Julia Exklusiv Band 0194
Warum hatte sie seinen Kuss nicht einfach überspielt und die Sache auf sich beruhen lassen?
Als sie an der Schnellstraße ankamen, unterbrach Luc die Stille. „Sie müssen sich keine Sorgen machen, ich werde mein Wort halten.“
Sie sah ihn verdutzt an, dann schaute sie wieder auf die Fahrbahn. „Gut. Aber ich glaube auch nicht, dass meine Geschichte jemanden interessieren würde.“
„Ich meinte doch die Zusage, dass ich das Haus kaufen werde. Aber auch sonst können Sie mit meiner Vertraulichkeit rechnen.“
Portia errötete leicht. Denn daran, dass der Verkauf platzen könnte, hatte sie überhaupt nicht gedacht. „Dann herzlichen Dank, Monsieur Brissac“, sagte sie förmlich.
„Aber eigentlich haben Sie mir viel zu wenig über sich erzählt“, sagte er schließlich.
„Aber meine Aufgabe bestand darin, Ihnen das Haus zu zeigen, und nicht, Sie zu Tode zu langweilen.“
„Das würde mir mit Ihnen nie passieren, wie gesagt. Dazu ist Ihre Geschichte zu traurig.“
„Nun, das ist jetzt vorbei.“
Er sah sie aufmerksam von der Seite an. „Es gibt einen Mann, der Sie glücklich macht?“
„Ja“, gab sie zu. Und das entsprach der Wahrheit, denn wenn sie mit Joe ausging, hatten sie beide stets viel Spaß miteinander.
„Ist Ihr Freund verärgert darüber, dass Sie heute nicht da sind?“
„Es kommt öfter vor, dass Käufer nur am Wochenende freihaben. Joe versteht das.“
„Bewunderungswürdig“, sagte Luc Brissac mit einer großen Portion Sarkasmus in der Stimme.
„Geschäft ist nun mal Geschäft“, sagte Portia, rutschte ein wenig den Sitz hinunter und schloss die Augen.
Für Luc Brissac war das das Zeichen, die Unterhaltung abzubrechen. Stattdessen machte er das Radio an. Es wurde Musik von Vivaldi gespielt. Erst später, als das Programm schon zu Musik von Ravel übergegangen war, sprach er Portia an. „Verzeihen Sie, aber wenn wir von der Schnellstraße herunterfahren, müssen Sie mir sagen, wie wir zu Ihrer Wohnung gelangen. London ist nicht mehr weit.“
Sie setzte sich auf, gähnte kurz und versuchte so zu wirken, als ob sie gerade aus tiefem Schlaf erwacht wäre. „Tut mir leid, aber ich war sehr müde.“
„Sind Sie gestern Abend denn ausgewesen?“
„Nein, ich bin nicht so früh schlafen gegangen.“
„Lebt dieser Mann mit Ihnen zusammen?“
Portia starrte ihn an. „Nein.“ Dann fiel ihr Blick auf die nächste Ausfahrt, die sie nur allzu gut kannte. „Passen Sie auf, hier müssen wir abbiegen!“
Luc fluchte leise vor sich hin und riss das Lenkrad herum. Gleich darauf kam ein Stoppschild. Er musste so stark abbremsen, dass der Wagen hinter ihm keine Chance mehr hatte, rechtzeitig zu halten. Er fuhr mit lautem Krach auf.
Portia schrie, denn ihr Kopf schlug gegen das Seitenfenster.
Luc stellte sofort den Motor ab und löste ihren Sicherheitsgurt. Blut lief von seiner Stirn. Er schien unter Schock zu stehen, denn als er sich zu ihr hinüberbeugte, sagte er zunächst nichts. „Mein Gott, was ist mit Ihnen?“, fragte er endlich. „Sie sehen so blass aus. Haben Sie sich ernsthaft verletzt?“
„Ich fühle mich eher elend“, sagte sie mit Bitternis in der Stimme, während sie sich über die schmerzende Stirn fuhr. „Wer ist das denn da draußen, der mit der Polizei spricht?“
„Das muss der Fahrer sein, der uns draufgefahren ist“, sagte Luc benommen und wischte sich mit einem Taschentuch den blutenden Mund ab. Erst als er vollkommen davon überzeugt war, dass ihr nichts weiter fehlte, stieg Luc aus.
Nach einiger Zeit waren die Personalien aufgenommen, und Luc hatte zu seinem Ärger einen Alkoholtest machen müssen.
Portia hatte inzwischen äußerst starke Kopfschmerzen bekommen, doch sie konnte der Polizei versichern, dass sie keinen Krankenwagen benötigte. Sie versprach, sofort einen Arzt aufzusuchen, falls sich ihr Befinden verschlechterte.
Zum Glück waren beide Autos noch fahrtüchtig, und bald erhielten beide Fahrer die Erlaubnis zur Weiterfahrt.
Luc kam auf Portia zu und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich möchte Sie um Entschuldigung bitten.“
„Wir fahren besser weiter“, sagte sie.
„Ängstigt Sie meine Berührung so sehr?“
„Nein, ich möchte nur rasch nach Hause.“
„Normalerweise bin ich ein sehr zuverlässiger Fahrer“, sagte er wütend. „Wenn Sie mir bereits vorher gesagt hätten, welche Ausfahrt wir zu nehmen haben, wäre ich vorbereitet gewesen, und nichts wäre passiert.“
„Schon gut, es war meine Schuld“, sagte
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