Julia Exklusiv Band 0194
Liebe, wie Sie sie nie empfinden können. Sie mit Ihrer Arroganz. Sie, der Sie denken, dass man alles haben kann, wenn man den richtigen Preis dafür bezahlt.
Er sah sie an, als könnte er ihre Gedanken lesen. Dann hielt er das Gefährt plötzlich an und wies einen Hügel hinauf.
„Sehen Sie den großen Stein dort? Man nennt ihn ‚Devils Har‘, des Teufels Harfe. Wollen Sie hören, wie er singt?“
Und ob sie wollten! Sie kletterten das kurze Stück bis zur Spitze hinauf und standen vor einem mächtigen Monolithen. Tatsächlich hörten sie den Wind, der um den Stein wehte. Wie dumpfe Harfenklänge hörte es sich an, so als entlockte eine unsichtbare Hand dem Stein diese Töne.
„Dramatisch, nicht wahr?“, fragte Talgarth leise, „wie die Szene in einem düsteren Theaterstück.“
„Müssen Sie immer wieder vom Theater anfangen“, fragte Anita gequält.
Talgarth blickte sich nach Kim um, die zu den Ponys zurückgegangen war und sie streichelte.
„Sagen Sie, Miss Perry, wann hat Ihnen Powers erzählt, dass er verheiratet ist, bevor oder nachdem Sie sich in ihn verliebt haben?“
„Woher wissen Sie, dass er verheiratet ist?“
„Ich habe mich erkundigt.“
„Es ging Sie nichts an.“
„Warum sagen Sie das so betont und abweisend?“
„Sie sind doch als Freund von Charme nach Avendon gekommen.“
„Ach so, Sie wollen sagen, dass es nicht Charme war, für die sich Powers interessierte. Nur dann wäre mein Interesse berechtigt gewesen?“
„Das nehme ich an. Sie wurden von ihr nach Avendon eingeladen. Wenige Männer, die in die Villa kamen, haben jemals mich beachtet, wenn Charme in der Nähe war.“
„Tarquin Powers hat nur Sie gesehen.“
„Das war etwas anderes. Wir haben uns im Theater kennengelernt. In unserer Begegnung lag ein gewisser Zauber. Vielleicht habe ich ihn an seine Frau erinnert.“
Anita sah zu Talgarth auf. Im Dämmerlicht wirkte sein Gesicht hart. Wie konnte er verstehen, dass ein zärtlicher Blick ein einsames Herz öffnen konnte. Eduard Talgarth war viel zu selbstsicher, um jemals einen anderen Menschen zu brauchen, wie Tarquin sie gebraucht hatte. Jedenfalls für eine gewisse Zeit.
„Es war ein romantisches Zusammentreffen.“
„Und ich habe kein Gefühl für Romantik, meinen Sie, nicht wahr? Ich bin ein nüchterner, sachlicher Handelsmann.“
„Habe ich unrecht?“
„Nicht unbedingt. Ich habe nie nur an eine einzige Liebe im Leben geglaubt. Ich hatte auch nicht genügend Zeit für Träume, denn ich musste von Hafen zu Hafen eilen, weil ich eine Schifffahrtslinie aufbaute.“ Er steckte sich eine von seinen dünnen Zigarren an.
„Das Leben ist hart, meist enttäuschend, und man ist oft einsam, wie Sie selbst es einmal gesagt haben. Vielleicht bin ich kein Romantiker, doch etwas würde ich niemals tun: Nie würde ich eine Frau dazu bringen, mich zu lieben, wenn ich ihr meinen Namen nicht geben kann. Ah, ist es das, warum Sie fortgegangen sind? Weil er Sie gebeten hat, seine Geliebte zu werden?“
„Ich habe ihn geliebt. Es hätte mir nichts ausgemacht.“
„War das der Grund, weshalb Sie fortliefen?“ Er ließ nicht locker.
„Nein. Nach seiner Kopfoperation konnte er sich nicht mehr an mich erinnern. Er kannte mich einfach nicht mehr. Die Zeit, die wir zusammen verbrachten, hatte er vergessen, sie war wie ausgelöscht. Professor Strathern hat mir erklärt, dass es solche Dinge gibt. Bitte, Mister Talgarth, das ist sehr schmerzlich für mich. Warum interessiert es Sie so?“
„Weil Sie noch so jung sind und so schutzbedürftig. Sie sind genau wie Kim.“
„Nun“, Anita blitzte ihn spöttisch an, „es ist schön zu wissen, dass Kim und ich Ihren Schutz genießen – als guten Onkel!“
Sie hörte, wie er schnaufte, und wusste sofort, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen müsste. Er war so wenig ein Onkel, wie ein junger Tiger ein Kätzchen war.
Lachend lief sie davon, zurück zum Jagdwagen. Kim war hineingeklettert, hatte sich zusammengerollt und war eingeschlafen. Anita setzte sich neben sie und nahm ihren Kopf auf den Schoß. Dann fuhren sie weiter.
Eduard hielt den Jagdwagen oben auf der Klippe an, wo ein Fußpfad zum Cottage der Stratherns hinunterführte. Er trug die schlafende Kim den Pfad hinunter, Anita ging mit dem Gepäck hinterher. Als Talgarth sie vorsichtig auf ein Sofa legte, öffnete Kim die Augen.
„Du bist zu Hause, kleines Mädchen“, sagte er leise.
„Oh, ist der schöne Tag schon zu Ende?“
„Es wird noch viele
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