Julia Exklusiv Band 0197
zu beteuern, sie würde ihm fehlen, verabschiedete er sich und legte auf. Das verwirrte sie, und sie war ein wenig gekränkt, sagte sich aber, er müsse hart arbeiten und habe einfach keine Zeit, sie zu vermissen.
In den nächsten Tagen faulenzte sie mit Alice. Sie lasen Bücher, sahen fern oder unterhielten sich. Manchmal saßen sie in Maxims Atelier, während er vor der Staffelei stand. Cleo hörte oft Musik, und Alice malte unterdessen farbenfrohe Bilder.
Diese geruhsamen, beschaulichen Stunden halfen Cleo, bald wieder auf die Beine zu kommen. Auch Alice hatte die Folgen ihres Sturzes überwunden und würde in der nächsten Woche wieder zur Schule gehen.
Allmählich fühlte sich Cleo wie ein Familienmitglied. Eine innere Stimme warnte sie, das sei gefährlich, wurde jedoch ignoriert. Es gefiel ihr, wie selbstverständlich sie im Kreis der Brenners aufgenommen wurde, und als die Tage verstrichen, vergaß sie nur zu leicht, dass es nicht immer so weitergehen konnte.
Am Samstag erwachte Cleo frisch und munter, von neuer Energie erfüllt. Während des Vormittags spielte sie mit den Kindern im Garten, dann eilte sie in die Küche, um den Lunch vorzubereiten. Maxim kam zu ihr, als sie gerade einige Pizzas aus der Gefriertruhe nahm. Ihre Kochkünste befanden sich immer noch im Anfangsstadium, und sie wagte sich noch nicht an kompliziertere Gerichte heran.
„Wie fühlst du dich heute?“, fragte er beiläufig.
„Ich könnte bei einem Marathon mitmachen“, erwiderte sie lächelnd. „Warum?“
„Am Nachmittag wird eine große Demonstration gegen die Bauvorhaben abgehalten, ein Protestmarsch. Wir erwarten mehrere Leute von Presse und Fernsehen, und Sarah hofft, auch überregionale Zeitungen und Sender werden darüber berichten. Ein paar prominente Gesichter in den vorderen Reihen würden der Bürgerinitiative sicher nützen. Ich habe bereits einen Schriftsteller aus unserer Gegend und einen Schauspieler für unsere Sache gewonnen. Ein schönes Model neben den beiden würde natürlich alle Kameras auf sich konzentrieren.“
Cleo blinzelte. „Du meinst mich?“
„Wenn du es verkraften könntest – Sarah wäre dir überaus dankbar.“
„Nun ja, okay, ich tue es.“
„Du musst nicht weit laufen. Die Leute marschieren nur vom Dorf bis zu den Grundstücken, wo die Ferienhäuser entstehen sollen. Dort wird meine Schwester eine kurze Rede halten, alle werden wie verrückt applaudieren, und danach kannst du wieder nach Hause gehen.“
„Kommst du nicht mit?“, fragte sie enttäuscht.
„Heute Nachmittag wird mir ein Kunde Modell sitzen. Aber ich hole dich nach der Demo ab, falls dich der Marsch zu sehr ermüden sollte.“
„Wann fängt es an?“
„Um zwei.“ Maxim schaut auf seine Uhr. „Du hast noch anderthalb Stunden Zeit, um zu essen und dich zurechtzumachen.“
Cleo schlang ihre Pizza hinunter, dann rannte sie in den Anbau. Zum ersten Mal seit zwei Wochen würde sie zu ihrem Model-Look zurückkehren. Immerhin wollte Maxim, dass sie die Aufmerksamkeit der Fotografen und TV-Kameraleute erregte, und das dürfte ihr nicht schwerfallen.
Mithilfe der Brennschere verwandelte sie ihr Haar in eine hellblonde Lockenpracht und schminkte sich mit professionellem Geschick – dezent, aber ausreichend, um die grünen Augen, die vollen Lippen und hohen Wangenknochen zu betonen. Was sollte sie anziehen? Sie entschied sich für eine Jogginghose, ein passendes Sweatshirt und ihre alten Turnschuhe. Dieses bequeme Outfit erschien ihr geeignet, weil der Protestmarsch teilweise auf holprigem Boden stattfinden würde.
Als sie den Anbau verließ, stand Maxim im Flur und musterte sie eingehend.
„Alles okay?“, fragte sie unsicher.
„Du siehst wunderbar aus.“
„Vielleicht müsste ich was Schickeres anziehen. Immerhin soll ich allgemeines Interesse erregen und für Publicity sorgen.“
„Das wirst du auch in diesem Aufzug schaffen.“
Sein Blick verdunkelte sich, und zum ersten Mal seit mehreren Tagen empfand Cleo wieder eine gewisse Nervosität. Während ihrer Unpässlichkeit hatte sie sich in Maxims Nähe völlig entspannt gefühlt und fast vergessen, wie leicht er sie aus der Fassung bringen konnte, wenn seine Augen so glitzerten und sein Mund diesen sinnlichen Zug annahm. Schnell redete sie sich ein, sie müsse sich wegen seiner letzten Bemerkung keine Sorgen machen. Am Wochenende würden Alice und William zu Hause sein, also war sie vor allen Gefahren geschützt.
„Wirst du es durchstehen?“, fragte
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