Julia Exklusiv Band 0194
und ihr dämmerte, dass sie die Hoffnung auf Privatsphäre begraben konnte. Rosenblätter wurden eiligst auf das duftende Wasser gestreut, und Shiran bestand darauf, ihr das Haar zu waschen. Diese Aufgabe erforderte zahlreiche Spülungen und Packungen, bis Faye vor Ungeduld seufzte.
In ein Badelaken gehüllt, wurde sie in einen angrenzenden Raum geführt, dessen heiße, feuchte Luft sie beinahe einschläferte. Als Nächstes musste sie sich auf eine Massagebank legen. Der schwere Duft des Öls auf ihrer Haut machte sie noch träger, allerdings genoss sie es, dass ihre verkrampften Muskeln gelockert wurden. Im Anschluss wurde Tee serviert, und die Mädchen schwatzten und kicherten mit bezaubernder Unbefangenheit.
Fayes Haar wurde mit einem seidenen Tuch getrocknet, bis es glänzte. Es folgten Maniküre und Pediküre sowie eine lebhafte Diskussion über den passenden Nagellack. Währenddessen lag sie auf einem Diwan und fühlte sich wie eine Schönheitskönigin. Ein schmales Lederetui wurde gebracht und ihr formvollendet überreicht.
In dem Kästchen befand sich eine Notiz. „Trag das Fußkettchen für mich.“ Die Nachricht war mit „Sharif“ unterzeichnet.
Fußkettchen? Faye betrachtete das mit großen dunkelblauen Saphiren besetzte Kleinod.
„Seine Königliche Hoheit erweist Ihnen eine große Ehre“, erklärte Shiran. „Es hat Prinz Sharifs verstorbener Mutter gehört.“
Faye fragte sich, ob auch eine Fessel dazugehörte. Da sie nur sehr selten Schmuck trug, fand sie dieses Stück ziemlich extravagant, aber sie wusste, dass sie es tragen musste, wenn sie nicht unhöflich wirken wollte. Eine Stunde später traf ein Strauß weißer Rosen ein. Erneut schwärmten die Dienerinnen, doch Fayes Herz wurde kalt wie das einer Eiskönigin. Die vollkommenen Blüten weckten zu viele schmerzliche Erinnerungen.
Als es Zeit zum Anziehen war, stockte ihr der Atem angesichts des fantastischen Gewandes, das zur Begutachtung auf dem Bett ausgebreitet war. Ohne sonderliches Interesse an ihrem Äußeren schlüpfte sie in das enge Unterkleid aus goldfarbener Seide. Dann wurde ihr äußerst vorsichtig eine violette Chiffonrobe übergestreift, deren kunstvolle Goldstickerei mit kostbaren Steinen verziert war und das Licht bei jeder Bewegung einfing. Das märchenhafte Gewand hatte außerdem eine breite Schleppe und schien eine Tonne zu wiegen. Beim Anblick der dazu passenden goldfarbenen Schuhe fragte Faye sich, wie, um alles in der Welt, sie sich in diesem Outfit bewegen sollte.
Eine weitere Schatulle wurde geliefert. Diesmal jauchzten die Dienerinnen vor Entzücken. Faye klappte den Deckel des Kastens auf und blickte fassungslos auf eine atemberaubende Tiara, Ohrgehänge und ein Armband. Warum schickte Sharif ihr solche Juwelen? Die Antwort lag auf der Hand: Er betrieb Eigenwerbung. Die Großzügigkeit, mit der er ihr diese Kostbarkeiten lieh, musste jeden zutiefst beeindrucken.
Das Diadem wurde in ihr Haar gesteckt, die Ohrgehänge wurden befestigt, und das Armband wurde um ihr Handgelenk geschlossen. Dann brachte man ihr einen Spiegel.
„Sie sind so schön, Mylady.“ Shiran seufzte glücklich.
Faye erkannte sich selbst kaum wieder. Ihr Haar war zu einer seidig glänzenden Mähne frisiert und fiel ihr offen über die Schultern. Sie glitzerte von Kopf bis Fuß wie das Schaufenster eines Juweliers.
Die hochhackigen Pumps zwangen sie zu winzigen Trippelschritten, als sie in den weitläufigen Empfangsbereich geleitet wurde. Angesichts der dort versammelten Frauen änderte Faye ihre Meinung über ihre eigene theatralische Aufmachung. Sie übertraf zwar alle, aber nur knapp. Nachdem sie sich unter den kritischen Blicken der Anwesenden auf dem Ehrenplatz niedergelassen hatte, wurde ihr eine Frau nach der anderen vorgestellt – auf Arabisch, denn niemand sprach Englisch. Die ständigen Verbeugungen und Kniefälle vermittelten ihr bald den Eindruck, sie würde träumen.
Und dann näherte sich die letzte Frau, eine üppige schwarzhaarige Schönheit in den Zwanzigern. Sie war in ein smaragdgrünes Gewand gehüllt, und ihre vollen rot geschminkten Lippen umspielte ein harter Zug. Die Luft im Raum schien plötzlich vor Spannung zu knistern.
„Ich bin Prinz Sharifs Cousine Majida. Von mir werden Sie keine Schmeicheleien hören.“ Sie blickte Faye geringschätzig an. „Ich sage, Sie sind keine Jungfrau!“
Die Stille wurde nur durch gelegentliche schockierte Laute unterbrochen. Erschrocken bedeckten die Frauen ihre Gesichter
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