Julia Exklusiv 0227
energisch den Kopf. „Ich hätte gar nichts sagen dürfen. Diese Dinge gehen nur mich und meinen Arbeitgeber etwas an.“
Nikos achtete nicht auf ihre Worte. Er ging auf sie zu und blickte starr auf sie herab. „Wie ist der Name des Jungen?“
Mari Lewis hob den Kopf, als wollte sie ihm zeigen, dass er sie nicht einschüchtern könne. Dann erwiderte sie: „Nikos.“
„Nein!“, protestierte Nikos. „Sein Name ist Alexander.“
„Das stimmt nicht“, erwiderte Mari fest.
Sie zog einen Vertrag aus ihrer Handtasche. „Sehen Sie, hier steht es. Sein Name ist Nikos. Ich habe mich vielleicht in der Adresse geirrt, aber ich weiß immer noch, um welches Kind es geht.“
Ganz offensichtlich.
Stavros war überhaupt nicht schockiert gewesen. Es mochte ihn ein wenig erstaunt haben, dass sein Sohn Mary Poppins geküsst hatte, aber letztendlich hatte er sich dadurch nur in seinem Handeln bestätigt gefühlt.
Die Tatsache, dass sein ältester Sohn sich so schlecht benommen hatte, war für Stavros der letzte Beweis gewesen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Der alte Gauner hatte ein Kindermädchen eingestellt, um ihn, Nikos, zur Räson zu bringen.
„Mr … Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie Sie heißen.“ Die Stimme des Kindermädchens riss Nikos aus seinen Gedanken. „Sie müssen mich jetzt gehen lassen. Ich sollte dringend das richtige Haus finden …“
Nikos blickte sie wütend an.
Sie blinzelte zwar, hielt seinem Blick dann aber entschlossen stand.
Ob sie wohl wirklich so mutig war? Nikos konnte es sich nicht vorstellen. Er würde sie binnen vierundzwanzig Stunden mit Leichtigkeit aus dem Haus getrieben haben.
Nikos lächelte. Erwartete Stavros, dass er einfach aufgeben und sich kampflos bessern würde?
Er schien seinen ältesten Sohn zu unterschätzen.
„Sie haben das richtige Haus gefunden“, sagte Nikos.
„Aber Sie sagten doch …“ Mari Lewis sah sich irritiert um. „Wo ist Nikos?“
Er lächelte zynisch. „Ich bin Nikos.“
Sie blickte ihn fassungslos an.
„Herzlich willkommen, Miss Lewis. Offenbar hat mein Vater Sie eingestellt, damit Sie auf mich aufpassen.“
Dieser Mann war eindeutig verrückt.
Aber er war auch der attraktivste Verrückte, dem Mari je begegnet war. Er hatte dunkelbraune Augen, welliges schwarzes Haar, ein markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen und ein verführerisches Grübchen in der Wange, das sich vertiefte, wenn er lächelte.
Außerdem küsste er wie …
Mari vermied es, genauer über diesen Kuss nachzudenken, denn sie war noch nie so geküsst worden.
Eine weniger willensstarke Frau wäre ihm wahrscheinlich hingerissen zu Füßen gesunken.
Aber sie war aus härterem Holz geschnitzt.
Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen, an ihren Ruf zu denken und zwei liebenswerte, aber lebensuntüchtige Tanten zu versorgen.
Obwohl ihr Herz noch immer schnell klopfte und ihre Lippen noch immer prickelten, musste sie so schnell wie möglich Stavros Costanides finden.
Aber wie? Wer auch immer dieser Mann war, er saß näher an der Tür und sah aus, als würde er sich auf sie stürzen, falls sie einen Fluchtversuch wagte.
„Hören Sie, Mr …“
„Costanides“, half er ihr auf die Sprünge und lächelte kühl, wobei das Grübchen wieder deutlich sichtbar wurde.
Sie sehnte sich danach, es zu berühren. Ihn zu berühren. Mari wandte energisch den Blick ab und sagte ruhig: „Mr Costanides, ich weiß nicht, was Sie im Schilde führen, aber …“
„Fragen Sie sich lieber, welche Absicht mein Vater verfolgt.“
„Ihr Vater?“
„Ja, der berüchtigte Despot Stavros Costanides. Der alte Mann mit dem Schnurrbart.“ Nikos ahmte spöttisch Maris Beschreibung nach. „Der Mann, der Sie eingestellt hat.“
„Als Kindermädchen für seinen kleinen Sohn.“
„Nein, als Kindermädchen für Nikos“, widersprach er und deutete auf seine Brust. „Das bin ich.“
„Das ist doch lächerlich!“
„Ach wirklich?“, sagte Nikos leise. Er wurde plötzlich ernst und rieb sich die Stirn. „Verdammt!“
Mari sah ihn nachdenklich an. Vielleicht ist er gar nicht verrückt, dachte sie. Vielleicht hat er eine Gehirnerschütterung und glaubt, jemand anders zu sein. Auf jeden Fall sah er so aus, als hätte er sich mit etwas Gewaltigem angelegt und den Kampf verloren.
Er trug einen Gips am linken Bein und hielt einen Arm so dicht am Körper, als wollte er seine Rippen schützen. Außerdem entdeckte sie eine frische Narbe an seinem Kinn und einen
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