Julia Exklusiv Band 0194
hatte.“
„Was sollte ich denn sonst nach deiner Einladung letztes Jahr denken?“
Somit wären sie wieder bei jenem verhängnisvollen Telefonat, bei dem sie ihn praktisch gebeten hatte, mit ihr zu schlafen. Knapp zwölf Monate waren seither vergangen, und noch heute litt sie unter den Auswirkungen. Während sie damals geglaubt hatte, sie sei kühn und romantisch, hatte er sie als vulgär und billig eingestuft.
„Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass es keine anderen Männer gegeben hat?“
„Ich würde antworten, dass du mich in diesem Punkt nicht anzulügen brauchst.“
„Aber ich lüge nicht! Wenn du so viel Respekt vor der Unschuld einer Frau hast, solltest du dann nicht die Finger von mir lassen?“
Er lächelte. „Nein.“
„Warum nicht?“
„Du bist etwas ganz Besonderes. Deine verzweifelten Versuche, mich umzustimmen, sind zum Scheitern verurteilt. Ich verstehe nicht, warum du es überhaupt probierst. Jeder deiner Blicke verrät, wie sehr du dich danach sehnst, meine Hände auf deiner Haut zu spüren. Das habe ich schon bei unserem ersten Treffen in der Haja bemerkt.“
„Wirklich?“ Fayes Wangen glühten.
„Dein Verlangen verschaffte mir ein ungeheures Triumphgefühl – ein Fehler, wie ich zugeben muss.“ Nach diesem Eingeständnis kam er zu ihr und hob sie erneut auf die Arme. Er setzte sie aufs Bett und entfernte die Tiara aus ihrem Haar. Geschickt löste er die Ohrringe und wandte sich dann dem Armband zu. „Man hat mich nicht dazu erzogen, ein guter Verlierer zu sein. Ich habe gelernt, ehrgeizig und stark zu sein.“ Er legte den Schmuck in eine Silberschale auf dem Nachttisch.
„Ein Fehler?“, wiederholte sie ratlos.
„Du kennst bereits mein Temperament …“
„Rafi hat das gleiche …“
Sharif warf ihr einen missbilligenden Blick zu, der verriet, wie sehr er das Benehmen seines kleinen Bruders bedauerte.
„Ich habe nie im Zorn die Hand gegen jemanden erhoben!“
„Er ist vier und völlig durcheinander. Du bist achtundzwanzig und …“ Sie verstummte, als er sich vorbeugte, um ihr die Schuhe abzustreifen. Sein stolzer dunkler Kopf war in Reichweite. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und ihm die Finger in das dichte schwarze Haar geschoben.
„Ich bin achtundzwanzig und …?“, drängte Sharif.
„Ich habe vergessen, was ich sagen wollte. Du hast wirklich vor, die Sache zu Ende zu bringen, oder?“
„Was glaubst du?“
„Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.“
„Meine Vorstellungskraft reicht für uns beide.“
„Ich habe von alldem jedenfalls genug!“ Faye glitt vom Bett und wandte sich zum Gehen. Leider hatte sie die Länge des Kleides und die Schleppe vergessen, die sich um ihre Beine gewickelt hatte. Als sie ins Straucheln geriet, fing Sharif sie auf.
Er öffnete den Reißverschluss ihres Kleides und schob es ihr von den Schultern. Das Gewicht des bestickten Stoffes reichte aus, um es von ihren Armen raschelnd zu Boden gleiten zu lassen. Kurz darauf nahm das Unterkleid den gleichen Weg.
„Sharif!“ Verlegen stand Faye in Spitzen-BH und Slip vor ihm.
Ein Lächeln umspielte seine sinnlichen Lippen. Da waren sie wieder, dieser Charme und die wehmütige Heiterkeit, die einst ihr Verlangen entfacht hatten. Und es funktionierte erneut. Als er sie hochhob und zurück zum Bett trug, schmiegte sie sich mit klopfendem Herzen in die weichen Kissen.
Schweigend zog Sharif den Dolch aus dem Holz, steckte ihn in die Scheide und warf ihn beiseite. Mit glänzenden Augen betrachtete er ihre wohlgeformten Brüste, die sanft geschwungenen Hüften und langen Beine. „Vielleicht könntest du mir jetzt erklären, warum eine Jungfrau eine so unverblümte Einladung aussprechen sollte, wie du es letztes Jahr getan hast.“
Trotzig presste sie die Lippen zusammen. „Da du nicht darauf eingegangen bist, hast du auch kein Recht, danach zu fragen.“
„Als du nur mit einem Badelaken bekleidet ins Schlafzimmer gekommen bist, hatte ich die feste Absicht, dein Angebot wahrzunehmen“, konterte er ruhig. „Heute ist mir jedoch klar, dass dich dein Stiefvater offenbar zu diesem geschmacklosen Anruf gezwungen hat.“
„Nein“, entgegnete Faye beschämt, „Percy hatte nichts damit zu tun. Es war allein meine Idee.“
„Selbst jetzt willst du mir nicht die Wahrheit sagen.“
„Ich will dir bloß keine Lügen mehr erzählen.“ Sie atmete tief durch. „Ich weiß bis heute nicht, wie mein Stiefvater herausgefunden hat, dass ich dich eingeladen
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