Julia Exklusiv Band 0194
schwärmerischen Blicken ein. „Und ich wünschte, ich wäre Ihnen begegnet, als Sie neunzehn waren. Damals, als Sie den Pokal im Ringen gegen die Champions von Penzanze gewannen.“
„Also wirklich, Kleines“, rief er höchst amüsiert, „damals hätte ich dich im Kinderwagen spazierenfahren können, aber was hat das mit meinem Ringkampfpokal zu tun?“
„Bitte, nehmen Sie mich nicht auf den Arm“, bat sie. „Ich meine, zu der Zeit wäre ich gern sechzehn gewesen.“
„Das war die Zeit, in der ich in den Fernen Osten aufgebrochen bin. Wir hätten uns gerade noch adieu sagen können für eine lange, lange Zeit.“
„Hätten Sie mich nicht mitgenommen, wenn ich Ihre Freundin gewesen wäre?“
„Kim, damals hatte ich noch kein eigenes Schiff!“
„Vermissen Sie die Seefahrt? Sind Sie deshalb nach Port Perryn gekommen, um die großen Schiffe zu sehen?“, wollte sie wissen.
„Ja, vielleicht. Man hängt an seinen Erinnerungen. Oft denkt man, nichts könnte mehr so schön werden, wie das, was man einmal erlebt hat, die schönen und die traurigen Stunden.“
Anita betrachtete den dunklen, kräftigen Mann, der sich plötzlich von einer ganz anderen Seite zeigte.
„Sei nett, Anita, und gib Eduard die Hand. Vergiss, dass ihr euch irgendwann einmal zerstritten habt. Sonst werden wir niemals zu ihm eingeladen. Und sein Château ist das interessanteste und schönste in ganz Cornwall.“
„Wirklich?“, murmelte Anita. Impulsiv streckte sie ihm ihre Hand entgegen. Die Berührung mit seiner Hand nahm ihr ein wenig den Atem.
Er hielt sie fest mit seltsamer Zartheit, fast als hätte er einen kleinen Vogel in der Hand. Sein Blick fiel auf den Skarabäus-Ring.
„He, der sieht ja echt aus“, rief er. „Trägt er eine Inschrift? Nur wenige haben in winziger Schrift eine Eingravierung unter den Flügeln.“
„Ja, da stehen winzige Zeichen“, bestätigte Anita. Noch immer hielt er ihre Hand fest.
„Darf ich mal sehen?“
Anita zögerte zuerst, dann bemerkte sie Kims neugierigen Blick, zog den Ring vom Finger und reichte ihn Eduard. Er studierte ihn einige Minuten.
„Ja, das sind tatsächlich arabische Zeichen. Die Worte lassen sich kaum übersetzen, doch der Ring ist ein Talisman, der Sie vor Unglück schützen soll.“
Sie blickte schnell zu ihm auf und überlegte, ob er ahnte, wer ihr diesen Ring geschenkt hatte. Sein Besitz hatte ihr bisher kaum Glück gebracht. Sie trug ihn nur zur Erinnerung.
„Darf ich ihn mal aufprobieren?“, bat Kim. „Er ist so ungewöhnlich.“
„Nein.“
Eduard schüttelte den Kopf und steckte den Ring wieder auf den Mittelfinger von Anitas linker Hand.
„Der Skarabäus ist wie ein Ehering, er verliert seinen Zauber und seine Kraft, wenn ihn jemand anders trägt. Ich habe im Schloss einen anderen Glücksring, den schenke ich dir, wenn ihr beide zu mir zu einem Festessen kommt.“
„Was ist das für ein Ring?“, fragte Kim aufgeregt. Sie war selig bei dem Gedanken, von ihm ein Geschenk zu bekommen.
„Der Ring einer thailändischen Prinzessin, den die Tempeltänzerinnen bei ihren rituellen Tänzen tragen.“
„Oh, ich freue mich!“
Kim legte ihren Arm um Anitas Taille und lehnte den Kopf auf ihre Schulter, um zu verbergen, dass sie den Mann am liebsten umarmt hätte.
Eduard betrachtete sie mit amüsierten Augen, die so blau waren wie Anitas Skarabäus.
„Sind Sie um die ganze Welt gereist, Eduard?“, fragte Kim. „Auch bis zum Himalaja?“
„Ja. Ich habe die mystischen Tempel besucht, die auf den Hügeln von Katmandu stehen. Ihre Glocken klingen, als wären sie aus Silber. Ich habe die goldenen Dome im Abendlicht glühen sehen und habe in einem Teehaus mit Bambuswänden gelebt. Auf Tigerfellen habe ich in Sumatra geschlafen und die Freundschaft eines alten, weisen Prinzen aus der Mandschurei errungen.“ Talgarth lachte und seine Nasenflügel bebten, als er tief einatmete.
„Und jetzt bin ich nach St. Avrell zurückgekommen, der letzte Talgarth.“
„Sie können glücklich sein, Sie sind ein Mann und können tun und lassen, was Sie wollen“, sagte Kim.
„Na ja, leider nicht immer“, lächelte er.
„Jetzt wieder zu euch. Was habt ihr für Pläne heute Nachmittag? Ein Sonnenbad, dann Tee mit Cornish Cream und später heim nach Rock Haven?“
„Sie können Gedanken lesen“, meinte Kim, „das haben Sie wohl in den exotischen Ländern gelernt.“
„Möglich.“ Er wandte sich an Anita. „Soll ich Ihre Gedanken auch lesen?“
Anita lachte.
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