheit ruiniert“, sagte Nikos gut gelaunt.
„Mr Costanides wird außer sich sein.“
„Das hoffe ich inständig.“ Nikos fragte sich, ob der alte Mann schon auf dem Weg zum Bungalow war, um Mary Poppins zu retten.
„Er erwartete mich um drei Uhr“, sagte sie. „Mr Costanides legt großen Wert auf Pünktlichkeit, Fairness und Strenge. Er sagte, sein Sohn würde solche Vorgaben brauchen.“
Tatsächlich? Nikos kannte Alex nicht besonders gut, aber der Junge schien nicht so wild zu sein, wie er, Nikos, es in seiner Kindheit gewesen war.
„Pünktlich, fair und streng. Sie sind bestimmt ein Ausbund von Tugend. Er wird von Ihnen verdammt beeindruckt sein“, sagte Nikos gelassen. „Haben Sie noch andere Vorzüge?“
„Ich benutze keine Schimpfwörter.“
Nikos lächelte amüsiert. „Also macht der kleine Bengel Schwierigkeiten? Na, wir wollen doch nicht, dass er seinem großen Bruder nacheifert, nicht wahr?“
Das Kindermädchen sah ihn verblüfft an. „Großer Bruder? Mr Costanides hat kein zweites Kind erwähnt.“
„Das überrascht mich nicht“, sagte Nikos trocken.
„Allerdings hat er erwähnt, dass Nikos ihm Schwierigkeiten mache.“
„Was?“
Sein Aufschrei erschreckte sie. Aber sie antwortete nicht, sondern presste die Lippen zusammen und machte den Eindruck, als müsste man sie foltern, um ihr weitere Informationen zu entlocken.
„Was haben Sie gesagt?“, fragte Nikos.
Mari Lewis schüttelte
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