Julia Exklusiv Band 0194
kindisch.“
„Anita, Sie sind nicht uralt, Sie haben nur andere Neigungen. Im Gegenteil, Sie sehen unglaublich jung und unberührt aus und sind dennoch erwachsen. Das ist eine gute Mischung.“ Ann lachte. „Diese Jugendlichkeit wird Ihren Ehemann eines Tages wie einen Greis neben Ihnen wirken lassen.“
„Meinen Ehemann?“
Anita blickte an Ann vorbei zum Fenster hinaus. Es war beinahe eine Erleichterung, als jetzt andere Mitglieder des Ensembles in die Mühle kamen. Sie entdeckten Ann und kamen an den Tisch, um sich nach Tarquin zu erkundigen. Anita verabschiedete sich kurz und ging.
Später am Nachmittag telefonierte sie mit der Klinik und bekam die Auskunft, Mr. Powers ginge es den Umständen entsprechend gut. Sie bedankte sich und wandte sich um. Da stand Charme in der Tür zum Salon.
„Ich habe ein merkwürdiges Gerücht gehört“, begann die Stiefschwester. „Simon sprach einen Reporter vom Avendon Herold. Es scheint so, als sei Tarquin Powers ein verheirateter Mann. Hast du es gewusst, Nita? Oder hat er dich darüber im Unklaren gelassen?“
„Ich habe es gewusst“, gab Anita seufzend zu.
Schon morgen würde die Nachricht überall herum sein, und sie schreckte vor der Bezeichnung „die andere Frau“ zurück, die jetzt ständig mit ihr in Verbindung gebracht werden würde.
„Du bist wahrlich die Tochter deiner Mutter“, schimpfte Charme, „mit weichem Herzen und nur allzu schnell bereit, sich von dem ersten gutaussehenden Mann einfangen zu lassen. Ich kann nur hoffen, du nimmst es ernst, was ich dir neulich sagte. Papa und ich wollen keinen Skandal.“
„Keine Sorge.“
Anita richtete sich auf.
„Ich habe vor, sofort auszuziehen. Ich bekomme ein Zimmer im Bard-and-Harp-Hotel. Sage deinem Vater, ich danke ihm für alles. Er war immer gut zu mir, soweit du es erlaubt hast.“
Charme hob spöttisch eine Augenbraue.
„Wie du willst. Du bist ja kein Kind mehr. Sonst würde dich dieser Schauspieler nicht wollen. Dennoch finde ich dich dumm, Anita. Meinst du nicht, Vater und ich hätten dir eine bessere Verbindung, wenn nicht sogar großartige Heirat vermitteln können?“
„Wovon sprichst du eigentlich?“
„Du hast den Mann kennengelernt, Nita. Er war sehr lange auf Reisen und hat den Kontakt zu seinen Bekannten verloren. Nun hat er sich niedergelassen und würde gern heiraten.“
„Du meinst doch nicht etwa Eduard Talgarth?“
„Warum nicht?“
„Und ich dachte …“
„Was hast du gedacht? Dass ich Simon Fox aufgebe, um Herrin eines Schlosses in Cornwall zu werden?“ Charme lachte laut. „Niemals. Ich erzählte Eduard, du wärst der Typ für Klippen und Meer und vielleicht auch für ein altes, verwittertes Chateau. Er, glaube ich, fand das auch. Wenn du ihm nicht ständig gezeigt hättest, dass du ihn schrecklich findest, hätte er dir vielleicht einen Heiratsantrag gemacht.“
„Ich habe seine Arroganz verabscheut.“
Anita war so erschrocken bei der Vorstellung, der dunkle piratenhafte Fremde hätte eventuell daran gedacht haben können, sie zu heiraten, dass ihr die Worte fehlten.
Hätte sie gewusst, was die St. Cyrs mit ihr vorhatten, dann wäre sie schon vor Wochen ausgezogen. Sie waren doch tatsächlich bereit gewesen, sie wie eine Ware einem Fremden zu überlassen, der sie mit in seine Wildnis genommen hätte. Sie wollten sie tatsächlich loswerden.
„Ich bin froh, dass er Avendon verlassen hat.“
„Ich finde, er hatte einen gewissen Charme“, meinte die Stiefschwester. „Und er schien sich wirklich für dich zu interessieren. Ich möchte wissen, was du an dir hast, das reifere Männer anzieht. Keiner meiner Freunde findet dich attraktiv. Du bist farblos, unelegant und hältst dich schlecht.“
„Mir gefällt es so“, verteidigte sich Anita.
„Und dieser Schauspieler! Lebt er getrennt von seiner Frau?“
„Nein. Sie ist sehr krank.“
„Ach so. Ich verstehe.“
„Charme, du verstehst gar nichts. Tarquin und ich mögen uns sehr. Wir haben aber keine Liebesaffäre.“
„Dann warst du wohl seine Muse? Bis zu diesem Unfall. Und was jetzt, Nita? Ich finde, du solltest an einen Ehemann denken und nicht an einen verheirateten Freund und Liebhaber.“
„An jemanden wie Talgarth, der glaubt, Liebe kann man kaufen?“
„Das schlechte Gewissen bei einem verheirateten Mann lässt eine Romanze schnell sterben, Nita. Niemals kannst du bei einem solchen Mann sicher sein“, sagte Charme plötzlich sehr ernst. „Schade, wir hätten Freundinnen werden
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