Julia Exklusiv Band 0194
„Soll ich Ihre lesen, Mister Talgarth? Sie haben Langeweile und würden gern den Nachmittag mit uns verbringen. Kim wird entzückt sein.“
„Sie haben mich durchschaut. Aber kann ich Sie nicht auch entzücken?“, knurrte er.
„Wenn Sie Gedanken lesen können, müssten Sie die Antwort wissen“, gab sie schlagfertig zurück.
Sie wandte sich halb ab, um ihr Lächeln zu verstecken. Konnte er sich vorstellen, dass sie seine Gesellschaft ebenso freute wie Kim?
Sie lagen im warmen Sand nahe am Wasser. Eduard erzählte von seinen Reisen. Anita hatte sich ihren Strohhut über das Gesicht geschoben und überließ es ihm, Kim zu unterhalten. So konnte sie ungestört seiner Stimme lauschen.
7. KAPITEL
Talgarth führte Anita und Kim in eine Teestube, in der sie duftenden Tee, kleine delikate Kuchen und Erdbeeren mit Sahne bekamen. Nach einer gemütlichen Stunde machte er ihnen den Vorschlag, sie nach Hause zu bringen.
„Ich bin mit dem Jagdwagen hier. Vielleicht macht es Ihnen Spaß, sich einmal auf die alte gemütliche Art durch das Moor kutschieren zu lassen.“ Dabei blickte er zu Anita. „Ich liebe die Dinge von gestern, mit all ihrer Romantik.“
„Merkwürdig. Ich habe Sie einmal einen der modernsten Sportwagen fahren sehen“, warf Anita ein. Ihr Interesse war erwacht. Diese Jagdwagen mit Ponys, mit Glöckchen und Schellen am Zaumzeug waren in früherer Zeit in England sehr beliebt gewesen.
„In diesem Superschlitten sind Sie selbst mitgefahren, Miss Perry, erinnern Sie sich?“
Sofort war die Erinnerung an die Begegnung mit ihm am Fluss Avon da. Sternenglanz war an diesem Abend in Anitas Augen gewesen, und er hatte es gesehen. Und mehr noch hatte er entdeckt mit seinen durchdringenden Augen. Er hatte sofort gewusst, dass sie ins Moorland kommen würde, wo das Gras so hoch wuchs, dass man sich darin verstecken konnte.
„Natürlich sind wir gezwungen, mit der modernen Technik zu leben“, bemerkte er auf Anitas erstaunten Blick, „doch das hält mich nicht davon ab, das Alte, Romantische zu lieben, zum Beispiel, mit einem Ponygespann durch das Moor zu fahren.“
„Es klingt unwiderstehlich.“ Kim tauchte aus ihren Träumen auf. „Wir würden sehr gern mit Ihnen fahren.“
„Und Sie, Miss Perry?“ Talgarth hob eine Augenbraue. „Ich weiß genau, dass es Ihnen Spaß machen würde, also, warum willigen Sie nicht ein?“
„Also gut. Wir müssen nur Kims Gepäck aus dem ‚Camelot‘ holen. Ich freue mich auf die Fahrt.“
Talgarth nickte, bezahlte die Rechnung und begleitete Anita und Kim zu dem Gasthaus. Kurze Zeit später war das Gepäck verstaut, und sie saßen im Jagdwagen. Die Ponys zuckelten durch die Waldwege. Hell klangen die Schellen und Glöckchen, als sich die temperamentvollen, grau gesprenkelten Tiere in Trab setzten.
Sie fuhren an alten Bauernhäusern mit blühenden Gärten vorbei, passierten einen Dorfweiher, in dem man in früheren Zeiten die Zauberinnen und Hexen getaucht hatte, weil sie den Teufel liebten, wusste Eduard zu berichten.
Anita genoss den Zauber der Landschaft. Eduards Peitsche schwirrte in der Luft, ohne die Ponys zu berühren. Er zeigte zu einer alten Klosterruine auf einem Hügel.
„Sieht aus, als ob es da oben spukt, nicht wahr“, sagte er. „Auch in meinem Schloss soll es einen Geist geben. Es ist ein französischer Vorfahre von mir, der nachts auf den Turm steigt, um nach einem Schiff Ausschau zu halten, das zu seinen Lebzeiten niemals kam. Die Legende sagt, er wartet noch immer auf seine französische Liebste, die während der Rebellion in Frankreich umkam.“
„Was geschah mit ihm?“, wollte Kim wissen, „lebte er weiter mit gebrochenem Herzen?“
„Er heiratete ein Mädchen aus Cornwall.“ Eduard lächelte. „Sie hatten eine Tochter, und sie wurde die Frau eines Talgarth. So ist das Château in unsere Familie gekommen.“
„Ein märchenhafter Besitz“, schwärmte Kim. „Anita, du wirst staunen, es sieht aus, als gehöre es in eine Ballade von Rittern, schönen Frauen und festlichen Turnieren.“
„Du und deine Ritter“, spottete Anita.
„Alle jungen Mädchen träumen von ‚Tristan‘ oder vom ‚Hamlet‘.“ Talgarth wandte sich ein wenig zu Anita um. „Sie wachsen darüber hinaus – meistens.“
Sie wusste genau, was er meinte. Für ihn war ihre Liebe zu Tarquin nur der Traum von einem galanten, schönen Mann, der nie Wirklichkeit werden konnte. Sie haben Unrecht, hätte sie ihm gern zugerufen, er liebte mich. Es war eine
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