Julia Exklusiv Band 0194
und sperrte auch das Handy für weitere Anrufe.
Portia stürzte sich in ihre Arbeit, um sich abzulenken. Die Fragen ihrer Kollegen nach dem Grund ihre frühen Rückkehr aus Frankreich erklärte sie mit umdisponierten Urlaubsplänen.
In den nächsten Tagen verführte sie Lucs Stimme auf dem Anrufbeantworter fast dazu, sich bei ihm in Paris zu melden. Doch stattdessen rief sie Marianne an.
„Du kannst heute kommen, denn Hai hat Bereitschaftsdienst“, sagte sie. „Aber warum bist du nicht in Frankreich?“
Später unterhielten sich die beiden Freundinnen. Marianne traute ihren Ohren kaum, was sie von Portia erfuhr. Immer wieder musste sie nachfragen, um die Einzelheiten zu verstehen. Zum Schluss musterte sie Portia schweigend. „Aber wie auch immer, bist du sicher, dass du Luc nicht wiedersehen willst?“
„Nein.“
„Was heißt das? Nein, dass du nicht sicher bist, oder nein, dass du ihn nicht sehen willst?“
„Beides wohl“, gestand Portia schließlich ein.
„Und welche Seite siegt?“
„Keine Ahnung. Aber ich kann ihm einfach nicht verzeihen, dass er sich doch irgendwie dem Plan seiner Mutter angeschlossen hatte.“
„Wenigstens kannst du froh sein, dass du sie nicht zur Schwiegermutter bekommst. Mit Hais Mutter komme ich ganz gut zurecht.“
„Du kommst mit jedem aus. Aber sag mir lieber, wann die Hochzeit ist.“
„In diesem Sommer, und du wirst die Brautjungfer sein.“
Die Vorbereitungen zu Mariannes Hochzeit gaben Portia viel Gelegenheit, sich abzulenken, um die Leere nicht zu spüren, die Lucs Abwesenheit bei ihr hervorrief.
Zuerst hatte sich Luc noch bemüht, sie telefonisch irgendwie zu erreichen. Und oft war Portia nahe daran gewesen, ihm zu antworten. Doch schließlich hatte sie sich eine neue, nicht verzeichnete Telefonnummer geben lassen und ein neues Handy gekauft. Außerdem war sie wieder öfter mit Joe Marcus ausgegangen, aber nur, um zu erfahren, dass er bald heiraten würde. Portia freute sich für ihn. Sie würde sich in Zukunft nur noch mit Frauen zu einem Essen verabreden, denn es gab in Portias Augen keine Alternative zu Luc.
Irgendwann musste Portias Spiel mit den Telefonen versagen. In einer der Mittagspausen ihrer Sekretärin Biddy nahm sie die Telefonate entgegen und hatte plötzlich Luc in der Leitung.
„Endlich“, sagte er überglücklich. „Hör mich an …“
Doch Portia kannte nur eine Reaktion: Sie knallte den Hörer auf. An der Rezeption hinterließ sie den Auftrag, dass sie für einen Monsieur Luc Brissac nicht zu sprechen sei. Obwohl Biddy einige Tage später Portia berichtete, Luc habe noch einmal versucht, sie zu erreichen, tat sich danach nichts mehr. „Ich glaube, er hat endlich aufgegeben“, berichtete Portia ihrer Freundin.
„Ich verurteile ihn nicht“, hatte Marianne gesagt.
„Das verstehe ich.“
„Komm schon, Portia, ruf ihn an und sag ihm, dass du wieder aufgetaut bist.“
„Keine Chance“, sagte Portia definitiv.
„Dir gefällt dein Leben, so wie es momentan ist?“
„Nein, wie es vor meiner Reise nach Beau Rivage war.“ Portia war heimlich doch darüber enttäuscht gewesen, dass Luc nicht nach London kam, um sie persönlich zu sprechen. Ihre Abende verbrachte sie mit Kino- oder Theaterbesuchen. Doch das Leeregefühl verschwand nicht. An einem Abend war sie zu Joes Verlobungsfeier eingeladen, und danach wurde ihr plötzlich klar, dass kein Mann sie dazu hätte bringen können, sich zu verlieben, auch Luc Brissac nicht. Er hatte sie also keinesfalls verführt.
Am nächsten Morgen hatte sie sich mit Luc in Paris verbinden lassen, erfuhr aber, dass er für einige Tage verreist war. Damit hatte sie nicht gerechnet. Und den ganzen Tag über konnte sie sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. In der Mittagspause saß sie brütend über ihrem Sandwich, als Ben Parrish plötzlich in ihrem Büro erschien.
„Sagen Sie, Miss Grant, könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun? Mein Kunde, der um halb sechs hier sein wollte, verspätet sich um eine Stunde. Aber heute ist mein Hochzeitstag. Wenn ich nicht pünktlich zu Hause erscheine, bringt meine Frau mich um. Wir haben nämlich die Plätze in unserem Lieblingsrestaurant schon seit Wochen bestellt.“
„Solange ich nicht meilenweit fahren muss, um mich mit Ihrem Kunden zu treffen, ist das kein Problem. Also, wo ist der Treffpunkt?“
„Im tiefsten Kensington. Ein wunderschönes Häuschen mit Südblick, Terrasse und Garten. Die Besitzer sind in Urlaub, Sie haben also das
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