Julia Exklusiv Band 0197
sich bietenden Gelegenheit ein Gespräch mit den anderen Gästen zu beginnen. Dabei achtete er strikt darauf, dass sie in die Unterhaltung einbezogen wurde. Offenbar hoffte er, den Scheidungsgerüchten damit jeglichen Nährboden entziehen zu können. Zugleich sorgte er dadurch bei manch einem Gast für ein böses Erwachen, denn bald musste auch dem Letzten klar sein, dass sie ausgezeichnet Griechisch sprach und verstand.
Genau das schien Leandros bezweckt zu haben, und die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen bestätigten ihn darin, dass es in Zukunft niemand wagen würde, abfällige Kommentare über seine Frau zu machen – schon gar nicht in ihrer Anwesenheit. Während manche es mit Humor nahmen, wirkten andere peinlich berührt. Einige gaben ihr schlechtes Gewissen dadurch zu erkennen, dass sie einen großen Bogen um sie beide machten.
Dazu gehörte außer Chloe auch Takis Konstantindou. Dass Leandros’ Schwester ihnen auswich, war wenig verwunderlich. Das Verhalten von Leandros’ Patenonkel und Anwalt hingegen überraschte sie beide.
Ein einziger Mensch ließ sich keiner dieser Gruppen zuordnen, und das war Diantha Christophoros. Wann immer Isobel sie mehr oder weniger zufällig in der Menge sah, war entweder Thea oder Chloe in ihrer Nähe. Den Beistand schien sie dringend zu benötigen, denn sie wirkte richtig verloren.
Dass ausgerechnet ihre Schwiegermutter und ihre Schwägerin die Rolle der Trösterinnen übernahmen, gefiel Isobel allerdings ganz und gar nicht. Andererseits glaubte sie nicht, dass sie in Dianthas Situation den Mut aufgebracht hätte, überhaupt auf dem Ball zu erscheinen. Leicht konnte es ihr jedenfalls nicht gefallen sein, sich in dem Wissen auf den Weg zu machen, dass sich an diesem Abend alle Gerüchte um ihre bevorstehende Hochzeit mit Leandros als falsch erweisen würden.
Bevor das Mitleid mit ihrer Rivalin sie zu einer Dummheit verleiten konnte, brachte Eve Isobel auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Nimm dich bloß vor Diantha in Acht“, warnte sie sie, als sie sich zufällig auf der Terrasse trafen. Dorthin hatte Isobel sich zurückgezogen, weil sie nach den vielen Gesprächen und Eindrücken dringend frische Luft brauchte.
„Sie wirkt, als könnte sie kein Wässerchen trüben“, sagte Eve, „aber in Wirklichkeit ist sie eine falsche Schlange, die sich bestens darauf versteht, anderen Menschen ihren Willen aufzuzwingen. Erst vor einigen Wochen hat sie Chloe dazu überredet, in Athen zu bleiben und ihrer Mutter bei den Vorbereitungen für Nikos’ Hochzeit zu helfen, anstatt, wie ursprünglich geplant, nach Spanien zu fliegen und Leandros zur Hand zu gehen. Wie du sicher weißt, hat Diantha das übernommen, und ihr ist es sogar gelungen, es wie einen Freundschaftsdienst wirken zu lassen. Zeitgleich mit ihrer Rückkehr verbreitete sich allerdings das Gerücht, dass Leandros sich von dir scheiden lassen und sie heiraten will. An einen Zufall kann ich beim besten Willen nicht glauben. Vielmehr werde ich das Gefühl nicht los, dass sie darauf versessen ist, dir Leandros auszuspannen. Und ihr Onkel Takis steckt mit ihr unter einer Decke.“
„Ich wusste gar nicht, dass die beiden verwandt sind“, meinte Isobel überrascht.
„Hier ist doch jeder mit jedem verwandt“, erwiderte Eve abfällig. „Ohne Frauen wie uns wäre die feine Gesellschaft längst an Inzucht eingegangen.“
Auch wenn das Thema dafür zu ernst war, musste Isobel lachen.
„Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren.“ Leandros hatte sich unbemerkt genähert und legte ihr den Arm um die Taille. „Darf man erfahren, worüber?“, fragte er, ehe er ihr zärtlich den Nacken küsste.
„Frauen haben manchmal Dinge zu besprechen, die nicht für Männerohren bestimmt sind, lieber Cousin“, erklärte Eve bestimmt. „Aber eins lass dir gesagt sein“, fügte sie mit einem herzlichen Lächeln an Isobel gewandt hinzu. „Wenn du mich fragst, hattest du mehr Glück als Verstand.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging ihrem Mann entgegen, der sie schon zu suchen schien.
„Der arme Ethan ist ihr ins Netz gegangen, ohne es zu merken“, erklärte Leandros, der die beiden beobachtete. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass er bis heute nicht begriffen hat, wie ihm das passieren konnte.“
„Er soll froh und glücklich sein, dass er so eine Frau hat“, widersprach Isobel entschieden.
„Das gilt für mich wohl genauso“, erwiderte er und wandte sich wieder ihr zu.
„Nicht
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