Julia Exklusiv Band 0197
steckte.
„Endlich ist er wieder da, wo er hingehört“, sagte er ernst und küsste ihr die Hand, auf der nun inmitten vieler kleiner Diamanten ein Smaragd von unvergleichlicher Reinheit prangte. „Und da soll er auch für immer bleiben.“
So gerührt Isobel auch war, vor der Reaktion seiner Familie bekam sie immer mehr Angst. „Wem hat der Schmuck ursprünglich gehört?“, erkundigte sie sich, in der Annahme, dass Thea oder Chloe mit demselben Recht Besitzansprüche auf die Erbstücke erheben konnten wie Leandros.
„Die Smaragde haben früher einem alten Piraten als Zahnersatz gedient“, erklärte Leandros mit einem jungenhaften Lächeln, ehe er sich herunterbeugte und ihre Bedenken mit einem Kuss zerstreute.
Dass sie neuen Lippenstift würde auftragen müssen, war ihr egal. Wichtig war einzig, dass er ihr mit dem zärtlichen Kuss in Erinnerung rief, dass sie ein ganzes Leben vor sich hatten. Was konnten ihr da wenige Stunden anhaben, auch wenn diese noch so unangenehm sein würden?
Als sie Hand in Hand die Eingangshalle erreichten, erwartete Silvia sie bereits ungeduldig. Sie hatte sich für ein schulterfreies blaues Kleid entschieden, und man sah ihr die Vorfreude auf den ersten Ball seit Jahren deutlich an. Sie war fest entschlossen, sich zu amüsieren, und lehnte es strikt ab, sich in den Rollstuhl zu setzen. Selbst die Krücken nahm sie nur nach gutem Zureden mit.
Nach einer halbstündigen Autofahrt erreichten sie die prunkvolle Villa von Nikos’ künftigen Schwiegereltern. Als sie die wenigen Schritte bis zum Eingang zurücklegten, drohte der Mut Isobel zu verlassen, sodass sie unwillkürlich Leandros’ Hand suchte.
In der Halle wurden sie bereits von Mr. und Mrs. Santorini und deren Tochter Carlotta erwartet, die jeden Gast persönlich begrüßten. Alle drei empfingen sie überaus freundlich. Trotzdem konnten sie die Neugierde auf die junge Engländerin, die sie bislang nur vom Hörensagen kannten, kaum verbergen.
„Isobel!“, rief Nikos begeistert, als er seine Schwägerin sah. „Schön, dass du gekommen bist! Ich bewundere dich für deinen Mut“, fügte er leise hinzu und beugte sich herunter, um sie auf die Wange zu küssen.
Wie gut sie die Aufmunterung gebrauchen konnte, wurde Isobel klar, als sie Thea in der Menge erblickte. Leandros’ Mutter wirkte alles andere als erfreut darüber, dass ihre Schwiegertochter zurück war, und entsprechend kühl fiel die Begrüßung aus. Immerhin gelang es ihr, die Abneigung nicht auf Silvia zu übertragen, die sie herzlich willkommen hieß und nicht nur aus Pflichtgefühl nach ihrer Gesundheit fragte.
„So schlimm, wie du befürchtet hast, war es doch gar nicht“, sagte Leandros aufmunternd, während er Isobel in den Festsaal führte.
„Aber nur, weil du ihnen genaue Anweisungen erteilt hast“, erwiderte Isobel skeptisch, denn die eigentliche Prüfung stand ihr noch bevor. Hunderte von Menschen drängten sich in dem großen Saal, und kaum hatten sie das Paar gesehen, setzte ein Getuschel ein, über dessen Grund Isobel sich keine Illusionen machte.
Als Silvia sich schließlich zu ihnen gesellte und jeder sehen konnte, dass sie sich auf Krücken stützen musste, ging ein Raunen durch den Saal. Während die meisten verlegen zu Boden sahen, blickten einige die Neuankömmlinge überrascht an.
Leandros rettete die Situation, indem er Isobel unterhakte und die andere Hand auf Silvias legte und schweigend in die Runde sah. Ein falsches Wort, und ihr lernt mich kennen, schien er der illustren Gesellschaft sagen zu wollen, und zu Isobels Erstaunen verstanden sie die stumme Warnung. Das Getuschel verstummte, und die Menge zerstreute sich allmählich.
Vor drei Jahren hätten sie nicht solchen Respekt vor ihm gehabt, wie Isobel sich eingestehen musste. Offenbar besaß er inzwischen eine natürliche Autorität, deren Wirkung sich niemand entziehen konnte.
„Allmählich wird mir klar, was du gemeint hast“, gestand Leandros und reichte ihr ein Glas Champagner. „Ich fürchte, ich habe die Meute unterschätzt.“
„Das Schlimmste ist überstanden“, erwiderte Isobel, auch wenn sie beide wussten, wie trügerisch diese Hoffnung war. Deshalb stieß sie zwar mit Leandros an, stellte das Glas jedoch wieder ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. Für das, was ihr noch bevorstand, brauchte sie vor allem einen klaren Kopf.
„Isobel!“ Eine helle Frauenstimme riss sie aus ihren Gedanken. Noch ehe Isobel sich umdrehte, wusste sie, dass ihr die erste
Weitere Kostenlose Bücher