Julia Exklusiv Band 0194
hier nicht viel zu sehen.“
„Ich glaube, die Heizung müsste erneuert werden, damit das ganze Haus gut geheizt werden kann.“
„Man braucht ja nicht in jedem Zimmer zur gleichen Zeit Wärme.“
Er nickte Richtung Treppe. „Lassen Sie uns zurückgehen zur Küche und unser Picknick beginnen. Mal sehen, was im Korb verborgen ist.“
Mehrere Glas- und Thermosflaschen kamen bald zum Vorschein, große Boxen mit Brot und verschiedenen Sorten Käse. Teller und Besteck waren in weiße Tuchservietten eingewickelt.
„Zumindest ist Hummer dabei. Den mögen Sie doch, Portia, oder? Aber es gibt keinen Wein. So was! Nun, dann müssen wir uns mit Mineralwasser und Kaffee begnügen.“
„Was haben Sie da?“, fragte Portia, als sie Luc dabei beobachtete, wie er etwas in Becher füllte. „Wollen Sie als Hotelkoch fungieren?“
Er nickte nur.
„Ach, deshalb kennt man Sie so gut im Ravenswood.“
Er reichte ihr einen Becher mit Brühe. „Versuchen Sie das, Portia.“
Sie nippte davon. „Köstlich“, gestand sie.
Luc setzte den Korb zwischen sie. „So geht es vielleicht ohne Tisch.“
Während sie sich mit riesigem Appetit über die Sachen hermachten, zählte Luc Dinge auf, die am Turret House verändert werden müssten. „Vor allem gefällt mir der Name überhaupt nicht“, bemerkte er, während er ihr ein Stück Roquefort abschnitt.
„Wie wäre es mit Cliff House ?“
Aber er schüttelte missbilligend den Kopf. „Nein, das trifft den Charakter nicht.“
„Es liegt am Rand einer Klippe. Wie wäre Edgecliff ? Nein, das hört sich eher nach einem Romantitel aus der Viktorianischen Zeit an. Mein Schulfranzösisch ist nicht besonders. Wie sagt man bei euch zu Klippenrand?“
„Au bord de la falaise“, sagte er, und Portia lächelte vergnügt.
„Das ist es. Nennen Sie es La Falaise . Dann ist Turret House rasch vergessen.“
„So wie ein Teil Ihrer Vergangenheit, oder?“, fragte er neugierig.
Portia nickte. „Ja, einst war es sogar mein Zuhause“, erzählte sie ihm schließlich.
4. KAPITEL
„Es ist wohl an der Zeit, dass ich mein Versprechen einlöse.“ Portia schwieg einen Moment und begann die Becher abzuspülen. „Könnte ich vorher einen Kaffee haben?“
Luc sah sie nachdenklich an. „Portia, falls es für Sie schmerzvoll sein sollte, mir davon zu erzählen, sollten wir die Vergangenheit ruhen lassen.“
Sie zögerte und hätte ihm am liebsten zugestimmt. Aber irgendwie hatte sie den Eindruck, dass sie es Luc Brissac schuldig war, die Geister der Vergangenheit noch einmal in ihrer Erinnerung wachzurufen. „Ich habe mich selbst stets verrückt gemacht deswegen“, begann sie, als Luc ihr Kaffee einschenkte. „Normalerweise spreche ich nicht darüber, aber wenn es Sie interessiert, können Sie alles erfahren. Im Allgemeinen ist es ja einfacher, Fremden von den inneren Ängsten zu berichten als Bekannten.“
„So sehen Sie mich, als einen Fremden, Portia?“
Sie senkte den Blick. „Also, wenn ich ehrlich sein soll, ich habe versucht, Sie stets nur als interessierten Käufer zu sehen.“
„Versucht haben Sie es?“, fragte Luc nach. „Bedeutet das etwa, dass Ihnen das schwergefallen ist?“
Portia sah ihn verwirrt an und konnte nichts darauf erwidern.
Aber er lächelte ihr nun ermunternd zu. „Also gut, fangen Sie am Anfang an. Sind Sie hier geboren?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich stamme aus einem Dorf, etwa zehn Kilometer von hier. Wir wohnten in einem Haus, das gleich neben der Autowerkstatt meines Vaters lag.“
„Und Ihre Mutter?“
„Sie war eine wunderbare Mutter und Hausfrau. Mein Vater hätte ihr nie erlaubt, einen Job anzunehmen, so sehr verehrte er sie. Er verstand etwas von Autos, aber er hatte stets Mühe, die Leute dazu zu bringen, ihre Rechnungen zu bezahlen. Als ich ein Stipendium gewann für die örtliche Mädchenschule, waren sie mächtig stolz auf mich.“ Sie schwieg und räusperte sich.
Luc streckte ihr die Hand entgegen. „Sollen wir lieber aufhören?“
„Nein, es geht schon. Der Rest ist schnell erzählt. Als ich vierzehn war, kam mein Vater durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Ein betrunkener Fahrer hatte die rote Ampel übersehen.“
„Mein Gott!“ Luc zog seinen Stuhl näher heran und nahm ihre Hand.
Portia erzählte Luc, dass die hohe Verschuldung der Werkstatt ihre Mutter, Christine Grant, ohne Geld zurückgelassen hatte. „Es war eine schwere Zeit für sie, bis Mr. Lewis Radford eine Lösung gefunden hatte. Er war der
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