Julia Exklusiv Band 0194
Montag an“, flüsterte ihr Kay zu. „Ich wusste gar nicht, dass du fortgehst. Hättest du es mir nicht sagen können, Nita?“ Sie war verletzt.
„Das wollte ich ja, dann kam so viel dazwischen.“
„Leonard Wells hat deine Veilchen in den Garten gestellt und der Regen hat sie verdorben“, berichtete Kay weiter. „Hier ist dein Parfüm.“
Sie gab Anita mit einem schnellen Blick auf den Chef das Päckchen.
„Tut mir leid, Nita, ich kann nicht weiter mit dir reden. Alles Gute für dich. Ich hoffe, Mister Powers wird schnell wieder gesund.“
„Alle sind voller Hoffnung.“ Anita gab ihr die Hand.
„Miss Perry!“
Leonard Wells kam auf Anita zu und übergab ihr einen Umschlag.
„Tut mir leid, dass Sie uns verlassen. Sie waren eine gute Mitarbeiterin. Ich wünsche Ihnen Glück für Ihre neue Position.“
„Vielen Dank, Mr. Wells.“
Anita nahm den Umschlag. Sie wusste, ihre Monatsabrechnung, der Scheck und die Papiere waren darin.
„Ich habe gern bei Ihnen gearbeitet.“
Beide zögerten einen Augenblick. Halb wünschte Anita, er würde ihr den Vorschlag machen, doch weiter bei ihm zu arbeiten, da ihre Zukunft ja nicht ganz ungewiss war. Auch er schien zu überlegen. Dann richtete er sich auf.
„Ich habe eine neue Kraft engagiert“, das klang bedauernd.
„Sie scheint nett zu sein und an Antiquitäten interessiert.“
„Wie schön für Sie.“
Anita lächelte.
„Also dann, leben Sie wohl.“
Langsam verließ sie das Geschäft. Ein Kapitel ihres Lebens war zu Ende. Ann saß schon an einem Ecktisch in der Mühle. Beide Frauen vermieden es, über ihre Ängste zu sprechen.
„Buck hat einen Auftrag in Shaftesbury“, berichtete Ann, „ein griechisches Drama. Tarquin und ich haben es einmal zusammen auf einer griechischen Freiluftbühne gespielt.“
„Griechenland muss schön sein“, sagte Anita.
Rom, Athen, Paris, London. Die Welt war groß. Diese Orte waren Tarquins Arena. Plötzlich hatte sie die Gewissheit, dass dies alles für sie niemals Wirklichkeit werden würde. Alles war nur ein Traum, auch Tarquins Liebe. Vielleicht hatte er das kleine, unschuldige Mädchen schon vergessen. Seine Welt war und blieb das Theater.
„Athen“, erzählte Ann, „ist, abgesehen von den herrlichen antiken Stätten, die lauteste und staubigste Stadt, die ich kenne. Natürlich begeisterten uns die Tavernen mit der Bouzouki-Musik und den Tänzen. Doch wir sind gern wieder nach London zurückgegangen. Wir Bühnenmenschen lieben lautes Leben, das Rampenlicht, das Publikum, doch es gibt auch Zeiten, wo wir Stille und Frieden brauchen.“
„Was ist, wenn ihr unruhig werdet und die Stille nicht mehr ertragen könnt?“, fragte Anita.
„Dann stürzen wir uns wieder in die Hektik, wie Motten ins Licht“, rief Ann. Dann stutzte sie.
„Sie sehen so verängstigt aus, meine Kleine. Nur Augen und Herz. Er wird gesund werden. Ich weiß es. Er ist ein Kämpfer, Anita. Sie dürfen nicht verzweifeln.“
Ann streichelte Anitas Hand und entdeckte den Skarabäusring.
„Von Tarquin?“
„Ja. Ein Freundschaftsring.“
„Freundschaft?“ Ann lächelte. „Sie sind zu bescheiden. Sie dürfen nicht denken, dass ein Mann einer Frau eine große Ehre erweist, wenn er sie lieben möchte. Es sieht ja beinahe so aus, als hätten Sie Angst vor dem, was zwischen Ihnen und Tarquin besteht. Er ist ein ganz normaler Mann, er liebt Sie und braucht Sie.“
„Ich denke manchmal, er hat ein schlechtes Gewissen wegen Nina“, erwiderte Anita. „Er glaubt, er gehört zu ihr, und seine Zuneigung zu mir belastet ihn vielleicht. Ich bin ein Eindringling.“
„Sie machen sich zu viele Gedanken“, protestierte Ann. „Und Sie dürfen auch nicht so viel Mitleid mit ihm haben. Jemand wie Sie gibt ihm Kraft. Er muss Ihnen danken.“
„Ich weiß nicht recht.“
Anita drehte den Ring hin und her.
„Heute hat er mich im Krankenhaus gar nicht erkannt. Er hat mich angesehen wie eine Fremde.“
„Wir werden alle noch eine ganze Zeit Fremde für ihn sein. Damit müssen Sie rechnen.“
Ann blickte Anita abschätzend an.
„Wie alt sind Sie? Ich möchte nicht neugierig sein, doch Buck meint, Sie sind erst siebzehn.“
„O nein. Ich bin zwanzig geworden.“
„Quin nennt Sie Nymphe, nicht wahr?“
Anita nickte. „Finden Sie, dass ich mich wie eine Siebzehnjährige benehme? Dabei komme ich mir uralt vor. Ich interessiere mich nicht für Disco-Musik, liebe keine Pop-Stars. Ich finde den ganzen Rummel so
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