Julia Exklusiv Band 0194
weshalb denn nicht? Dabei könnte deine Wohnung eine Einsiedlerzelle sein.“
„Nun übertreib nicht. Meine Adresse bekommt nicht jeder. Falls er Kontakt mit mir aufnehmen will, kann er mich im Büro anrufen.“
„Ist er denn nett?“
„Ich denke nett ist nicht gerade der passende Ausdruck für ihn.“
„Also schwerreich. Schließlich will er ja das Turret House kaufen.“
„Ihm gehört eine Hotelkette, und er möchte das Haus als Ausweichmöglichkeit für das Ravenswood-Hotel.“
„Wie heißt er eigentlich genau?“
„Jean-Christophe Lucien Brissac.“ Portia fasste sich an die schmerzende Stirn. „Hast du ein Aspirin für mich? Mein Kopf zerspringt gleich.“
In diesem Moment läutete es an der Tür. Hai Courtney kam zurück. „Warum benutzt du nicht den Schlüssel?“, fragte Marianne.
„Nun, ich wollte vorsichtig sein“, kicherte er. „Ich wusste nicht, ob deine Freundin wissen sollte …“
Portia schmunzelte. „Wenn ich sogar einen habe; tut mir übrigens leid, dass ich so hereingeplatzt bin.“
„Wo du schon von platzen sprichst“, sagte Marianne, „check sie doch einmal durch, Hai.“
„Was gibt es denn? Vertrauen Sie mir, Portia, ich bin Arzt“, sagte er und zwinkerte ihr zu.
Nachdem ihm Portia den Unfall geschildert hatte, zog Hai seinen Medikamentenkoffer hervor, fühlte ihren Puls und beleuchtete die Pupillen. „Verspüren Sie Übelkeit?“
„Ja, ein wenig, als ich hier ankam. Und so ganz ist es noch nicht verschwunden“, gestand sie. „Am schlimmsten sind aber die Kopfschmerzen.“
Hai strich sich das Haar zurück. „Kein Wunder, Portia, sieht nämlich ganz nach einer kleinen Gehirnerschütterung aus.“ Er sah in Mariannes erschrockenes Gesicht. „Könntest du für Portia einige Kekse holen, Liebling? Mit etwas schwachem Tee hat sie dann genug im Magen für die Schmerztabletten.“
Einige Zeit später war Portia dann in der Lage, nach Hause zu gehen. Gerade als sie gehen wollte, läutete ihr Handy. Marianne antwortete für ihre Freundin. „Ja, sie ist hier. Es geht ihr aber nicht so gut, denn sie hat eine leichte Gehirnerschütterung.“ Dann reichte sie Portia das Handy. „Ein gewisser Monsieur Brissac“, sagte sie laut hörbar.
„Hallo“, meldete sich Portia.
„Ihre Freundin sagte mir, dass es Ihnen schlecht geht. Ich hätte Sie zum Arzt bringen sollen.“
„Ich wurde bereits untersucht. Es ist nur eine leichte Gehirnerschütterung.“
„Tut mir so leid, Portia …“
„Es geht schon“, versicherte sie ihm. „Und wie geht es Ihrem Mund?“
„Deshalb habe ich nicht früher angerufen. Die Zähne haben die Lippe verletzt. Und da es nicht aufhörte zu bluten, musste sie genäht werden.“
„Das ist Pech. Ich hoffe, dass es bald besser geht. Gute Nacht.“ Sie legte auf.
„Sind Sie denn sicher, dass Sie gehen können? Ich habe den Wagen da“, sagte Hai.
„Ich wohne nur ein paar Straßen weiter. Der Spaziergang wird mir guttun.“
„Wir begleiten dich besser“, sagte Marianne.
„Nein, bitte nicht. Mir geht es gut“, sagte Portia besorgt. Aber nichts konnte ihre Freundin von ihrem Entschluss abbringen. Beide waren erst zufrieden, als sie Portia sicher zu ihrer Wohnung gebracht hatten.
„Übrigens, dieser Brissac hat eine sehr sexy Stimme. Ich mag seinen Akzent“, sagte Marianne. „Warum nur sollte er deine Adresse nicht kennen?“
„Ich sagte dir doch, dass es rein geschäftlich ist.“
„Schade.“
„Legen Sie sich gleich schlafen, Portia“, riet ihr Hai. „Und morgen gehen Sie zu ihrem Hausarzt.“
Marianne seufzte zufrieden. „Ist er nicht fabelhaft? Ich liebe seine Fürsorge.“
Hai schüttelte kichernd den Kopf, legte den Arm um Marianne und zog sie zum wartenden Aufzug.
Portia würde den Blick, den Marianne ihr zuwarf, als sich die Fahrstuhltüren schlossen, nicht so schnell vergessen. Sie ging in ihre Wohnung zurück und ließ sich ein Bad ein. Das war ein wunderbarer Ort, um sich selbst zu bemitleiden.
Als sie endlich im Bett lag, den schmerzenden Kopf auf einige Kissen gebettet, überlegte sie, wie sich Luc Brissac wohl in diesem Augenblick fühlte. Sich in seinem Auto schlafend zu stellen war eine äußerst schlechte Idee gewesen. Wenn sie ihm rechtzeitig Bescheid gesagt hätte, wäre der Unfall mit Sicherheit nicht passiert.
Aber viel wichtiger war, dass Turret House nun endlich aus ihrem Leben verschwunden sein würde, überlegte sie. Die restlichen Formalitäten würden sicher durch Luc Brissacs Mitarbeiter
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