Julia Exklusiv Band 0194
rechten Hand. Sie würde ihn immer tragen. Es war wohl alles, was sie von ihm haben konnte.
„Es tut mir sehr leid für dich, Tarquin. Und ich dachte immer, ich passe nicht in deine Welt. Dann glaubte ich, ich sei zu jung, zu naiv, vielleicht auch nicht hübsch genug.“
„Liebling, meine Nymphe.“ Er ergriff ihre Schultern, schmerzhaft fest. „Wie kannst du so etwas sagen. Du bist schön mit deinen großen violetten Augen. Mit deinem Lächeln hast du mich verzaubert. Du hast eine hübsche, schlanke Figur, mein Gott, ich begehre dich so.“ Er schloss sie in die Arme.
„Diese Sonntage, Anita. Das alles werde ich niemals vergessen.“
„Du sprichst, als müsstest du fortgehen, Tarquin.“ Sie machte sich frei und sah ihn an. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, um nicht zu weinen.
„Ich gehöre dem Theater, mein Kleines. Täglich werfe ich mich der Menge vor, wie ein Gladiator den Löwen. Du weißt jetzt, warum. Ich hätte dich nicht wiedersehen dürfen. Dennoch konnte ich nicht widerstehen, diese Einladung zur Party anzunehmen, als mir jemand erzählte, Charme St. Cyr habe eine Schwester, die Anita heißt.“ Er wandte sich ein wenig ab.
„Ich musste herausfinden, ob diese Anita das Mädchen mit dem Hund und diesen unvergesslichen Augen war. Dann sah ich dich, schlank und zauberhaft wie eine griechische Nymphe. Meine Nymphe. Wäre ich doch davongegangen.“
„Ich bereue nichts, Tarquin. Nicht eine Stunde, keine Minute.“
Den Zauber konnte er ihr nicht nehmen, ihre Zuneigung würde nicht vergehen, nur weil es für sie beide keine Zukunft gab. Warum, fragte sich Anita, sollten sie sich trennen und beide wieder allein sein?
„In zwei Wochen spielst du den ‚Hamlet‘“, begann sie leise. „Also haben wir noch zwei Sonntage für uns. Warum sollen wir sie fortwerfen?“
„Es könnte gefährlich werden“, warnte er sie. „Ich bin ein Mann. Ich habe gespürt, dass du kein Kind mehr bist.“
„Nein.“ Anita schüttelte den Kopf. „Ich bin erwachsen und werde es nicht ertragen, wenn wir auch nur eine Minute der uns verbleibenden Zeit versäumen. Du hast gesagt, wir fahren nächsten Sonntag nach Stratford-on-Avon, erinnerst du dich?“
Er nahm sie wieder in seine Arme. „Anita, nach der ‚Hamlet‘-Aufführung fliege ich nach Rom. Ich mache dort einen Film. Das Geld brauche ich für die teure Klinik, in der Nina lebt.“
„Mein Liebster.“
Anita zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Erneut flammte seine Leidenschaft auf. Sie verschränkte ihre Arme in seinem Nacken und überließ sich seinen Küssen, bis sie sich atemlos trennten.
Anita erreichte die Villa wie in Trance. Das Haus war hell erleuchtet und voller Gäste. In der Halle wurde nach einem neuen Schlager getanzt.
„Ist das nicht eine großartige Neuigkeit?“, fragte sie jemand, den sie kaum kannte, und reichte ihr ein Glas Champagner. „Charme will heiraten. Sie und der glückliche Bursche haben sich heute verlobt.“
„Charme wird heiraten?“
Noch immer in Gedanken weit weg, blickte sich Anita um. „Ich war den ganzen Tag unterwegs und wusste nichts von der Verlobung.“
Zögernd ging sie zur Treppe. Hinter ihr klangen Gläser und Lachen. Sie sollte in den Salon gehen und gratulieren, doch irgendwie konnte sie sich nicht dazu aufraffen. Anita war so sicher gewesen, Eduard Talgarth wäre der Glückliche, doch er hatte Avendon schon seit Tagen verlassen. Er musste zurückgekommen sein.
„Dieser Simon hat doch ein verdammtes Glück“, hörte Anita aus einer Ecke. „Trinken wir auf das Paar. Mögen Sie immer die Sterne unserer Gesellschaft in Avendon sein.“
Simon? Simon? Simon Fox und Charme?
Anita lehnte sich an das Treppengeländer. Sie hätte am liebsten laut gelacht. Wie hatte sie nur einen Augenblick annehmen können, dass Charme den reichen Erben einer Möbelfabrik aufgeben würde, um mit einem Halbwilden im rauen Cornwall zu leben?
Plötzlich war ihr klar, dass Talgarth und Charme niemals zusammengepasst hätten. Ihre Stiefschwester, so verliebt in das gute Leben, und der Kelte, so rau mit dem Blau des Meeres in seinen Augen.
Charme und Simon Fox liebten beide Fröhlichkeit und Unkompliziertheit, sie wollten nicht viel nachdenken. In diesem jungen Mann fand die Stiefschwester den idealen Ehepartner. Mit ihm konnte sie machen, was sie wollte. Er und alle anderen würden weiter nach ihrer Pfeife tanzen.
Eduard Talgarth würde sich von einer Frau niemals leiten oder bevormunden lassen. Sie hatte
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