Julia Exklusiv Band 0197
Leidenschaft war entfacht. Die Flammen schlugen so hoch, dass sie ihnen den Atem nahmen, ehe die glühende Hitze Tribut forderte. Sobald Leandros wieder zu Kräften gekommen war, trug er Isobel ins Bad und sorgte dafür, dass selbst das Duschen zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde.
Als sie in ihr Zimmer ging, um sich anzuziehen, hatte sie ihre Bitte, den Abend zu Hause zu verbringen, offenbar vergessen. Doch nun haderte er mit sich. Er musste nur an sie denken, und die Vorstellung, zu dem Ball zu gehen, verlor jeglichen Reiz.
Bevor er das Schlafzimmer verließ, nahm er die schwarze Schatulle an sich. Als er den Korridor entlangging, um Isobel abzuholen, beschloss er, ihr die Entscheidung zu überlassen. Sollte sie einen erneuten Angriff auf seine Sinne starten, würden sie an diesem Abend nirgendwohin fahren.
8. KAPITEL
Leandros klopfte leise an die Tür, ehe er ihr Zimmer betrat.
Isobel stand vor dem Spiegel und unterzog sich einem letzten prüfenden Blick. Sie trug ein kurzes blassgrünes Kleid aus Seidenchiffon, das ihre makellose Figur betonte, ohne aufdringlich oder gar ordinär zu wirken – so hoffte sie zumindest. Deshalb hatte sie sich bewusst dezent geschminkt und das Haar sicherheitshalber hochgesteckt. Schließlich wollte sie nicht dem Bild der aufreizenden Frau entsprechen, das seine Familie von ihr hatte. Genauso wenig wollte sie jedoch den Eindruck erwecken, dass sie sich den Regeln des sogenannten „guten Geschmacks“, unterworfen hatte.
„Gefalle ich dir?“, bat sie Leandros um seine Meinung.
„Das wäre maßlos untertrieben“, erwiderte er. „Du bist absolut perfekt.“
Ein kurzer Blick über die Schulter genügte, um festzustellen, dass für ihn dasselbe galt. Statt des dunklen Anzugs trug er nun einen weißen Smoking und eine schwarze Seidenhose und statt der Krawatte eine Fliege. Das elegante Äußere machte ihn endgültig zu dem sprichwörtlichen Traummann – und dass er vor ihr stand, stellte sie auf eine denkbar harte Probe.
Als er langsam auf sie zukam, wollte sie den Kampf bereits verloren geben. Aber dann fiel ihr Blick auf die schwarze Schatulle in seinen Händen. Was diese enthielt, wusste sie, auch ohne dass er sie öffnete.
„Wie ich sehe, hast du den Schmuck aus dem Schließfach geholt“, sagte sie verunsichert.
„Den Familienschmuck“, bestätigte er mit einem provozierenden Lächeln und öffnete die samtene Schatulle. Bevor er den Schmuck entnahm, vergewisserte er sich, dass ihr genügend Zeit blieb, die unvergleichlich edlen und kostbaren Stücke zu betrachten.
Etwas Schöneres als die mit Smaragden und Diamanten besetzten Pretiosen hatte sie noch nie gesehen, und sie bezweifelte, dass es etwas Vergleichbares gab. Doch seit Chloes zynischen Kommentaren hatten sie jeglichen Glanz verloren.
„Dreh dich um“, forderte Leandros sie auf und entnahm ein Kollier.
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, wandte Isobel ein. „Es wird auch so schon schwer genug …“
„Keine Widerworte“, unterbrach er sie. „Der Schmuck gehört dir. Warum solltest du ihn also nicht anlegen? Außerdem passt er sicher perfekt zu dem bezaubernden Kleid.“
Das ließ sich nicht leugnen, wie sie feststellte, nachdem er ihr die Kette angelegt hatte. Der Smaragd harmonierte auf eine wundersame Weise mit der Farbe des Kleids, als hätte sie es eigens dafür ausgewählt. Genau diesen Eindruck wollte sie allerdings lieber nicht erwecken.
„Deine Familie muss es doch als Schlag ins Gesicht empfinden, wenn ich beim ersten Wiedersehen nach drei Jahren den Familienschmuck trage“, wandte sie deshalb ein.
„Das lass getrost meine Sorge sein.“ Anstatt auf ihre Bedenken einzugehen, legte Leandros ihr das passende Armband an. Schließlich trieb er ihre Verlegenheit auf die Spitze, indem er ihr behutsam die goldenen Ohrringe abnahm und sie durch zwei mit Smaragden besetzte Stecker ersetzte.
Dabei kam er ihr zwangsläufig so nah, dass Isobel versucht war, sich an ihn zu schmiegen. Dadurch könnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – ihre Sehnsucht nach seiner Nähe stillen und ganz nebenbei dem unerfreulichen Abend entgehen.
Warum sie sich anders entschied, war ihr selbst nicht klar. Vielleicht lag es daran, dass er plötzlich eine zweite Schatulle in der Hand hielt.
Dass zu dem Schmuck auch ein Ring gehörte, hatte sie völlig vergessen. Mit einem unguten Gefühl ließ sie zu, dass Leandros ihn auf denselben Finger steckte, auf dem bereits ihr Ehering
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