Julia Exklusiv Band 0197
Allerdings war sie viel zu stolz, um es zuzugeben.
„Im Gegenteil“, erwiderte er deshalb. „Wir sollten irgendwohin gehen, wo wir uns ungestört unterhalten können.“
„Lass dir was anderes einfallen, Leandros“, lehnte sie seinen Vorschlag entrüstet ab. „Du würdest es ja doch nicht beim Reden belassen.“
„Dann lass uns heute Abend zusammen essen gehen“, schlug er vor. Dass sie ihn durchschaut hatte, nötigte ihm ein reumütiges Lächeln ab.
„Das geht nicht“, entgegnete sie. „Ich bin schon verabredet.“
Die Antwort schockierte ihn, und die Eifersucht, die er schon überwunden geglaubt hatte, erwachte wieder. „Ich eigentlich auch“, sagte er mit einer Kälte, über die er selbst erschrak. „Allerdings wäre ich bereit gewesen, Diantha abzusagen. Wir könnten natürlich auch zu viert ausgehen. Und wenn dir nicht nach Gruppensex ist, könnten wir es ja mit einem Partnertausch versuchen. Vielleicht weiß ich nach einer Nacht mit dir wieder, was ich an Diantha habe. Dann hätten sich alle Probleme von selbst erledigt.“
Ein Blick zu Isobel machte Leandros schmerzlich bewusst, dass er in seiner Wut einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. Sie war aschfahl und wirkte benommen. Es grenzte an ein Wunder, dass es ihr trotzdem gelang aufzustehen.
„Dein Vorschlag klingt durchaus reizvoll“, sagte sie bemüht emotionslos. „Allerdings bin ich mit meiner Mutter verabredet, sodass aus unserer Orgie wohl nichts wird“, fügte sie hinzu, ehe sie sich umdrehte und das Lokal verließ.
4. KAPITEL
Bevor Isobel das Hotel betrat, blickte sie sich noch einmal um. Doch Leandros war nirgends zu sehen.
Das war es dann wohl, dachte sie betrübt und erleichtert zugleich. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, lautete ein altes Sprichwort, das sich wieder einmal bewahrheitete. Alles Weitere würden die Anwälte regeln. Womit sich allerdings die Frage stellte, warum sie überhaupt nach Athen gekommen war. Denn dass Leandros ein hoffnungsloser Fall war, hätte sie vorher …
„Wo hast du so lange gesteckt? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
Erst als sich die Eingangstür hinter ihr schloss, merkte Isobel, dass ihre Mutter, Clive und Lester auf der schäbigen Sitzgruppe des Foyers Platz genommen hatten.
„Wie war eure Stadtrundfahrt?“, erkundigte sie sich, als sie vor ihren drei Mitreisenden stand. Es schien ihr ratsam, Silvias Frage einstweilen unbeantwortet zu lassen – zumal sie Clive deutlich ansah, dass er sich von dem Aufenthalt in Athen etwas anderes versprochen hatte.
Immerhin darin sind wir uns einig, dachte Isobel, ehe sie sich bückte, um ihre Mutter mit einem Kuss auf die Wange zu begrüßen. Da erst fiel ihr auf, wie sehr Silvia schwitzte.
„Du solltest dich doch schonen“, tadelte sie ihre Mutter mit schlechtem Gewissen, weil sie sie vernachlässigt hatte. „Und warum sitzt ihr hier unten, anstatt …?“
„Der Strom ist ausgefallen“, erklärte Lester, ehe sie ihre Frage zu Ende gebracht hatte. „Die Klimaanlage geht genauso wenig wie der Fahrstuhl und das Licht.“
Erst jetzt wurde ihr klar, warum es im Foyer genauso unerträglich heiß war wie draußen. Auch dass beide Männer kein Jackett trugen, ergab plötzlich einen Sinn.
Ein Unglück kommt selten allein, fiel ihr ein weiteres Sprichwort ein, das ihre Situation passend beschrieb. Als wäre sie nicht bereits genug damit gestraft, dass sie dem Wiedersehen mit Leandros selbst nach drei Jahren noch nicht gewachsen war. Das Schlimmste daran war, dass ihm ihre Hilflosigkeit nicht entgangen war. Doch nach allem, was er sich geleistet hatte, würde sie endlich lernen, ihre Gefühle in den Griff bekommen.
„Kann ich irgendwie helfen?“, erkundigte sich eine Stimme, die Isobel nur allzu vertraut war.
Leandros’ Dreistigkeit überraschte sie so sehr, dass sie den Fehler beging, sich umzudrehen. Die Hitze schien so spurlos an ihm vorbeizugehen wie der beschämende Vorfall, der sich vor kaum einer halben Stunde zugetragen hatte. Seine Gelassenheit war geradezu empörend. Das Gleiche galt allerdings auch für die prickelnde Erotik, die er ausstrahlte und die ihr mehr zusetzte, als ihr …
„Was willst du hier?“ Silvias harscher Ton bewahrte Isobel davor, ihren beschämenden Fantasien länger nachzuhängen.
„Wenn sich meine Schwiegermutter schon mal nach Athen verirrt, wollte ich ihr wenigstens Guten Tag sagen“, erwiderte Leandros, ohne den Blick von Isobel abzuwenden. „Offenbar wurde ich
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