Julia Exklusiv Band 0194
an. „Das wirst du, irgendwann. Aber heute ist das noch zu neu für sie. Schließlich habe ich vorher keine andere hergebracht.“
„Andere?“
„Ja, ich bin doch kein Junge mehr. Natürlich hat es hin und wieder Frauen in meinem Leben gegeben. Aber du bist anders … Ich will dich als meine Frau, Portia.“
Sie sah ihn geschockt und schweigend an.
„Willst du mich denn nicht?“, fragte er entsetzt.
„Du weißt, dass ich dich liebe, aber ich werde dich nicht heiraten.“
Luc ließ sie los und trat etwas zurück, um sie genauer zu betrachten. „Dann erkläre mir bitte, warum nicht.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist nichts Persönliches gegen dich, Luc.“
„Ach so! Bedeutet es etwa, dass du bereits verheiratet bist?“
„Nein, ich war nur zu dumm, sonst hätte ich es nie so weit kommen lassen. Eigentlich habe ich nicht geglaubt, dass du mich heiraten willst.“
„Habe ich denn einen so undurchschaubaren Charakter?“, fragte er voller Bitterkeit.
„Das nicht, aber ich dachte, du wolltest nur eine Liebesbeziehung. Ohne Forderungen nach fester Bindung. Und du siehst ja, dass die Umstände uns nicht begünstigen. Die anfängliche Intensität hat doch merklich abgenommen.“
„Das liegt aber nur daran, dass wir uns so wenig sehen. Wenn wir verheiratet wären oder wenigstens zusammenlebten, würde dieses Feuer, das ich für dich empfinde, nie verlöschen. Außerdem weißt du nur zu gut, wie sehr wir uns körperlich und geistig anziehen.“
„Luc, bitte dräng mich nicht. Wenn wir uns wieder in London treffen, werde ich dir alles erklären, aber nicht hier.“
Er sah sie schweigend an und zeigte dann auf das Bett. „Und wenn wir uns nun lieben würden?“
„Das würde keinen Unterschied machen.“
„Dann sollte ich dich nicht weiter stören“, sagte er kalt, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Portia war geschockt von seiner Reaktion. Weinend zog sie das Abendkleid aus, machte sich fertig für die Nacht und saß schließlich verbittert auf dem Bett. Wenn sie doch Luc Brissac nie getroffen hätte, wünschte sie sich. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie hoffnungslos verliebt, aber das war wahrscheinlich genau der Punkt: Es war hoffnungslos. So grübelte sie noch eine ganze Zeit und ärgerte sich über sich selbst, wie sie nur so weit hatte gehen können, hier in Frankreich anzureisen.
Portia fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Deshalb stand sie schon früh am nächsten Morgen auf. Es würde die beste Zeit sein, um ungestört mit Luc zu sprechen, bevor sie sich von Madame Brissac verabschiedete. Danach gab es für sie nur noch die Fahrt zur Fähre in St. Malo und die Rückreise nach London.
Als sie auf der halben Treppe angekommen war, hörte sie Madame in ihrem kleinen Zimmer sprechen. Sie hasste es zu lauschen, doch als sie ihren Namen hörte, setzte sie das Gepäck ab und war überrascht, wie viel sie von dem Französisch verstand.
Madame Brissac telefonierte offensichtlich. „Luc war ganz erfolgreich“, sagte sie triumphierend. „Er hat genau das erreicht, was ich mir gewünscht habe, denn die Frau scheint völlig verliebt in ihn zu sein. Leider“, fügte sie hinzu, „scheint auch Luc etwas für sie zu empfinden. Ein großer Fehler, wie ich meine.“
Dann trat eine größere Pause ein, bis Madame ärgerlich auffuhr. „Nein, Ghislaine, ich irre mich nicht, es war ihr Fehler. Meiner Meinung nach hat sie ihn auf dem Gewissen.“ Nach einer Pause fuhr sie fort. „Luc ist auf dem Weg zu dir. Ich habe ihm gesagt, dass du einen Unfall gehabt hättest. Halte ihn so lange bei dir fest, wie du kannst.“ Regine Brissac legte auf. Dann kam sie aus dem Zimmer und fand Portia wie angewurzelt auf der Treppe stehen. „Ah, Mademoiselle Grant“, sagte sie wie unbeteiligt. „Sie sind aber früh auf.“
„Ja, und es tut mir leid, dass ich Ihr Gespräch mit angehört habe“, sagte Portia und sah in die kühlen Augen der Gastgeberin.
„Nun, was soll’s. Luc hat jedenfalls meinen Plan gut ausgeführt. Ich habe ihn zu der … Suche angestiftet.“
„Suche?“
„Ich habe einen Privatdetektiv beauftragt, Sie ausfindig zu machen.“
„Aber warum denn nur?“ Portia starrte die ältere Frau an. „Ich verstehe das Ganze einfach nicht. Welches Interesse sollten Sie an mir haben?“
Regine Brissac sah sie irritiert an. „Dann wird es wohl Zeit, dass wir offen miteinander sprechen, oder? Sie wollen abreisen, ohne mit Luc gesprochen zu
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