Julia Exklusiv Band 0194
ich kann, genau wie Ghislaine und Amelie mit ihren Familien.“
„Ja sicher“, gab Madame Brissac unwillig zurück. „Lassen Sie mich Ihnen noch etwas von der Pastete geben, Mademoiselle. Man muss sie drei Tage vorher zubereiten, damit sie das richtige Aroma erhält.“
Portia hatte keine andere Wahl, als ein zweites Stück Pastete zu akzeptieren, obwohl ihr leicht der Appetit verging, als Madame Brissac ihr mitteilte, was alles verwendet wurde, um das Gelee anzurichten, unter anderem Kalbsfüße.
Zum Nachtisch gab es kleine Kuchen mit kandierten Früchten und Marmelade. Madame Brissac informierte sie, dass das Clothildes Spezialität sei.
Nach dem Essen wurde noch Kaffee gereicht, und man saß am Feuer. Portia fielen fast die Augen zu.
„Sie müssen sich etwas hinlegen“, befand Madame Brissac.
Portia stimmte dem gern zu. Die Müdigkeit kam aber weniger von der Reise als von dem ausgiebigen Mittagessen. Üblicherweise nahm sie ja nur ein Sandwich zu sich. Während sie also allein auf ihr Zimmer ging, hatte ihre Gastgeberin ihren Sohn um Hilfe gebeten.
„Nur eine Stunde“, hatte Luc ihr noch zugerufen. „Dann machen wir einen Spaziergang im Garten.“
„Und danach gibt es englischen Tee“, sagte Madame Brissac gleich darauf.
„Danke, ich freue mich schon“, sagte Portia erschöpft. Ihr fiel es sogar schwer zu lächeln.
Sobald sie im Bett lag, fiel sie in einen tiefen Schlaf. Doch ungefähr nach einer Stunde wachte sie auf. Rasch kleidete sie sich an und schminkte sich ein wenig. Danach ging sie nach unten.
Auf der Hälfte der Treppe kam Luc ihr entgegen. Er war im Garten gewesen und hatte vom Wind zerzaustes Haar, aber eine frische Gesichtsfarbe. „Du bist aber pünktlich“, sagte er glücklich und küsste sie. „Hattest du etwa geglaubt, ich würde in dein Zimmer kommen, falls du dich verspätest?“
„Genau, und du weißt, dass das deine Mutter nicht schätzen würde.“
„Ja, darum hat sie mich wahrscheinlich gleich nach dem Essen wohl auch hier unten festgehalten.“
„Ja. Macht sie das denn immer, wenn du Gäste hast?“
„Nein, sonst kommen nur Männer oder Ehepaare. Du bist die erste Frau, die ich ihr vorgestellt habe.“ Luc geleitete sie durch eine Glastür in den Garten.
„Das hättest du mir früher sagen sollen, bevor …“
„Wärst du dann nicht gekommen?“ Sie gingen durch eine Allee und schwiegen für eine Weile. „Weißt du, das hatte ich schon gedacht. Aber ich wollte unbedingt, dass du Beau Rivage siehst. Als mein Vater es kaufte, war ich schon sechzehn. Doch in dem Moment, als wir durchs Tor fuhren, war ich dem Ganzen hier verfallen.“
„Das kann ich verstehen.“
Sie blieben nahe am Fluss stehen. Hier wehte ein stärkerer Wind, und Portia fröstelte ein wenig.
„Dir ist ja kalt“, sagte Luc und nahm sie in den Arm. „Komm, lass uns wenigstens noch um das Haus gehen. Dort befindet sich der Küchengarten mit seinen Kräutern. Danach bekommst du deinen heißen Tee. Ich habe ihn speziell für dich in Paris gekauft, mein Schatz.“ Er musterte ihr Haar, eine Locke hatte sich gelöst, obwohl es hochgebunden war. „Ach, lass doch das Haar heute Abend offen.“
Aber sie schüttelte den Kopf. „Besser nicht, Luc. Bei Tisch fühle ich mich nicht gut damit.“
„Tue es einmal für mich“, sagte er zwinkernd.
„Also gut, aber nur heute.“
Luc lächelte ihr glücklich zu. „Heute Nacht werde ich zu dir kommen.“
„Nein, bitte nicht im Haus deiner Mutter.“
„Aber es gehört doch mir. Und ich habe großes Verlangen nach dir.“
„Ich sehne mich auch, aber bitte nicht hier.“
„Heißt das, dass wir uns erst wieder lieben können, wenn wir uns das nächste Mal sehen?“
„Ja, tut mir leid. Vielleicht hätte ich nicht kommen sollen, denn ich gehöre einfach nicht hierher.“
„Das ist doch Unsinn!“ Luc explodierte fast.
„Wenn wir uns in London treffen, dann ist es wie zwischen zwei Gleichberechtigten. Hier auf Beau Rivage wird mir nur immer wieder deutlich bewusst, wie unterschiedlich doch unser Familienhintergrund ist.“
„Glaubst du, dass mich das interessiert?“
„Nein, aber deine Mutter.“
Luc nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Meine Mutter hat in meinem Leben nichts zu bestimmen, Portia. Außerdem hatte dieses Haus, als mein Vater es kaufte, noch nicht einmal die Hälfte des Wertes wie das in Paris. Meine Mutter stammt von bretonischen Bauern ab, und mein Vater war nur Architekt. Also, nichts mehr von ich gehöre
Weitere Kostenlose Bücher