Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Dokumente, die er gleich nach dem Start aus seinem Aktenkoffer genommen hatte. Es machte ihr nichts aus. Einfach nur mit Sebastian zusammen zu sein war schon etwas Besonderes.
In Athen setzte der Fahrer Sebastian vor dem Firmengebäude ab, dann brachte er Rachel zu der Wohnung in einem exklusiven Vorort.
Der Chauffeur verschwand mit ihrem Gepäck, und eine Griechin mittleren Alters bot Rachel Erfrischungen an. Sie lehnte ab, denn sie wollte lieber Sebastians Heiligtum erkunden. Die Haushälterin nickte und zog sich zurück.
Sein Zuhause war groß und sehr schön eingerichtet. In den Hauptraum hätte Rachels ganzes Apartment in Kalifornien gepasst. Die Essecke war so groß wie ein offizielles Esszimmer, im Wohnbereich stand ein riesiges Fernsehgerät mit Plasmabildschirm, vor bis zur Decke reichenden Bücherregalen waren breite Lesesessel angeordnet. Die Einrichtung machte insgesamt einen eher traditionellen Eindruck. Sebastians Raumausstatterin liebte offenbar eine neutrale Farbgebung und hatte mit dunklem Holz und einigen Farbtupfern Akzente gesetzt, was ziemlich gut zu der dynamischen Persönlichkeit des Wohnungseigentümers passte.
Obwohl es völlig unangebracht war, überlegte Rachel eifersüchtig, wie gut die Frau ihren Kunden kannte. Es war nicht einmal ein vernünftiger Gedanke. Nichts wies darauf hin, dass Sebastian einen weiblichen Raumausstatter gehabt hatte. Nur sein Ruf, gern mit schönen Karrierefrauen auszugehen und es mit keiner von ihnen ernst zu meinen, ließ darauf schließen.
Eifersucht war Rachel nicht fremd und ein weiterer Grund, warum sie die vergangenen Jahre in den Staaten verbracht hatte. Weit weg von Griechenland lebend, musste sie Sebastian nicht mit anderen Frauen sehen.
Sie betrat das erste Schlafzimmer, das vom Flur abging. Wie klug war es gewesen, mit einem Mann nach Athen zu kommen, der eine Bindungsphobie hatte? Selbst wenn er ihre Mutter nicht verachtet hätte, war er in emotionaler Hinsicht wohl kaum verlässlich.
Der Raum, in dem sich Rachel befand, sah wie ein Gästezimmer aus, aber ihr Gepäck war nicht darin. Das nächste Zimmer war ein mit Computer, Drucker, Faxgerät und Telefonanlage ausgestattetes Büro. Sebastian hatte sicher nichts dagegen, wenn sie den Computer benutzte, um ihre E-Mails zu überprüfen. Sie fuhr ihn hoch, während sie noch immer über ihre Entscheidung nachdachte, Sebastian zu begleiten, anstatt nach Hause zu fliegen. Eine gemeinsame Zukunft war so gut wie ausgeschlossen. Aber wegen ihrer Gefühle für ihn war sie jetzt hier in seiner Wohnung.
Sie liebte ihn. Es war die einzige Erklärung für ihren Entschluss, auf der Insel zu bleiben und mit ihm nach Athen zu kommen, obwohl sie wusste, dass er kein Interesse an einer dauerhaften Beziehung hatte. Welche Ironie, dass sie sich ausgerechnet in den Mann verliebt hatte, der durch das Benehmen ihrer Mutter darauf programmiert war, jede Frau aus der Familie Long zu meiden. Aber es gab Lottogewinner, und vielleicht konnte sie, Rachel, in Sachen Liebe eine Gewinnerin sein.
Sobald sie online war, überprüfte sie ihre E-Mails über die Website ihres Servers. Sie hatte zahlreiche Nachrichten bekommen. Es waren so viele, dass sie fast eine von einer Freundin ihrer Mutter erwischt hätte, als sie die ganzen Spam-Mails aus ihrem Posteingang löschen wollte. Rachel konnte gerade noch rechtzeitig innehalten und klickte auf die Nachricht. Sie erwartete eine Beileidsbezeugung, doch stattdessen war die E-Mail eine Schmähschrift über Matthias Demakis und seine Drohung, sich von Andrea scheiden zu lassen. Erst da wurde Rachel klar, dass die Nachricht am Tag des Unfalls geschrieben worden war. Sie hatte sie erst nach ihrer Abreise erhalten. Jetzt wünschte sie, sie hätte sie zusammen mit den Spams gelöscht.
Anscheinend hatte Matthias das schändliche Benehmen seiner Frau sattgehabt und ihr mitgeteilt, dass er sich von ihr scheiden lassen und nur eine kleine Unterhaltszahlung leisten wolle. Das hätte bei Weitem nicht ausgereicht, um weiterhin so ein ausschweifendes Leben zu führen. Die Freundin ihrer Mutter hatte gemeint, Rachel sollte nach Griechenland kommen und „Andrea in dieser Notlage zur Seite stehen“.
Den Vorschlag empfand Rachel als unanständig. Dass die Freundin ihrer Mutter darauf hinwies, es sei in Rachels eigenem Interesse, war genauso schlimm. Sie hatte Matthias Demakis niemals als Einnahmequelle betrachtet und hasste es, dass jemand so etwas annahm, nur weil sie Andreas Tochter war. Niemals
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