Julia Exklusiv 0227
„Nikos!“
„Du willst es“, sagte er. „Du hast es herausgefordert.“
Dann presste er die Lippen auf ihre.
Soviel zum Thema „Kontrolle“.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Wie hatte sie nur je glauben können, dass sie die Situation unter Kontrolle behalten würde, wenn Nikos sie küsste?
Sie konnte es nicht. So einfach war das.
Eine Berührung, ein Kuss – und ihre guten Vorsätze lösten sich in Luft auf. Sie war wie Wachs in seinen Händen.
Schweigend fuhren sie nach Hause. Mari parkte den Wagen in der Garage und gab Nikos wortlos die Schlüssel. Sie konnte ihn nicht einmal ansehen.
Sie würde Spott in seinen Augen sehen, den wissenden Blick eines routinierten Playboys.
Mari lief eilig zum Haus und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Wie sollte sie das alles nur überleben? Sie war das Kindermädchen eines zweiunddreißigjährigen Herzensbrechers! O Mari, du Närrin!
Ihr erster Blick fiel auf den Ordner, den Stavros ihr gegeben hatte. Sie sollte die Artikel eigentlich nicht lesen. Es war unprofessionell, Dinge zur Kenntnis zu nehmen, die ihre Meinung von Nikos beeinflussen würden. Ebenso unprofessionell, wie ihn zu küssen.
Mari betrachtete den Ordner und ballte die Hände zu Fäusten.
Das Telefon klingelte, und Mari nahm ab.
Nikos war bereits in der Leitung und sprach wieder einmal mit Claudia. „Diesmal habe ich dich bestimmt nicht geweckt“, sagte sie sanft und lachte.
Mari legte auf und nahm den Ordner. In den Artikeln stand nichts, was sie nicht schon wusste: Nikos Costanides war ein oberflächlicher, verantwortungsloser Playboy.
Darüber waren sich alle Klatschkolumnisten einig.
5. KAPITEL
Mari hatte sich nie für Zeitungsklatsch interessiert und war der Ansicht, dass man nur wenig davon glauben sollte. Wenn aber auch nur ein Bruchteil von dem stimmte, was sie las, war Nikos Costanides einer der attraktivsten Männer der Welt und besaß einen unstillbaren Appetit auf die schönsten Frauen der Welt.
Es schien keine Schauspielerin oder Sängerin unter vierzig zu geben, mit der Nikos keine Affäre gehabt hatte.
Lieber Himmel!
Mari las bis spät in die Nacht und klappte schließlich den Ordner zu, ohne alle Artikel gelesen zu haben.
Sie knipste das Licht aus, legte sich auf die Seite und nahm sich fest vor, nicht über Nikos nachzudenken.
Dafür träumte sie von ihm. Sie schreckte mehrmals aus Albträumen auf, in denen Nikos bildschöne, berühmte Frauen küsste und zärtlich streichelte.
Am nächsten Morgen war Mari unausgeschlafen und schlecht gelaunt. Es war auch kein Wunder, denn schließlich hatte sie bisher nie solche Träume gehabt.
Sie versuchte sich einzureden, dass die Artikel nichts zu bedeuten hatten, sondern nur die Auflagen der Zeitungen steigern sollten.
Aber Nikos schien wild entschlossen zu sein, ihr zu beweisen, dass die Gerüchte stimmten.
Während der nächsten Tage machte er sich einen Spaß daraus, sich in Maris Hörweite mit verschiedenen Frauen am Telefon zärtlich und laut zu unterhalten.
Natürlich kamen noch immer Claudias unvermeidliche Anrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit. Aber es gab noch andere. Wann immer Mari das Wohnzimmer betrat, telefonierte Nikos mit irgendeiner Frau.
Manchmal machte er sich Notizen, sodass Mari annahm, es handle sich um Geschäftsgespräche. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, um welche Geschäfte es gehen sollte, da Nikos laut der Zeitungsartikel, keinen Beruf ausübte. Doch dann sagte er plötzlich etwas wie: „O Süße, ich liebe es, wenn du so etwas zu mir sagst …“
Sein verführerischer Tonfall ließ Mari mit den Zähnen knirschen. Es war, als wollte Nikos sie absichtlich über seine Affären informieren.
Sollte er doch!
Schließlich war sie nicht an ihm interessiert. Für sie war Nikos nur der lebende Beweis dafür, dass sie fähig war, Leidenschaft zu empfinden.
Er schien nichts anderes zu tun, als zu telefonieren und stundenlang Computerspiele zu spielen. Wenn er nicht gerade mit Claudia oder einer der anderen Frauen in seinem Leben sprach, saß er mit dem Laptop auf dem Bett und blickte konzentriert auf den Bildschirm.
„Was für ein produktives Leben!“, spottete Mari eines Nachmittags, als sie ihm etwas zu essen brachte.
„Wie bitte?“ Nikos sah sie verwirrt an, rieb sich die Augen und lächelte dann ironisch. „Es gibt eben Dinge, die ein Mann tun muss.“
Er gab ihr wirklich keinen Grund, sich für ihn zu interessieren. Sobald Nikos abgereist und damit die Familie Costanides
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