Julia Exklusiv Band 0194
beängstigend.“
„Du bist ein merkwürdiges Mädchen“, meinte Tarquin.
„Ich wette, so etwas sagst du zu den Frauen, die dich anhimmeln, nicht.“
„Die mich anhimmelnden Frauen, wie du sie nennst, liegen nicht schlaftrunken an meiner Schulter und versuchen, mich mit seltsamen Betrachtungen über die Sterne zu verführen.“
„Bist du leicht zu verführen?“
„Soll ich es dir beweisen?“
„Und Buckley und Ann warten lassen?“
„Wir können sagen, der Wagen brauchte eine Abkühlungspause.“
Mit langsamem Bremsen brachte Tarquin den Wagen zum Stehen. Er wandte sich zu Anita, nahm sie in seine Arme. Sie presste sich an ihn und empfing seine zärtlichen Küsse. Plötzlich wurde seine Umarmung fester, seine Küsse drängender. Ein Beben ging durch seinen Körper.
„Anita, Liebste, ist es fair von mir, zu verlangen, dass du alles für mich aufgibst? Dein Zuhause und die Chance, einen jungen Mann zu treffen, der dir seinen Namen geben kann?“
„Ich liebe dich, Tarquin.“
Anita streichelte seine Wangen. „Ich habe keine Angst vor der Zukunft. Das Haus der St. Cyrs war niemals mein Zuhause. Nie habe ich wirklich dahingehört, wie ich zu dir gehören möchte.“
„Ach, Kleines, wie gern würde ich dich durch einen goldenen Ring an mich binden.“
Er küsste ihre Augen, das Grübchen in der Wange, die Spitzen ihrer Ohren.
„Ich weiß genau, was ich empfinde, Anita, denn ich bin älter als du und weiß, was Partnerschaft bedeutet. Aber bist du dir deiner Gefühle sicher? Ist es nicht nur eine Illusion, ein Traum, Sternenglanz, der vergeht?“
Anitas Herz klopfte – sei vorsichtig, dachte sie, wenn ein Traum ausgeträumt ist, kann es sehr schmerzhaft sein.
„Nein“, sagte sie und vergrub ihr Gesicht an Tarquins Schulter.
„Nirgends fühle ich mich so sicher wie in deinen Armen. Du machst mich glücklich, bei dir spüre ich, dass ich gebraucht werde. Es gibt keinen Menschen sonst, dem ich etwas bedeute. Nein, niemand will mich haben.“
„Dann verwechselst du Einsamkeit mit Liebe, Anita.“
„Küss mich, küss mich schnell“, flüsterte sie, „dann weißt du die Antwort.“
Es war spät, als Anita die Villa erreichte. Im Salon brannte noch Licht. Anita durchquerte die Halle. Da hörte sie ihre Stiefschwester rufen.
„Bist du es, Anita? Komm bitte herein. Ich möchte mir dir reden.“ Etwas Ähnliches hatte Anita bereits seit Tagen erwartet. Kürzlich hatten sie Freunde von Charme getroffen. Mit resignierendem Lächeln ging sie in den Salon und stellte sich der Inquisition.
Charme saß, elegant wie immer, in einem tiefen Sessel und rauchte. Anita hatte die Schönheit der Stiefschwester immer bewundert. Wenn ihr Charakter nur halb so liebenswürdig wie ihr Aussehen gewesen wäre, hätten sie gute Freundinnen sein können. Dann wäre das Leben in diesem Hause erträglicher gewesen.
„Wo bist du gewesen?“, fragte sie freundlich. „Es ist wieder recht spät. Nicht zum ersten Mal versuchst du, dich hinaufzuschleichen, in der Hoffnung, wir hören dich nicht.“
„Ich schleiche nicht“, protestierte Anita. „Dann hätte ich die Hintertür benutzt, um dich und Papa nicht zu stören.“
„Du hängst ganz schön an der Angel, nicht wahr?“
„Was willst du damit sagen?“
Steif stand Anita vor ihrer Stiefschwester. Ihr rotbraunes Haar schimmerte um das blass gewordene Gesicht.
„Du weißt es ganz genau.“ Charme inhalierte tief den Rauch ihrer Zigarette. „Ich könnte mir vorstellen, dass inzwischen die halbe Stadt von deiner Verbindung zu diesem Schauspieler weiß.“
Anita schluckte. Die Worte ihrer Schwester klangen, als hätte sie ein billiges Liebesverhältnis mit Tarquin. Charme war eifersüchtig, dass sein Interesse einer jungen Frau galt, die weniger dekorativ als sie selbst war, das spürte Anita genau.
Charme wollte sie verletzten. Sie trug zwar den Verlobungsring von Simon Fox, sie hatte diesen rätselhaften Mann aus Cornwall erobert, doch sie wollte noch mehr.
„Merkst du denn nicht, wie lächerlich du dich machst? Sich an einen Mann zu hängen, der so viel älter ist.“ Charme verzog ihre Lippen zu einem dünnen Strich.
„Jeder weiß, dass gutaussehende Schauspieler dummen Mädchen die Köpfe verdrehen und sie dann fallenlassen. Weder Papa noch ich wünschen Schwierigkeiten. Du hast die Versuchung in deinem Blut. Dabei haben wir alles versucht, dass du nicht denselben Weg gehst wie deine Mutter.“
„Ich warne dich, Charme“, Anitas Augen glitzerten
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