Julia Exklusiv 0227
sich wieder zurücksinken und schloss die Augen. Er atmete zwar heftig, schien sich aber langsam zu entspannen.
„Du bist also Schiffsarchitekt?“, fragte Mari nach einer Weile. „Wie ist es dazu gekommen?“ Es war kein Beruf, in den man zufällig hineinstolperte.
„Ich habe mich immer für Boote interessiert. Es liegt mir wohl im Blut.“ Nikos lächelte bitter. „Die Männer der Familie Costanides haben schon seit Generationen immer irgendetwas mit Schiffen zu tun. Als Kind hatte ich ein Boot. Segeln war meine … Rettung.“ Seine Züge entspannten sich bei der Erinnerung daran. „Ich habe auch gern Schiffe gemalt und entworfen.“ Er zuckte die Schultern. „Niemand hat versucht, mir vorzuschreiben, wie ich es tun soll.“
„Niemand wie Stavros?“
„Er hat mir immer gern Vorschriften gemacht. Ich sollte mich ihm unterordnen. In seinem Geschäft arbeiten. Studieren, was er wollte.“
Und Nikos hätte nie auf ihn gehört, das war Mari klar. Ein Junge wie Nikos, dessen Vater ihn früh verlassen hatte, würde ihn nie genug respektieren, um ihm zu gehorchen.
„‚Geh nach Griechenland‘, sagte er. ‚Geh nach Harvard.‘“, fuhr Nikos fort. „Aber das alles interessierte mich nicht. Ich ging nach Glasgow.“
„In Schottland?“
„Dort konnte ich lernen, was ich wissen wollte.“
„Schiffsarchitektur.“
„Ja, aber mein Vater wusste nichts davon. Er hat nie gefragt, sondern nur gesagt, er würde mich finanziell nicht unterstützen, wenn ich ihm nicht gehorche. Seinetwegen könnte ich mein Leben vergeuden.“ Nikos öffnete die Augen und sah Mari wieder an. „Und er ist der Meinung, dass ich es auch tue.“
Mari wurde plötzlich klar, dass dies der Grund für Nikos’ Playboy-Fassade war.
Da Stavros nicht genug Interesse aufgebracht hatte, um herauszufinden, wer sein ältester Sohn wirklich war, löste Nikos das Problem auf seine Weise. Auf die typische dickköpfige Costanides-Art.
„War das alles?“
„Nicht ganz. Er verlangte, dass ich in den Sommerferien für ihn arbeiten sollte. Um etwas zu lernen, nicht weil er mich bei sich haben wollte. Ich wollte es nicht tun, aber meine Mutter hat mich darum gebeten. ‚Ihr werdet einander näher kommen‘, sagte sie.“ Nikos lachte bitter. „Ich bekam ihn nie zu Gesicht. Zuerst steckte er mich einen Sommer lang in ein muffiges Lagerhaus in Athen und danach in ein stickiges Büro in der Bronx, wo ich nur Formulare ausfüllte. Im darauf folgenden Jahr hatte ich die Möglichkeit, an einem Schiffsprojekt mitzuarbeiten. Mein Vater hat mir Vorwürfe gemacht, ich würde mich um die Arbeit drücken.“ Nikos ballte die Hände zu Fäusten.
„Also hast du beschlossen, ihn denken zu lassen, was er will?“
„Das hat er schon immer getan.“ Nikos schloss die Augen und seufzte. „Jetzt weißt du es.“
Mari saß schweigend auf dem Bett und betrachtete den komplizierten Mann, der nur wenige Zentimeter von ihr entfernt lag. Sie sah den sexy Playboy, den engagierten Architekten und das verletzte Kind. Alle drei verschmolzen zu einem starken, komplexen Mann.
Auch Mari seufzte leise. „Ja, jetzt weiß ich es.“
Er hatte sein Geheimnis preisgegeben.
Nikos erinnerte sich daran, als er am nächsten Morgen die Augen öffnete und den Laptop auf dem Schreibtisch statt auf dem Bett stehen sah.
Er seufzte und rieb sich die Augen. Die vielen Stunden vor dem Bildschirm hatten genau das verursacht, was ihm der Arzt prophezeit hatte.
„Anstrengung und Stress sind schuld an den Kopfschmerzen. Solche Verletzungen brauchen Zeit, um zu heilen“, hatte der Arzt bei Nikos’ letztem Besuch gesagt. „Gönnen Sie sich Ruhe.“
Aber er, Nikos, konnte sich nicht ausruhen, weil er zu viel zu tun hatte.
Zuletzt hatte er sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren können. Als Brian anrief und die Zahlen brauchte, konnte er nicht klar sehen.
Also musste er Mari um Hilfe bitten. Er hoffte, dass sie seinem Vater nichts verraten würde, obwohl auch das nicht so schlimm wäre. Nikos hatte schon seit geraumer Zeit keinen Spaß mehr daran, seinen Vater davon zu überzeugen, dass sein ältester Sohn ein nutzloser Playboy wäre.
Er hielt diese Fassade nur noch aus Prinzip aufrecht.
Das Telefon klingelte, und Nikos stellte fest, dass er es nicht erreichen konnte. Er seufzte und versuchte aufzustehen, da hörte das Klingeln plötzlich auf. Er konnte Mari im Wohnzimmer reden hören.
Mit Stavros?
Es war ihm egal.
Vielleicht sprach sie auch mit ihren Tanten. Nikos
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