Julia Exklusiv 0227
kein Wort. Obwohl sie für Stavros arbeitete, galt ihre Loyalität nur Nikos. Sie hätte sich auch nicht anders verhalten, wenn dieser wirklich erst vier Jahre alt gewesen wäre. Auch wenn die Eltern das Gehalt bezahlten, war jedes Kindermädchen zuerst seinem Zögling verpflichtet.
Auch bei einem zweiunddreißigjährigen Kind!
Mari und Nikos arbeiteten gut zusammen. Sie entdeckte einen ernsthaften und engagierten Nikos Costanides und beobachtete, wie er die Probleme löste, von denen Brian ihm am Telefon berichtete. Nikos brütete stundenlang darüber und erwog alle Möglichkeiten.
Solche Eigenschaften bewunderte Mari an einem Mann.
Wenn sie zusammenarbeiteten, betrachtete Nikos sie manchmal eingehend, hin und wieder seufzte er dann leise und schüttelte den Kopf.
Mari ahnte, was er dann dachte.
Aber sie hatte keine andere Wahl, als Nikos zu widerstehen, denn eine Affäre mit ihm wäre der sicherste Weg, sich ins Unglück zu stürzen. Sie hatten nicht dieselben Absichten. Nikos wollte nur mit ihr schlafen, sonst nichts.
Manchmal, wenn Maris Verlangen zu offensichtlich wurde und ihre guten Vorsätze sich in Luft aufzulösen drohten, flüchtete sie an den Pool.
An diesem Nachmittag ruhte sich Julietta auf einer Liege am Pool aus, während Alexander am flachen Ende des Beckens spielte. Mari ging zu ihnen.
„Schläft Nikos?“, fragte Julietta.
„Er braucht mich gerade nicht“, antwortete Mari ausweichend. Sie wollte weder lügen noch verraten, dass Nikos am Telefon mit Brian diskutierte. Der schwierige Mr Carruthers hatte am Morgen weitere Änderungswünsche angemeldet, nachdem Nikos den vergangenen Tag damit verbracht hatte, die letzten in den Bauplänen unterzubringen.
Als Brian angerufen hatte, war Nikos vor Wut außer sich gewesen.
Mari tat alles, um ihn zu besänftigen, aber er war nicht in der Stimmung, sich zu beruhigen. „Es gibt nur eine Sache, die mich entspannen würde“, sagte er heftig und ließ den Blick über ihren Körper gleiten.
„Du hast versprochen, mich nicht …“, begann sie.
„Ich weiß, was ich gesagt habe“, unterbrach Nikos sie gereizt. „Wenn du nicht willst, dass ich mein Wort breche, solltest du mich jetzt lieber allein lassen.“
Daraufhin war Mari gegangen.
„Ich langweile mich so“, sagte Julietta jetzt. „Ich fühle mich wie ein gestrandeter Wal oder ein schwangeres Nilpferd.“ Sie seufzte und strich sich über den Bauch.
„Vielleicht sollten Sie in den Pool gehen. Das Wasser würde Sie vom Gewicht des Babys entlasten.“
„Sie haben sicher recht“, stimmte Julietta zu. „Aber ich kann es nicht tun, solange ich mit Alex allein bin. Er ist zwar vorsichtig, vergisst aber, dass er mich zurzeit nicht anspringen darf.“
„Ich komme mit in den Pool.“
Julietta blickte Mari dankbar an. „Würden Sie das tun? Das wäre wunderbar.“ Sie stand schwerfällig auf. „Ich bin so dick geworden“, sagte sie. „Viel dicker als damals mit Alex.“
„Es heißt, dass es bei jedem Baby anders sei.“ Mari nahm sie am Arm, damit Julietta nicht auf den nassen Fliesen ausrutschte.
„Ich bin heilfroh, wenn dieses Kind endlich geboren ist.“ Julietta verzog das Gesicht. „Alex war wenigstens ein Winterbaby.“ Sie lächelte ihrem dunkelhaarigen Sohn zu, der aufgeregt im Wasser auf und ab hüpfte, während sie langsam die Pooltreppe hinunterging.
„Schwimmst du mit mir, Mommy?“, fragte Alex.
„Was hältst du davon, wenn deine Mommy es allein tut und wir beide zusammen schwimmen?“, schlug Mari vor.
Alex sah sie misstrauisch an. Er hatte zwar keine Scheu vor Fremden, verhielt sich aber zurückhaltend, als würde er erst alles sorgfältig prüfen, bevor er sich eine Meinung bildete. Wie sein großer Bruder, dachte Mari.
Erst gestern beim Abendessen hatte sie Nikos gesagt, wie ähnlich ihm sein Halbbruder sei.
„Erzähl das nicht meinem Vater“, sagte Nikos prompt und lächelte dann ironisch. „Oder sag es ihm doch. Es würde ihn sicher verrückt machen.“
Mari wusste nicht, wie Stavros darauf reagieren würde. Sie wusste nur, dass er seinen kleinen Sohn über alles liebte. Mari vermutete, dass er Nikos ähnliche Gefühle entgegenbrachte, aber nicht in der Lage war, sie ihm zu zeigen. Er konnte nicht mit Nikos Fangen spielen, ihn in die Luft werfen oder ihn auf den Schultern durch den Pool tragen.
Hat er so etwas je mit Nikos getan? hatte sich Mari gefragt, sich aber nach einem Blick auf Nikos’ finsteren Gesichtsausdruck nicht getraut, die Frage
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