Julia Exklusiv 0227
fragte sich, ob sie wie Mari waren. Sie hatte ihm vor einigen Tagen erzählt, dass sie nach dem Tod ihrer Eltern bei ihren Tanten aufgewachsen sei. Das erklärte möglicherweise ihre nonnenhafte Art. Er hatte eine Bemerkung zu dem Thema gemacht, um Mari erröten zu sehen, und war sehr erfreut gewesen, als es passierte.
„Ich hatte auch andere Einflüsse in meinem Leben“, sagte Mari ernst. „Mein Onkel Arthur war Tanzlehrer und hatte viel Erfolg bei den Damen. Natürlich nicht so viel Erfolg wie du“, fügte sie hinzu.
Was mochte Mari wohl jetzt über seinen Erfolg bei Frauen denken?
Sie wusste, wer Claudia war und dass „Brianas“ Anrufe in Wirklichkeit Geschäftsgespräche mit Brian waren. Er hatte in den letzten Tagen auch mit anderen Frauen gesprochen. Lucy und ihre Schwester Lola hatten angerufen. Nikos hatte die Anrufe aufgebauscht und dafür gesorgt, dass Mari alles mit anhören konnte.
Sie sollte Stavros’ Meinung teilen und ihn, Nikos, als hoffnungslosen Schürzenjäger abhaken.
Und jetzt?
Es klopfte, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Mari sah ins Zimmer. „Du bist schon wach? Gut. Brian ist am Telefon. Ich soll dir ausrichten, dass Carruthers zufrieden ist.“ Mari lächelte leicht. „Zumindest im Augenblick“, fügte sie mit einem schalkhaften Lächeln hinzu.
Nikos sah es und lächelte auch. Er fühlte sich erleichtert. Nicht nur, weil er Carruthers zufriedengestellt hatte, obwohl das auf jeden Fall ein Grund zum Feiern war.
Mari hatte sich übernommen und steckte bis über die Ohren in Schwierigkeiten. Alles wäre viel leichter gewesen, wenn Nikos wirklich nur ein oberflächlicher Playboy gewesen wäre. Aber das war nicht der wirkliche Nikos, sondern nur der, den er vorgab zu sein, um seinen Vater zu verärgern.
Mari versuchte sich einzureden, dass es keine Rolle spiele. Sie konnte mit keinem von beiden umgehen und wollte es auch nicht. Sie hatte ihre eigene Leidenschaft entdecken wollen, nicht den Mann, der sie in ihr hervorgerufen hatte.
Nach dem nächtlichen Gespräch war Nikos schnell eingeschlafen. Mari hatte ihm eine Schmerztablette gegeben und ihm danach schweigend die Schläfen und den Nacken massiert, um ihm Linderung zu verschaffen.
Sie wusste nicht, ob es helfen würde, aber als sie aufhören wollte, sagte er leise: „Mach bitte weiter.“
Schließlich schlief er ein, und Mari verließ sein Zimmer. Doch vorher drehte sie sich noch einmal um und betrachtete seine Gesichtszüge, die sich im Schlaf nur wenig entspannt hatten. Sie erinnerte sich an das Gefühl seiner Lippen auf ihren.
Dieses Gefühl – die Leidenschaft – würde sie auf einen anderen Mann übertragen. Die Erinnerung an Nikos wollte sie für sich behalten.
Sie wartete, bis er das Gespräch mit Brian beendet hatte, und sagte: „Ich kündige.“
Nikos sah sie überrascht an. „Was? Warum?“
„Du brauchst offensichtlich keine Erziehung. Und ich …“ Alles andere konnte sie ihm nicht erklären.
Nikos ließ ihr auch keine Möglichkeit dazu. „Nein“, sagte er.
„Du wolltest mich doch schon die ganze Zeit loswerden und deinem Vater den Rücken kehren.“
„Mein Vater ist mir egal“, sagte er. „Aber ich will nicht, dass du gehst.“
Maris Herz schlug einen Moment lang schneller, aber sie wappnete sich dagegen. „Warum?“
„Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Brian und ich haben an einem großen Auftrag für einen Reeder gearbeitet. Es geht nicht nur um viel Geld, sondern auch um Prestige. Für die Firma, nicht für mich. Ich habe mehr die Rolle eines stillen Teilhabers. Brian spricht mit den Kunden und koordiniert die Arbeiten. Ich bleibe zu Hause und arbeite an den Bauplänen. Manche Kunden lassen uns viel Freiraum, solange sie bekommen, was sie wollen. Aber dieser Kunde hat seinen eigenen Kopf und ändert seine Meinung ständig, wie du gemerkt hast“, fügte Nikos hinzu. „Ich habe versucht, alle seine Wünsche zu berücksichtigen. Aber wenn ich gerade damit fertig bin, ändert er seine Meinung wieder. Daher kommen die vielen Anrufe. Wir haben auch noch andere Kunden, und ich habe nicht die Zeit, ständig Brians Anrufe zu beantworten und ihm Zahlen vorzulesen, während ich an anderen Projekten arbeiten müsste. Jeder könnte ihm die Zahlen durchgeben, die ich errechnet habe.“
„Also auch ich“, sagte Mari und bemühte sich, nicht enttäuscht zu sein.
Nikos nickte. „Ja. Kannst du tippen?“
„Natürlich.“
„Umso besser.“
„Aber …“ Mari schüttelte den Kopf.
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