Julia Exklusiv Band 0194
keiner darf zu ihm?“
Buck schüttelte den Kopf.
„Bis später dann.“
Anita ging langsam aus dem Zimmer. In dieser kleinen Kapelle war sie oft gewesen und hatte gebetet.
Gegen neun Uhr begann die Operation. Um Mitternacht etwa kam eine Schwester und teilte den Freunden mit, Mr. Powers sei in sein Zimmer gebracht worden. Wahrscheinlich würde er noch bis morgen Abend ohne Bewusstsein bleiben. Sie sollten nach Hause gehen. Jetzt konnten sie nichts für ihn tun.
„Anita, kommen Sie, bleiben Sie bei uns im Hotel“, forderte Ann Anita auf, „Sie können in meinem Zimmer wohnen.“
„Danke, Ann, das ist sehr freundlich. Ich möchte lieber nach Hause. Mein Stiefvater wird sich Sorgen machen. Ich hätte telefonieren sollen.“
„Wollen Sie wirklich nach Hause?“
Ann blickte Anita besorgt an.
„Tarquin hat uns gesagt, Ihre Stiefschwester sei nicht gerade nett.“
„Ach, lassen Sie nur. Es ist schon das Beste, ich gehe nach Hause. Vielen Dank.“
Anita wollte allein sein. In der Villa störte sie niemand in ihren Gedanken an Tarquin.
Alles war sehr still, als sie die Auffahrt zum Haus hinaufging. Es regnete immer noch. Sie betrat das Haus und schloss leise die Haustür.
In ihrem Zimmer lag Taffy schlaftrunken auf ihrem Bett. Als sie das Licht anknipste, hob er seine schwarze, glänzende Nase von den Pfoten und wedelte mit dem Stummelschwanz.
„Hast du auf mich gewartet, Taffy?“
Anita streichelte den Hund.
„Spürst du auch, dass heute etwas nicht stimmt in unserer Welt?“
Der kleine Hund wimmerte leise und leckte ihre Hand.
Tränen brannten in Anitas Augen. Die Vorstellung, dass Tarquin einbandagiert in einem Krankenhausbett lag, anstatt auf der Bühne Triumphe zu feiern, war entsetzlich.
Am nächsten Tag durfte Anita wenige Minuten zu ihm. Buckley hatte dem Krankenhaus-Personal mitgeteilt, dass Anita die Verlobte von Mister Powers sei.
„Sie werden Sie sonst nicht zu ihm lassen“, flüsterte ihr Ann zu. „Nur die nächsten Angehörigen bekommen die Erlaubnis. Quin hat keine Verwandten, und niemand weiß etwas von seiner Frau. Er braucht Sie, Anita.“
Man hatte Tarquin etwas hoch gebettet. Die Schwester, die Anita an sein Bett führte, lächelte sie beruhigend an. Dennoch lag Erstaunen in ihrem Blick.
„Er ist ein so schöner Mann“, flüsterte sie.
Anita wusste, was sie dachte. Ein solcher Mann sollte mit einer schönen, attraktiven Frau verlobt sein, nicht mit einem so unscheinbaren Geschöpf, wie sie es war.
Angst und Sorge und Schlaflosigkeit hatten ihre Spuren in Anitas Gesicht hinterlassen. Sie war sehr blass, um ihre Augen lagen tiefe Schatten.
Sie setzte sich neben sein Bett. Berühren durfte sie ihn nicht, das wusste sie. Doch wie gern hätte sie seine eingefallenen Wangen gestreichelt. Noch nie hatte sie ihn mit geschlossenen Augen und so stillem Gesicht gesehen.
Sein bandagierter Kopf ängstigte Anita. Hugh Strathern war der beste Chirurg, hatte Ann gesagt. Wenn jemand Tarquin wieder gesund machen konnte, dann war er es.
Kürzlich erst hatte er Schlagzeilen gemacht. Er hatte einen Jungen in Cornwall operiert, der von den Klippen gestürzt war. Von den anderen Ärzten war er schon aufgegeben worden. Er hatte operiert, und das Kind war gesund geworden.
Plötzlich flatterten Tarquins Augenlider. Mühsam öffnete er die Augen und sah sie sitzen. Forschend betrachtete er sie, doch nichts ließ darauf schließen, dass er sie erkannte.
Anita versuchte, ruhig zu bleiben. Die Schwester hatte sie gewarnt. Es würde mehrere Tage dauern, bis er sein volles Bewusstsein wiedererlangte. Er hatte einen Schädelbruch erlitten und war noch immer in einem lebensgefährlichen Zustand.
„Hallo, Liebling“, flüsterte Anita. Doch er reagierte nicht. Er blickte sie weiter mit leeren Augen an. Schließlich fielen sie ihm wieder zu. Er war eingeschlafen.
Eine Schwester kam herein und beugte sich über den Kranken.
„Sie schlafen immer viel nach solchen Operationen“, sagte sie leise. „Der Schlaf wird ihn kräftigen.“
Anita verließ das Krankenhaus und wanderte zum Fluss hinunter. Das Theater sah schrecklich aus. Große Schilder standen da mit Aufschriften, dass während der Reparatur-Arbeiten keine Vorstellungen stattfinden würden.
Anita war zum Tee mit Ann in der Mühle verabredet, ging aber noch auf einen Sprung ins Antiquitätengeschäft, um Kay zu fragen, wie sie allein zurechtkam. Der Besitzer war da und bediente gerade einen Kunden.
„Eine neue Kollegin fängt am
Weitere Kostenlose Bücher