Julia Exklusiv 0227
finden, die Ihren Vorstellungen entspricht. Sie wird sich gleich auf den Weg machen.“
Nikos gab der Sekretärin die Adresse. „Ich wohne im Bungalow hinter dem Haupthaus. Am Pool findet zwar gerade eine Party statt, aber die Dame kann einfach der Auffahrt folgen und an den Gästen vorbeigehen.“
Nikos betrachtete die Partygäste im Patio hinter dem Haupthaus. Sein sturer, zugeknöpfter Vater brachte gerade einen Fußschemel für Julietta, seine hochschwangere junge Frau. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis er, Nikos, seine Fesseln endgültig abstreifen konnte.
„Ja, Sir, ich werde es Ihrer Begleiterin ausrichten. Sie werden mit ihr zufrieden sein“, versicherte die Sekretärin.
„Davon bin ich überzeugt“, sagte Nikos mit einem zufriedenen Lächeln.
Eine Dreiviertelstunde später klopfte es an der Tür des Bungalows. Es klang energisch und nicht gerade verführerisch. Andererseits war es auch keineswegs leicht, verführerisch zu klopfen.
Vielleicht hatte der Gärtner sie aufgehalten, als sie die Einfahrt entlanggegangen war. Sie sah vermutlich nicht aus, als wäre sie zur Party von Nikos’ Stiefmutter eingeladen. Nikos lächelte und stopfte einige Kleidungsstücke in einen Seesack. Er wollte auf den Augenblick vorbereitet sein, in dem sein Vater ihn aus dem Haus werfen würde.
Nikos wäre schon lange fort gewesen, wenn er selbst hätte fahren können. Doch seit seinem Autounfall vor einem Monat, dem ein Streit mit seinem Vater vorausgegangen war, trug Nikos einen Gipsverband am Bein, der seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Sein Vater hatte sofort die Gelegenheit genutzt, ihn in seinem Haus festzuhalten, um ihn zu überreden, für Costanides International zu arbeiten.
Nur über meine Leiche, dachte Nikos. Das war von Anfang an seine Meinung gewesen.
Er stand auf und ging zur Tür. Es wäre zu schön, wenn der alte Thomas das Flittchen aufgehalten hätte. Dann wäre auch er schockiert von Nikos’ respektlosem Verhalten und würde Stavros nahe legen, das schwarze Schaf der Familie endlich vor die Tür zu setzen.
Andererseits war es vermutlich schwer, Thomas nach dreißig Jahren im Dienst der Familie Costanides zu schockieren.
Doch schließlich ging es Nikos darum, seinen Vater zu verärgern und aufzuregen. Wahrscheinlich würden auch all die Frauen außer sich sein, die sich draußen um seine schöne junge Stiefmutter scharten. Pech. Immerhin hätten sie dann ein Thema, über das sie sich ausgiebig unterhalten konnten.
Nikos war daran gewöhnt, Gegenstand von Klatsch und Tratsch zu sein. Nachdem er herausgefunden hatte, wie sehr sich sein Vater darüber ärgerte, hatte er seinen schlechten Ruf kultiviert. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass es Menschen gab, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich über die Fehltritte anderer das Maul zu zerreißen.
Nikos warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass er und die vollbusige Dame ein großes Publikum haben würden. Mindestens fünfzig der bestgekleideten, reichsten Frauen aus der Umgebung plauderten am Pool, während Julietta bunt verpackte Geschenke für das Baby auswickelte. Juliettas Freundin Deanne, die die Party organisiert hatte, schien ganz Long Island eingeladen zu haben.
Rosa und blaue Ballons wippten im Sommerwind, und die Terrasse war mit Bändern in denselben Farben geschmückt. Nikos hatte die Vorbereitungen am Vormittag grimmig verfolgt.
Er hinkte auf Krücken langsam zur Tür und lächelte zynisch. Außer einem Handtuch um die Hüften trug er nur den Gipsverband, als er die Tür öffnete.
Sie war kein Flittchen.
Sie war nicht einmal richtig blond. Ihr Haar war honigbraun, und sie trug es in einem strengen Zopf. Sie sah auch nicht besonders verführerisch aus, obwohl sie die größten blaugrünen Augen besaß, die Nikos je gesehen hatte. Sie wirkte, wie Nikos verärgert feststellte, anständig wie ein Schulmädchen, in dem schlichten dunkelblauen Rock und der weißen Bluse.
Wenn Debbies Begleitservice eine Frau wie sie für „auffällig“ hielt, steuerte die Firma auf den Bankrott zu. Die Zuschauer würden sehr viel Fantasie brauchen.
Nikos warf einen Blick auf die Partygäste, um zu sehen, ob das Erscheinen der Fremden überhaupt Aufsehen erregte. Keine der Frauen auf der Terrasse jedoch schenkte ihr Beachtung.
Immerhin hatte sein Vater etwas bemerkt. Nikos lächelte selbstzufrieden.
Der alte Mann wirkte neugierig. Er stand neben seiner Frau, die noch immer Geschenke öffnete, aber seine
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