Julia Exklusiv Band 0194
kennen. Aber das konnte einfach nicht sein, denn einen Mann wie ihn vergaß eine Frau nicht so leicht.
Sie packte die Reisetasche aus, immer wieder tief in Gedanken versunken. Frances schien diesen Brissac bereits gut zu kennen. Vielleicht reiste er öfter in diese Gegend und wohnte dann hier. Oder hatte er etwa andere Ambitionen, da er sie mit so viel Interesse gemustert hatte?
Portia stand erschrocken auf und untersuchte ihr Zimmer, ob sich eventuell eine Durchgangstür zum Nachbarraum finden ließ. Als sie nichts entdeckt hatte, beruhigte sie sich allmählich. Diese innere Angespanntheit musste davon herrühren, dass sie heute seit langer Zeit wieder einmal im Turret House gewesen war. Seltsam, dass diesem Brissac sofort aufgefallen war, wie schlecht sie sich während der Führung gefühlt hatte. Aber morgen würde sie sich besser unter Kontrolle haben, das schwor sie sich.
Portia hatte nicht geplant, im Restaurant des Hotels zu essen, denn in diesem luxuriös eingerichteten Zimmer konnte man sich wirklich wohl fühlen. Warum sich also nicht hier bedienen lassen? Der Kühlschrank hielt außerdem köstliche Getränke bereit, Weine, Liköre und sogar Champagner. Nach dem Essen noch etwas zu lesen würde den Tag abrunden.
Auf einem Glastisch lag die Speisekarte des Hotels. Sie bestellte Tee, um damit die Zeit zu überbrücken, bis der Hummersalat gebracht wurde, den sich Portia als Abendessen bestellte.
Nachdem der Tee serviert worden war, verschloss sie die Zimmertür. Dann machte sie es sich so richtig bequem. Sie löste das Haar und fuhr mit den Händen durch die Locken. Kostüm und Seidenbluse waren rasch ausgezogen, wie auch die Schuhe mit den hohen Absätzen. Dann sank sie mit einem Seufzen auf das Sofa und genoss die erste Tasse heißen Tee. Dazu waren kleine Kekse serviert worden, die den Genuss des Ausblicks auf den in Mondlicht getauchten Park noch erhöhten.
Als sie noch jung war, hatte sie sich oft gewünscht, im Ravenswood zu leben. Denn in unzähligen Magazinen war der hier vorherrschende Luxus gepriesen worden. Darin unterschied es sich von anderen Hotels, in denen Portia gewöhnlich übernachtete.
Nun, heute war es endlich so weit. All ihre Träume konnte sie in einer Nacht ausleben, wenn sie wollte. Lesen, fernsehen oder sich ein Video anschauen, alle diese Möglichkeiten standen ihr offen.
Portia stand auf und zog die Vorhänge zu. Dann nahm sie sich den Roman vor und begann zu lesen, so, wie sie es heute auch zu Hause getan hätte. Doch sie wollte unbedingt auch noch ein ausgiebiges Bad nehmen. Wie herrlich, wenn sie dann am Morgen in dem riesigen Bett aufwachte und jemand ihr das Frühstück servierte.
Es klopfte an der Zimmertür. Pünktlich auf die Minute, dachte Portia und ging barfuß zur Tür, mit einem Hausmantel bekleidet. Doch als sie öffnete, stand ihr nicht der Zimmerservice gegenüber, sondern der elegante Monsieur Brissac.
Für einige Momente starrten sie sich verwundert an, und sein Blick wanderte von ihren bloßen Füßen hinauf zu dem gelösten Haar.
Nervös strich Portia es zurück, aber gleichzeitig errötete sie. Der Franzose hatte offensichtlich vor Kurzem geduscht, denn das Haar war noch feucht. Trotzdem trug er einen vornehmen Anzug, geeignet für ein teures Dinner. „Nun, Miss Grant, sind Sie mit dem Zimmer zufrieden?“, forschte er nach und kam auf sie zu.
Instinktiv wich Portia ein wenig zurück. „Ja, natürlich. Es ist sehr bequem und ansprechend. Aber ich habe mein Abendessen aufs Zimmer bestellt, es müsste jeden Augenblick kommen. Wenn Sie mich also entschuldigen würden …“
„Meine Geschäftspartner ziehen es heute Abend vor, sich vom Jetlag zu erholen. Sie wollen sich lieber ausruhen“, unterbrach er sie vorsichtig. „Da Sie allein speisen wollen, haben Sie vielleicht nichts dagegen, sich später mit mir in der Bar zu treffen, Miss Grant? Dann könnte ich noch ein paar Einzelheiten über den Kauf von Turret House mit Ihnen besprechen.“
Portia dachte nach und wich dem intensiven Blick des Franzosen aus. Seine Geschäftspartner hatten sicherlich vor, den Kaufpreis noch weiter zu drücken. Falls es ihr daher gelingen sollte, die Villa zum angesetzten Preis zu verkaufen, dann wäre das ein doppelter Pluspunkt für sie. Denn hinzu käme, dass es ihr als Frau gelungen wäre, die Interessen von Whitefriars Estates so erfolgreich zu vertreten.
„Also, nach dem Essen in der Bar?“, fragte er, offensichtlich amüsiert über ihr Zögern.
Portia
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