Julia Exklusiv Band 0194
dich entlarvt und mich überzeugt, dass du dich mit deinem Stiefvater verschworen hattest, mich auszunehmen.“
Faye war blass geworden. Jedes seiner Worte traf sie wie ein Pfeil ins Herz.
Doch er war noch nicht fertig. „Als ich dich bat, meine Frau zu werden, war mir klar, dass es ein Fehler war. Du wusstest, dass ich nicht ich selbst war, aber du hast nichts gesagt und so getan, als wäre alles in schönster Ordnung. Unter dem Anschein der Normalität hast du die schmutzige Geschichte laufen lassen – Hauptsache, du hattest dein Hochzeitskleid und etwas Blaues fürs Glück. O ja, ich habe mich über die Bedeutung von etwas Blauem in eurer Kultur informiert. Welches Glück wolltest du denn durch deinen Schwindel erreichen?“ Sharifs tiefe Stimme bebte vor Widerwillen.
„Sharif, bitte …“, flüsterte sie hilflos. Sie konnte ihr Verhalten von damals nicht mit Naivität oder Dummheit entschuldigen, und es schmerzte sie zutiefst, dass er es ihr erbarmungslos vorhielt.
„Nein, du wirst mich anhören. Du warst erst neunzehn, aber du wusstest genau, dass es nicht normal ist, wenn ein Mann dich um deine Hand bittet, ohne zuvor ein einziges Wort von Liebe oder Zuneigung geäußert zu haben.“ Er machte aus seinem Zorn keinen Hehl. „Trotzdem hast du mir gestern vorgeworfen, dass ich deinen Hochzeitstag verdorben hätte. Wie ich schon sagte – eine Ehe, zu der sich ein Mann gezwungen fühlt, ist eine leere Hülle und kein Band, das man respektieren muss.“
Fayes Hände zitterten. Tränen brannten ihr in den Augen.
„Ich habe meine schöne Braut angesehen – und du warst sehr, sehr schön, aber dein raffinierter Plan, mich einzufangen, machte dich in meinen Augen so verwerflich wie ein Flittchen. Also erzähl mir nicht, ich hätte den schönsten Tag deines Lebens verdorben. Ich war wenigstens ehrlich, was meine Gefühle an diesem Tag anging. Ich war wütend, verbittert und enttäuscht. Du warst es nicht wert, geliebt zu werden. Ich habe mich geschämt, weil ich von deiner Schönheit so verblendet gewesen war, dass ich mir eingebildet hatte, du seist in deinem Wesen genauso vollkommen wie in deinem Äußeren.“
Faye unterdrückte ein Schluchzen. Sie war erschüttert darüber, was ihre Vorwürfe ausgelöst hatten.
„Das habe ich auf Arabisch gesagt, als ich so außer mir war. Entschuldige, aber ich war so von meinen Emotionen und Gefühlen überwältigt, dass ich vergessen hatte, Englisch zu sprechen.“ Er stürmte durch den mit einem Vorhang verkleideten Ausgang wie der Wüstenkrieger, als den Percy ihn einmal bezeichnet hatte.
Shiran lief herbei. „Mylady?“
„Gibt es hier ein Badezimmer?“ Faye legte sich eine Hand über die Augen und wandte sich ab.
Es gab tatsächlich ein Badezimmer. Faye wurde durch ein Gewirr von Gängen zu den sanitären Einrichtungen geführt, die sich hinter einer soliden Holztür in einem gemauerten Raum befanden. Es wunderte sie nicht im Mindesten, dass sie auch hier ein exquisites Ambiente erwartete. Während sie herzzerreißend schluchzte, machte sie sich frisch. Über dem Waschbecken, das auf den ausgebreiteten Schwingen eines marmornen Schwans ruhte, hing ein Spiegel. Kummervoll betrachtete sie ihr Gesicht.
Dein raffinierter Plan, mich einzufangen … Sie würde Sharif nie wieder in die Augen blicken können, denn jedes seiner demütigenden Worte war wahr gewesen.
Heftiges Klopfen an der Tür riss Faye aus ihren Grübeleien, aber sie war zu durcheinander, um zu öffnen. Stattdessen kauerte sie sich auf den harten, kalten Boden und legte die Arme um sich, um sich zu beruhigen. Sharif war überaus clever. Nachdem er sämtliche Illusionen über ihre vermeintliche Perfektion für immer begraben hatte, hatte er jeden einzelnen Trick durchschaut, mit dem sie versucht hatte, ihn zu fesseln. Sie war maßlos beschämt, und es gab keinen Ort, an dem sie sich hätte verstecken können.
Seufzend schloss sie die Tür auf und kehrte in ihr Schlafzelt zurück, ohne auf die eifrigen Dienerinnen in ihrem Gefolge zu achten. Widerspruchslos ließ sie sich aus dem Nachthemd helfen und in einen kühlen Kaftan hüllen. Dann wurde ihr das Frühstück in einem anderen, mit seidenbezogenen Diwanen möblierten Raum serviert. Shiran beobachtete besorgt, wie Faye traurig an einem Toast knabberte und eine Tasse Kaffee trank.
„Dürfen wir die Kinder zu Ihnen bringen?“, fragte das Mädchen nach einer Weile.
Welche Kinder? War Rafi eines von ihnen? Um niemanden zu beleidigen und aus
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