Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
hat.“
„Aber sicher. Als Grieche kannst du das.“
„Nein, das stimmt nicht.“ Er schien sich das Eingeständnis mühsam abzuringen.
Und das veranlasste Rachel, ihm zu glauben. „Du empfindest etwas für mich?“, stieß sie hervor.
„Iss mit mir zu Abend.“
Anscheinend war Schluss damit, Gefühle zuzugeben. Trotzdem, er hatte es gesagt. Was er für sie empfand, konnte nicht abgetan werden. „Und morgen?“
„Du hast keine Reservierung für deinen Rückflug.“
„Aber …“
„Du musst nicht sofort abreisen.“
„Ich …“
Sebastian legte ihr den Finger auf die Lippen. „Denk nicht. Die Vergangenheit ist tot. Wir leben hier in der Gegenwart. Und ich will erforschen, was das zwischen uns ist.“
Sie konnte ihn ebenso wenig zurückweisen, wie sie imstande gewesen war, die Andenken an ihn wegzuwerfen. „In Ordnung.“
Sein Lächeln raubte ihr den Atem, und von seinem berauschend sinnlichen Kuss war sie noch benommen, lange nachdem Sebastian sie zu ihrem Zimmer begleitet hatte, damit sie sich für das Abendessen fertig machen konnte.
Rachel zog ein Kleid an, das Andrea ihr gekauft und das sie in Griechenland zurückgelassen hatte, als sie nach Amerika gegangen war. Es war aus schwarzer Seide, elegant, kurz und ärmellos und hatte einen dezenten Ausschnitt, schmiegte sich jedoch offenherzig an ihre Brüste. Rachel wäre entsetzlich verlegen, wenn sie sich darin irgendeinem anderen Mann zeigen würde, aber bei Sebastian war es nicht so, trotz allem, was seit der Beerdigung vorgefallen war. Für sie würde er immer jemand Besonderes sein.
Deshalb war sie bereit, diese Sache zwischen ihnen zu erforschen. Wenn es nicht Sebastian sein würde, dann würde es ganz sicher niemand sein. Das hatte nicht nur etwas damit zu tun, was ihr mit sechzehn passiert war, sondern auch damit, dass die emotionale Beziehung zu ihm im Lauf der Jahre stärker geworden war. Und das, obwohl sie sich von Griechenland und der Insel ferngehalten und versucht hatte, die Verbindung einschlafen zu lassen.
Wie groß war die Chance, dass sich ihre Gefühle für ihn abschwächten? Gleich null, selbst wenn sie ihn nie wiedersah. Und solange sie ihn gern hatte, würde sie sich nicht in einen anderen verlieben.
Sie wollte es auch nicht.
Außerdem hatte Sebastian gesagt, er würde etwas für sie empfinden. Für einen so stolzen und zurückhaltenden Mann wie ihn war das ein beachtliches Eingeständnis.
Rachel gab sich viel Mühe mit ihrem Make-up und flocht ihr Haar zu einem klassischen Zopf, der zu ihrem eleganten Outfit passte.
An der offenen Tür zum Salon fiel Rachel jedoch ein, wie dumm sie sich vorgekommen war, als sie sich zum Mittagessen für Sebastian fein gemacht und dann gehört hatte, er könnte sie niemals lieben. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, das schwarze Seidenkleid zu wählen. Am besten würde sie sich wieder umziehen, bevor Sebastian sie entdeckte.
In diesem Moment bemerkte er sie, und sein unverkennbar bewundernder Blick ließ ihre Ängste verschwinden. Sebastian winkte sie mit einer Handbewegung zu sich, und Rachel ging los, als würde sie an einer unsichtbaren Schnur geführt.
Er küsste sie auf beide Wangen. „Du siehst wunderschön aus.“
„Danke.“ Er sah in dem maßgeschneiderten dunklen Anzug selbst fantastisch aus. Beim Abendessen zu Hause mit der Familie trug er selten eine Krawatte, doch jetzt tat er es, und Rachel wurde klar, dass er sich auch für sie fein gemacht hatte. Sie lächelte.
Er holte ihr einen Drink, und kurz darauf rief Eugenie sie beide zum Essen. Das Gespräch während der Mahlzeit war überraschend ungezwungen.
„Und? Warum arbeitest du als Buchhalterin?“
„Warum soll ich nicht Buchhalterin sein?“ Rachel trank einen Schluck Wein.
„Du hast früher gemalt.“
„Ich tue es immer noch.“
„Warum machst du beruflich nicht etwas, was deine Kreativität fordert?“
„Mir gefällt mein Job. Er ist nicht allzu schwierig, und ich arbeite in einer friedlichen Umgebung.“
„Würdest du es in deinem eigenen Atelier nicht ebenso friedlich haben?“
„So gut bin ich nicht. Außerdem ist es fast unmöglich, als Künstlerin seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Rachel hatte früh begriffen, dass sie ein geregeltes Einkommen brauchte, wenn sie anders als ihre Mutter und von ihr getrennt leben wollte.
„Matthias hätte dich gefördert.“
Ihr schauderte bei dem Gedanken. Der Preis wäre zu hoch gewesen. Sie hätte mit Andrea zusammenleben müssen. „Ich
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