Julia Exklusiv Band 0194
einem Esszimmer als dem Platz des gemeinsamen Essens Ausschau. Darum hatten die Vorbesitzer vom großen Wohnzimmer einen Teil in die Küche integriert. An den früheren düsteren Raum erinnerte nichts mehr. Portia stand schweigend in der Tür und betrachtete alles erstaunt.
Plötzlich hörte Portia jemanden rufen. Sie fand einen Mann in der Diele, der zwar interessiert die geschnitzte Holztreppe betrachtete, die in den ersten Stock führte, aber gleichzeitig einen nervösen Eindruck machte. Etwas Elektrisches schien von ihm auszugehen, und Portia fand sein Aussehen geradezu atemberaubend.
„Monsieur Brissac“, räusperte sich Portia verlegen.
Er drehte sich brüsk zu ihr um, doch seine anfängliche Ungeduld schien völlig von ihm abzufallen. Er näherte sich ihr mit Zurückhaltung, während er sie ununterbrochen musterte. „Pardon, aber die Tür stand offen. Verzeihen Sie, dass ich Sie warten ließ, aber mein Flugzeug hatte Verspätung.“
Portia betrachtete ihn aufmerksam. Nein, sich wirklich zu entschuldigen, passte nicht zu diesem Mann. „Wie geht es Ihnen“, fragte sie trotzdem höflich.
Er schwieg für einen Augenblick und musterte sie näher. „Sie sind Miss Grant von Whitefriars Estates ?“
„Ja, unglücklicherweise ist meine Assistentin erkrankt“, gestand sie ihm, während beide sich weiterhin aufmerksam betrachteten.
Er trug einen dunklen Trenchcoat über einem Anzug, und er war jünger, als Portia angenommen hatte. Das Gesicht erhielt sein markantes Aussehen durch das dicke schwarze Haar und die gerade Nase. Der weiche, sinnliche Mund stand in starkem Kontrast zu der breiten, strengen Stirn. Portia hatte sofort den Eindruck, dass sie Schwierigkeiten mit dem Franzosen bekommen würde.
„Ich hatte eine ältere Person erwartet, Mademoiselle“, gestand er schließlich.
Das hatte Portia auch, aber nun mussten sie miteinander zurechtkommen. Sie bemerkte das plötzliche Leuchten in seinen Augen. Er schien ihre Gedanken erraten zu haben.
Rasch erinnerte sie sich nun daran, dass sie nur deshalb zu diesem Haus herausgefahren war, um es möglichst schnell zu verkaufen. Deshalb galt es, dem Käufer die großzügigen Ausmaße der einzelnen Räume vorzustellen und von dem herrlichen Blick auf das Meer während des Tages zu schwärmen.
„Eigentlich schade, dass Sie so spät gekommen sind“, sagte sie freundlich, „denn der Ausblick am Tag ist einer der Vorzüge von Turret House .“
„Ja, das hat man mir bereits mitgeteilt.“ Er zog eine Braue hoch. „Ist er gut genug, um die Architektur des Hauses vergessen zu machen? Also von Charme kann keine Rede sein.“
„Das stimmt. Aber es ist stabil gebaut!“, fügte Portia hinzu und führte den Franzosen die Treppe hinauf in den ersten Stock. Zumindest die Zimmer schienen ihm zu gefallen, und Portia wies darauf hin, dass die Heizung komplett erneuert worden war, genau wie die schlichte, aber vornehme Ausstattung der Zimmer mit eleganter Holzvertäfelung, kostbaren Tapeten, Teppichen und Vorhängen.
Auch die Küche konnte sich schließlich sehen lassen. Da brauchte sie nicht viel hervorzuheben. Das Einzige, was es jetzt noch zu untersuchen galt, war der Turm.
Man gelangte in ihn von der Eingangshalle aus, indem man auf einen Knopf neben der Treppe drückte. Eine Tür in der Holzvertäfelung öffnete sich, und man gelangte in einen kleinen Aufzug.
Portia wusste sich kaum zu beherrschen, ihre Hände waren klamm geworden, der Puls raste, während das Blut vollkommen aus dem Gesicht gewichen war.
„Der Lift bringt einen in den ersten Stock zu den Schlafzimmern, aber auch noch ein Stockwerk höher in das obere Turmzimmer, Monsieur Brissac.“
„Ach so“, lächelte er, „Sie haben sich also noch eine Überraschung für den Abschluss aufgehoben, Miss Grant?“
„Genau“, sagte sie möglichst heiter, obwohl sie wirklich darauf gespannt war, was sie da oben erwartete. „Am besten ist es, wenn wir zu Fuß hinaufgehen, dann den Lift holen und mit ihm wieder hinunterfahren.“ Portia wünschte sich insgeheim, dass sie doch zuvor den Turm inspiziert hätte.
Das Zimmer im Erdgeschoss war ohne Möbel wie die übrigen Räume. Sie war erleichtert, dass nichts mehr von dem vorhanden war, was sie an ihre einstigen Tage in diesem Haus erinnerte. „Ich glaube, dass sich hier die Herrin des Hauses morgens angekleidet und aufgehalten hat. Diese Tür führt zum Aufzug und die daneben zu einer Wendeltreppe zu den oberen Etagen.“
Portia ging mit
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