Julia Exklusiv 0227
blickte ihn wütend an. „Ich bin sehr gut in meinem Job.“
Sie sah zwar nicht danach aus, aber wenn sie sich erst einmal von der strengen Kleidung befreit hatte, stimmte ihre Behauptung vielleicht.
Nikos musste zugeben, dass sie ihn ziemlich feurig geküsst hatte. Zu schade, dass er keine Gelegenheit haben würde, die Begegnung weiter zu genießen.
„Das werden Sie wohl ein andermal unter Beweis stellen müssen“, sagte Nikos langsam.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde Ihnen überhaupt nichts beweisen. Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, aber Sie müssen mich gehen lassen.“
Halt endlich den Mund! dachte Nikos wütend. Bevor ich die Beherrschung verliere. „Hinsetzen!“
Die Lautstärke seines Befehls schien sie in den Sessel zu drücken. Sie sah ihn zornig an.
„Nicht da.“ Nikos seufzte erschöpft. „So kann er Sie sehen. Setzen Sie sich auf die Couch.“
Sie rührte sich nicht. „Wer? Wovon sprechen Sie überhaupt?“
Nikos antwortete nicht, sondern blickte nur erwartungsvoll auf die Couch. Er konnte seinen Platz an der Tür nicht verlassen, wenn er aufrecht stehen bleiben wollte.
„Ich habe keine Ahnung, was hier gespielt wird“, sagte die Frau leise, stand aber schließlich auf und ging zur Couch hinüber.
„Danke“, stieß Nikos hervor. Er wartete, bis sie sich hingesetzt hatte, und ließ sich dann vorsichtig in den Sessel gegenüber sinken. Die Frau warf einen Blick auf die Tür.
„Versuchen Sie es gar nicht erst!“
Sie sah ihn erschrocken an, blieb aber sitzen.
Nikos war erleichtert, denn in Wahrheit hätte er nicht mehr die Kraft besessen, sie aufzuhalten.
Sie hatte die Hände gefaltet und in den Schoß gelegt wie ein braves Schulmädchen und sah Nikos wachsam und erwartungsvoll zugleich an.
„Sie sind noch nicht lange im Geschäft, stimmt’s?“
„Seit vier Jahren.“
„Vier Jahre?“ Nikos konnte es sich nicht vorstellen.
„Ich habe damit angefangen, während ich meinen Universitätsabschluss machte. Ich bin durchaus qualifiziert für diese Arbeit“, sagte sie bestimmt. „Ich verfüge über ausgezeichnete Referenzen.“
Nikos bemühte sich, ernst zu bleiben. „Die würde ich zu gern sehen.“
Ihre Augen blitzten. „Ihnen würde ich sie bestimmt nicht zeigen! Warum halten Sie mich hier fest?“, fragte sie besorgt. „Es handelt sich um ein Missverständnis. Bitte, ich muss dringend mit Mr Costanides sprechen!“
Nikos streckte das verletzte Bein aus und lehnte sich zurück. „Sie sitzen vor ihm.“
„Sie sind nicht Mr Costanides! Ich kenne Mr Costanides, er ist viel älter und trägt einen Schnurrbart. Er …“
Nikos richtete sich auf. Sie kannte seinen Vater? Verdammt noch mal!
Er konnte es nicht fassen. Sein Vater hatte es vielleicht mit der Treue nicht immer genau genommen, aber Nikos konnte sich nicht vorstellen, dass er sich dazu herabließ, die Dienste eines Mädchens des leichten Gewerbes in Anspruch zu nehmen. Stavros hatte immer viel Respekt vor der Familie gehabt.
„Wer sind Sie?“, fragte er.
„Mein Name ist Mari Lewis“, antwortete sie kurz angebunden.
Der Name sagte ihm nichts. „Die Dame vom Begleitservice?“
„Begleitservice?“ Sie sah ihn irritiert an. „Wovon reden Sie? Ich bin das Kindermädchen.“
Das Kindermädchen?
Nikos blickte sie starr an und spielte die ganze Begegnung in Gedanken noch einmal durch. Allmählich ergab die Sache einen Sinn. Nikos war nicht etwa verärgert, sondern lächelte zufrieden.
Er hatte das neue Kindermädchen geküsst. Er war nur mit einem Handtuch bekleidet vor die Tür getreten und hatte vor den Augen seines Vaters das Kindermädchen seines Halbbruders Alex leidenschaftlich umarmt.
Kein Wunder, dass der alte Mann aussah, als hätte ihn der Schlag getroffen.
Das Vorhaben war besser geglückt, als Nikos je zu hoffen gewagt hatte.
Stavros würde ihn auf keinen Fall weiter in seinem Haus dulden, nachdem er, Nikos, das Kindermädchen des kleinen Alexander entehrt hatte.
Der strenge, zugeknöpfte Stavros würde seinen unmoralischen Erstgeborenen mit einem Tritt hinausbefördern!
Vielleicht würde er sogar seinen jüngeren Sohn als Erben einsetzen. Warum nicht?
Alexander, der vierjährige Spross aus der zweiten Ehe seines Vaters, war für Stavros der Mittelpunkt des Universums, der geliebte und umsorgte Sohn, der Nikos nie gewesen war.
Nikos hatte Mitleid mit dem Jungen.
Er kannte seinen Halbbruder kaum. Stavros bemühte sich nach Kräften, seinen jüngeren Sohn
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