Julia Exklusiv Band 0194
ihn zuletzt noch einmal in ihrem Antiquitätengeschäft gesehen. Eine zierliche Porzellanfigur, die im Schaufenster stand, hatte ihn interessiert. Ein sehr wertvolles Stück, das er dann auch kaufte.
„Ich habe Sie leider in der Villa nie mehr erreichen können“, hatte er gesagt. „Sie waren wohl immer im Theater?“
„Ja, das Theater hat mich schon immer fasziniert. Und es ist besonders aufregend, wenn berühmte Darsteller in der Stadt sind“, hatte sie geantwortet.
„Seien Sie vorsichtig, Anita“, hatte er gewarnt, „es könnte Ihnen einer von ihnen Sternenglanz in die Augen zaubern und Ihnen den Kopf verdrehen. So etwas kann sehr schmerzlich ausgehen.“
Mit dieser Bemerkung war er gegangen, und vor seiner Abreise hatte sie ihn dann nicht mehr getroffen. An seine Worte musste sie allerdings oft denken.
Mit Ann Destry hatte sich Anita angefreundet, doch auch sie war nicht zurückhaltend gewesen mit ihrer Meinung.
„Es ist allgemein bekannt, dass junge Mädchen und Frauen in den verschiedenen Städten unsere Schauspieler heiß verehren. Wir lachen meist darüber. Sie sind anders, Anita“,hatte sie gesagt.
„Vielen Dank. Ich laufe Tarquin bestimmt nicht nach.“
„Buck und ich wissen das. Wir wissen auch, was er für Sie empfindet. Für die Kollegen ist er der zurückhaltende, unnahbare Schauspieler Quin Powers, doch für uns ist er ein Freund.“
„Anita, Sie sind nicht der Typ Frau“, hatte sie dann offen gesagt, „der nur eine Affäre mit einem Mann sucht, und Quin kann die Verbindung zu Ihnen nicht legalisieren. Könnten Sie sich vorstellen, seine Geliebte zu werden?“
Anita war bei dieser Frage zusammengezuckt. Wenn sie allein war mit ihren Gedanken, schreckte sie vor dieser Möglichkeit zurück, doch war sie mit Tarquin zusammen, schien nichts weiter zu zählen, als ihn glücklich zu machen, und wenn es sein musste, auch als seine Geliebte in Rom.
Dann rückte der Abschied immer näher. Sie spürte, dass er sie fragen wollte, ob sie mit ihm kommen würde. Es lag in seinen Augen, in seiner Umarmung, unausgesprochen in seinen Küssen. Er wollte nicht mehr allein sein. Er wollte sie.
Ihre Stimmung war vom nahen Abschied überschattet, als sie Stratford-on-Avon besuchten. In einem schlossartigen alten Gasthaus hatten sie zu Mittag gegessen. Danach besichtigten sie einen antiken römischen Brunnen im Schlossgarten. Tarquin wollte ein Foto von ihr machen, wie sie auf dem verwitterten Brunnenrand saß.
„Für das Erinnerungs-Album?“, fragte sie und wollte fröhlich und ein wenig spöttisch sein. Es war nicht der richtige Ton. Seine Augen glühten, er kam auf sie zu und hob ihr Kinn zu sich empor. Dann küsste er sie hart und schmerzhaft.
„Wäre ich ein Römer alter Zeit und du meine Sklavin – es gäbe kein Gespräch über Erinnerungen oder Trennung!“, rief er.
Anita bog sich zurück. Sie wirkte mädchenhaft in dem weißen Leinenkleid mit den hellgrünen Ornamenten. Sie atmete heftig, war erschrocken, als Tarquin sie erneut packte und leidenschaftlich küsste.
„Tarquin, bitte“, wehrte sie ihn ab. „Da sind Leute in den Garten gekommen. Bitte nicht.“
„Bitte nicht?“ Es klang sarkastisch. „Die guten Manieren müssen gewahrt werden, nicht wahr?“
„Wie meinst du das?“
„Die Konventionen dürfen nicht überschritten werden, meine Süße. Oder hast du plötzlich Angst vor meiner Liebe?“
„Du bist grausam“, flüsterte Anita.
„Die Liebe ist grausam.“
Tarquin packte sie und zog sie mit sich in ein schützendes Gebüsch.
„Gib zu, dass es schwer ist, nur befreundet zu sein“, drang er in sie. „Wir sehen uns an, Anita, und außer uns existiert niemand mehr. Willst du abstreiten, meine kleine Zauberin, dass Liebe in deinen Augen leuchtet, wenn ich dich ansehe?“
„Nein, Tarquin, doch dass ich dich liebe, ängstigt mich.“
„Ach, Anita“, er streichelte über ihr leuchtend rotbraunes Haar. „Glaubst du, ich fürchte mich nicht, kleine Nymphe?
Glaubst du, ich habe keine Angst vor dem Abschied? Du gehörst so sehr zu mir. Der Gedanke, dass ich fort muss und du findest einen anderen Mann, macht mich wahnsinnig.“
Er legte seine Wange auf ihr Haar. Dann nahm er sie in die Arme. Anita spürte instinktiv, dass er sie nicht mehr gehen lassen konnte. Dies war ein schicksalhafter Augenblick.
„Ich möchte, dass du mit mir nach Rom kommst“, sagte er leise an ihrem Ohr.
„Ich kann das Alleinsein ohne dich nicht mehr ertragen. Diese Leere ohne
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