Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
solchen Irrtum einzugestehen und eine derartige Maßnahme treffen zu müssen war für den stolzen älteren Mann sicher verheerend gewesen. Sebastian war schlecht geworden, während er es gelesen hatte.
Matthias hatte Andrea darüber informiert, dass er sein Testament geändert hatte und sich von ihr scheiden lassen wollte. Deshalb war es kein Wunder, dass sie völlig außer sich gewesen war und keinerlei Rücksicht mehr genommen hatte. Sie hatte nichts mehr zu verlieren gehabt und war überaus rachsüchtig gewesen. Als Matthias das klar geworden war, hatte er seinem Neffen den Brief geschrieben. Falls er sterben sollte, bevor er geschieden war, würde Sebastian Bescheid wissen: Andrea hatte keinen Anspruch auf die Unterstützung, die einer Witwe in der Familie normalerweise gewährt wurde.
Hatte Andrea ihrer Tochter erzählt, dass Matthias plante, sie beide aus seinem Leben zu vertreiben? War Rachel bereit gewesen, sich mit Andrea zu verschwören, um bei der Scheidung die größtmögliche Abfindung zu bekommen?
Sebastian verwarf den Gedanken. Hatte Rachel ihm nicht oft genug bewiesen, dass sie nicht wie ihre Mutter war?
Dann erinnerte er sich daran, dass sein Onkel sich von Andreas scheinbarer Unschuld hatte täuschen lassen. War er, Sebastian, in seiner Beziehung zu Rachel ebenso dumm? Matthias hatte geschrieben, er hätte Andrea geheiratet, um sie zu beschützen.
Sie hatte ihn überzeugt, dass sie eine traumatische Erfahrung mit einem Mann gehabt hatte. So hatte sie Matthias’ Beschützerinstinkt geschickt ausgenutzt. Erst nach der Hochzeit war ihm klar geworden, dass seine Ehefrau alles andere als ein Opfer war. Sie war sexsüchtig, trank und war abhängig von Drogen, die sie völlig irrational handeln ließen.
Aber Rachel ist nicht so, dachte Sebastian. Sie trank niemals, flirtete nicht und log nicht. Sie sagte selbst dann die Wahrheit, wenn es ihr peinlich war. Obwohl sie ihn begehrte, hatte sie nicht versucht, ihn mit Sex zu manipulieren.
Sie war vielleicht eine der ganz wenigen ehrlichen Frauen in seinem Bekanntenkreis.
Nachdem er sich das klar gemacht hatte, brannte er umso mehr darauf, zu ihr nach Hause zu kommen.
„Was duftet hier so fantastisch?“
Rachel stand am Herd und streute Gewürze in die Pfanne mit Curryhuhn. Als sie sich erschrocken umdrehte, stieß sie mit Sebastian zusammen.
Er umfasste ihre Schultern und neigte den Kopf, bis er mit dem Mund fast ihren berührte. „So möchte ein Mann nach einem anstrengenden Tag begrüßt werden“, sagte er, bevor er sie langsam und liebevoll küsste.
Rachel bekam so weiche Knie, dass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte. Sie klammerte sich an ihn. Als sein Kuss leidenschaftlicher wurde, empfand sie heißes Verlangen. Mit allen Sinnen reagierte sie auf diesen Mann. Sie liebte seinen Geschmack, seinen Duft, und es gefiel ihr, seinen festen Körper an ihrem zu spüren.
Alles um sie her wurde bedeutungslos, während Sebastian die Hände über ihren Rücken gleiten ließ und Rachel fest an sich presste.
Im Hintergrund summte irgendetwas, aber sie konnte sich nicht vorstellen, was es war. Und es interessierte sie auch nicht.
Sebastian löste sich von ihr und schob sie von sich. „Ich glaube, es ist gar.“
„Was?“ Rachel wollte an nichts anderes denken und nur sein geliebtes Gesicht ansehen.
„Das Abendessen.“ Er drehte sie zum Herd um.
Plötzlich funktionierte ihr Verstand wieder. Sie musste sich um das Curryhuhn und den Karamellkuchen kümmern. Sie schaltete die Kochplatten aus und zog den Kuchen aus dem Backofen. Nichts war angebrannt, und sie seufzte erleichtert.
„Ich hatte meiner Haushälterin gesagt, sie solle dir ausrichten, dass wir zum Essen ausgehen würden.“
Kritisierte er ihren Entschluss zu kochen? „Du hast müde geklungen, als wir das letzte Mal am Telefon miteinander gesprochen haben. Ich dachte, zu Hause zu essen wäre erholsamer.“
„Aber es ist nicht deine Aufgabe zu kochen.“
Rachel drehte sich um. „Es tut mir leid, wenn ich mir zu viel herausgenommen habe.“
„Das hast du nicht. Aber du hast mich überrascht.“
„Gut. Das war der Zweck der Sache.“ Rachel lächelte. „Ich hoffe, du magst Curryhuhn.“
„Ich liebe es.“
Sie hatte alle nötigen Zutaten dafür in der Küche gefunden und sich gedacht, dass Sebastian das Gericht mochte.
Er duschte schnell, während Rachel das Essen auf den Tisch stellte.
Als er in Jeans und einem Baumwollhemd zurückkam, sah er sich die Schüsseln mit
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