Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
hatte „wenn“ und nicht „falls“ gesagt. Doch das wollte sie ihm nicht vorhalten. Sie war bereit, jetzt mit ihm zu schlafen. Nur die Angst, dass sie vor dem letzten Schritt zurückschrecken würde, hielt sie davon ab, es offen zuzugeben.
Sebastian stand in der Duschkabine unter dem eiskalten Wasserstrahl und verfluchte seine Dummheit. Er wusste nicht, was dümmer war – zuzulassen, dass er so erregt wurde, oder Rachels offensichtliche Bereitschaft nicht auszunutzen.
Warum hatte er überhaupt darauf bestanden, dass sie blieb?
Es hing mit diesem Drang zusammen.
Seine Sehnsucht nach Rachel Long ließ ihn aus einem gewissen Zwang heraus handeln, den er nicht ignorieren konnte. Er wollte sie haben, und er würde sie bekommen. Doch es war mehr als sexuelles Verlangen, und das beunruhigte ihn.
Mit Sex konnte er umgehen, aber für Gefühle war in seinem Leben kein Platz.
4. KAPITEL
Während der nächsten drei Tage fühlte Rachel sich wie im Paradies. Sebastian und sie verbrachten die Vormittage zusammen. Sie gingen schwimmen und erkundeten die Insel, und er nahm sie sogar mit zum Angeln. Rachel weigerte sich, den Haken mit einem Köder zu versehen, und Sebastian lachte, als sie trotzdem mehr Fische fing als er. Die Nachmittage waren für die Arbeit reserviert. Die Abende verbrachten sie wieder zusammen, bis jeder in sein eigenes Bett ging.
Sie sprachen weder über ihre Mutter noch seinen Großonkel, und da die Vergangenheit insgesamt kein Thema war, erzählte Rachel auch nicht, was ihr mit sechzehn passiert war. Sie fragte sich einige Male, ob sie es vielleicht doch tun sollte, aber je mehr Zeit sie mit Sebastian verbrachte, desto überzeugter war sie, dass Sex mit ihm kein Problem sein würde. Eigentlich wollte sie sowieso nicht über dieses schlimme Erlebnis reden, deshalb brach sie das stillschweigende Abkommen nicht, die Vergangenheit ruhen zu lassen.
Am ersten Tag rief Phillippa an, und sobald sie erfuhr, dass Rachel noch auf der Insel war, wollte sie unbedingt mit ihr sprechen. Danach telefonierten sie jeden Nachmittag. Rachel genoss es, mit Sebastians Mutter zu plaudern. Phillippa behandelte sie wie eine gute Freundin, fast wie ein Familienmitglied, und das gefiel Rachel.
Irgendwann würde sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren müssen, doch sie wollte noch nicht daran denken, wie es sein würde, Sebastian und die Beziehung aufzugeben, die sich zwischen ihnen entwickelte.
Am vierten Morgen nach Phillippas Abreise kam Sebastian sichtlich angespannt zum Frühstück.
„Was ist los?“, fragte Rachel, nachdem er sich zu ihr hinuntergebeugt und sie auf den Mund geküsst hatte.
Sebastian küsste sie oft, drängte sie jedoch niemals zu mehr. Einerseits war sie dankbar für seine Zurückhaltung, andererseits fragte sie sich nach dem Warum.
„Ich muss heute nach Athen zurück.“
Ihr Mut sank. „Ich verstehe. Dann erkundige ich mich wohl besser wegen des Rückflugs.“
Sebastian presste die Lippen zusammen, bevor er fragte: „Ist es das, was du willst?“
„Ich sollte zurück nach Kalifornien. Ich weiß nicht, wie lange sie meinen Job für mich freihalten.“
„Du bist erst eineinhalb Wochen in Griechenland. Bei einem Trauerfall in der Familie wäre es doch sicher gerechtfertigt, noch etwas länger wegzubleiben.“
„Es hat keinen Sinn, dass ich allein auf der Insel bleibe. Ich habe alles Notwendige erledigt.“
„Du könntest mit mir nach Athen kommen“, schlug Sebastian vor.
Rachel blickte ihn hilflos an. Er forderte sie indirekt zum nächsten Schritt in ihrer Beziehung auf. Athen bedeutete das wirkliche Leben, und Sebastian wollte sie darin haben. Ihr Verstand riet ihr, die verlockende Einladung zu ignorieren und rechtzeitig auszusteigen, solange ihr Herz noch unversehrt war. Ihr Herz sagte ihr jedoch, dass es dem einflussreichen Mann schon gehörte und dass sie sich auf die Sache einlassen sollte.
Sie hatte sich immer von ihrem Verstand leiten lassen, was ihr Lebensstil bewies, der völlig anders war als der ihrer Mutter. Aber sie war auch einsam. Sie begehrte Sebastian schon, seit sie ihn kennengelernt hatte, und jetzt hatte sie die Chance, etwas zu unternehmen.
„Ja, gern“, erwiderte Rachel.
Sebastian lächelte. „Dann treffe ich die Vorbereitungen.“
Auf dem kurzen Hubschrauberflug nach Athen war eine Unterhaltung wegen des Lärms der Rotoren unmöglich. Aber Rachel hätte es sowieso nicht gewagt, Sebastian zu stören, selbst wenn sie Kopfhörer getragen hätten. Er las
Weitere Kostenlose Bücher