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Julia Exklusiv Band 0194

Julia Exklusiv Band 0194

Titel: Julia Exklusiv Band 0194 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Winspear , Lynne Graham , Catherine George
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Sharif sich verhielt.
    Er nahm ihre Hand. „Meine Ehre ist deine Ehre.“
    „Ich habe keine Ehre, das hast du selbst gesagt“, erinnerte sie ihn.
    Sharif sprang auf und hob gebieterisch die Hand. Sofort verstummte das Orchester. Er äußerte einige Worte auf Arabisch. Dann drehte er sich um, nahm Faye auf die Arme und trug sie, von erstauntem Getuschel begleitet, aus dem Raum.

6. KAPITEL
    „Es sind schon wegen geringfügigerer Beleidigungen Kriege geführt worden“, erklärte Sharif, als er Faye die Gänge entlang trug. „Du scheinst nicht zu begreifen, wie hoch in meinem Volk die Tugend einer Frau geachtet wird.“
    Wäre sie seine Braut gewesen, hätte sie seinen Zorn verstanden, aber so war sie völlig verwirrt über seinen Ärger. Sie sollte seine Geliebte werden, und daran war nichts Respektables, oder? Ihrer unmaßgeblichen Meinung nach war es ohnehin seine Schuld, dass sie überhaupt beleidigt worden war. Es war purer Wahnsinn gewesen, sie als Ehrengast in einer Schar von Frauen zu bewirten, die sie für eine unmoralische Person hielten. Ehrlicherweise musste sie allerdings zugeben, dass man sie – mit Ausnahme seiner Cousine Majida – mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt hatte, was zweifellos an Sharifs Macht lag. Woran sonst? Immerhin hatte sein verstorbener Vater über hundert Konkubinen gehabt, und es war durchaus möglich, dass sein Volk glaubte, eine einzige Geliebte sei der Beweis für Sharifs Bescheidenheit und Selbstbeherrschung.
    Nichtsdestotrotz wurde sie gerade vor den Blicken aller in sein Bett getragen, vorbei an unzähligen salutierenden Wachen und Dienstboten. Faye war außer sich. Wie konnte er ihr so etwas antun? Nachdem sie mehrere ineinander übergehende Räume durchquert hatten, blieb er unvermittelt stehen und stellte sie behutsam auf die Füße. Dann trat er einen Schritt zurück.
    „Dass du keine Jungfrau mehr bist, ist allein meine Sache“, verkündete er nachdrücklich.
    Errötend schaute Faye sich um. Sie stand in einem riesigen Zelt, das noch üppiger ausgestattet war als ihr eigenes und von einem kunstvoll geschnitzten Holzbett dominiert wurde, in dem mühelos sechs Personen hätten schlafen können. Plötzlich schienen Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern.
    Sie zuckte zusammen, als etwas Metallisches an ihr vorbeiflog und im Kopfteil des Bettes stecken blieb. Es war der ziselierte Dolch, den sie zuletzt an Sharifs Gürtel gesehen hatte.
    „Ich werde mich schneiden und Blut aufs Laken tropfen“, erklärte er unnatürlich ruhig.
    Widerstrebend riss sie sich vom Anblick des Messers los, das noch immer im Holz wippte. Endlich dämmerte ihr, dass Unberührtheit für ihn ungeheuer wichtig war. Es war altmodisch und zugleich sonderbar süß, dass er zu solch barbarischen Mitteln greifen wollte, um ihren vermeintlichen Makel zu verbergen. Ihr Wüstenkrieger war bereit, sein eigenes Blut zu vergießen und für sie zu lügen.
    „Sharif …“, begann sie zögernd. „Ich verstehe nicht, warum wir überhaupt darüber sprechen.“
    „Als wir uns zum ersten Mal trafen, nahm ich fälschlicherweise an, dass du genauso unschuldig seist, wie du wirktest.“ Er zuckte die Schultern. „Aber das war ein Kindertraum. Viele arabische Männer hängen ähnlichen Fantasien nach, aber ich bin in meinen Ansichten inzwischen zeitgenössischer.“
    Zeitgenössischer? Seine sonderbare Wortwahl erstaunte Faye. Unwillkürlich glitt ihr Blick zum Dolch hinüber. Die widersprüchlichsten Emotionen kämpften in ihr, ohne dass sie sie hätte benennen können. Sharif ibn Zachir war ein feudaler Prinz. Seine scheinbar kühle Weltgewandtheit hatte sie damals irregeführt. Dicht unter der Oberfläche verbarg sich ein konservativer Mann, den sie erst viel zu spät entdeckt hatte. Der Mann mit dem Ruf eines Schürzenjägers, der dennoch schockiert gewesen war, als sie ihn eingeladen hatte, bei ihr zu übernachten.
    Warum? Erst jetzt durchschaute sie den Grund. Bis zu dieser fatalen Aufforderung hatte Sharif sie auf ein Podest gehoben und mit dem Etikett „rein wie frisch gefallener Schnee“ versehen. Und dann hatte sie seinen Glauben an sein Bild von ihr so gründlich erschüttert, dass er entschieden hatte, er habe sie nie richtig gekannt. Sie hatte ihm diese Annahme erleichtert, indem sie scheinbar in den Plan ihres Stiefvaters verwickelt gewesen war, Geld aus der Beziehung zu schlagen.
    Errötend meinte sie: „Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein, dass ich schon andere Liebhaber

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